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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
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ihrer Familie und ihrer Heimat nachdachte, dann wollte er nichts äußern, was sie daran erinnerte.
    Er beschloß, den Verlauf der Unterhaltung ihrer Stimmung zu überlassen, und trat ein paar Schritte vor, bis sie sein dunkler Schatten an der Wand neben dem Fenster auf ihn aufmerksam machte.
    Sie wirbelte zu ihm herum, während er auf sie zuging und neben dem Fenster stehenblieb.
    Sie versuchte, ihm ihre Sorgen zu verheimlichen, und sagte leichthin: »Ich vermute, ich hätte nicht die geringste Aussicht auf Erfolg, wenn ich darauf bestehen würde, daß du in dein Bett zurückgehst.«
    Royce lehnte die Schulter an die Wand und widerstand dem Drang, ihrer Bitte zu folgen und sich schnell wieder hinzulegen - natürlich nur unter der Bedingung, daß sie ihm Gesellschaft leistete. »Woran hast du gedacht, als du aus dem Fenster gesehen hast?«
    Zu seiner Überraschung machte sie diese Frage unsicher. »Ich habe nicht nachgedacht.«
    »Was hast du denn getan?« fragte er mit wachsender Neugier.
    Ein wehmütiges Lächeln zeichnete sich auf ihren einladenden Lippen ab, dann wandte sie den Blick wieder zum Fenster. »Ich habe ... mit Gott gesprochen«, gestand sie. »Ich tue das öfter, es ist eine Gewohnheit.«
    Verblüfft erwiderte Royce. »Tatsächlich? Und was hat Gott gesagt?«
    »Ich glaube«, antwortete sie leise, »er sagte: >Keine Ursache, gern geschehen< als ich mich bei ihm bedankte.«
    »Wofür?«
    Jenny sah ihm in die Augen und erwiderte feierlich: »Für dich.«
    Mit einem abgrundtiefen Seufzen zog Royce sie an seine Brust und drückte sie fest an sich. »Jenny«, flüsterte er heiser und vergrub sein Gesicht in ihrem duftenden Haar. »Jenny, ich liebe dich.«
    Sie schmiegte sich eng an ihn und bot ihm ihren Mund für einen feurigen, leidenschaftlichen Kuß. Dann nahm sie sein Gesicht zwischen ihre Hände, sah ihm ganz tief in die Augen und sagte mit bebender Stimme: »Ich glaube, ich liebe dich auch.«
    Zufrieden lag Royce in der Dunkelheit, Jenny drückte sich an ihn und hatte den Kopf auf seine Schulter gelegt. Seine Hand strich träge über ihre Hüfte, während er ins Kaminfeuer sah und sich daran erinnerte, wie sie heute über den Turnierplatz mit wehendem Haar zu ihm gelaufen war. Die ganze Szene lief noch einmal vor seinem geistigen Auge ab. Jenny kniete vor ihm, stand auf und sah ihn mit hocherhobenem Kopf und tränenschimmernden Augen an.
    Eigenartig, dachte Royce, nach mehr als hundert siegreichen Schlachten habe ich den größten Triumph meines Lebens davongetragen, während ich allein, ohne Pferd und geschlagen, auf einem Turnierfeld stand.
    Noch am Morgen war ihm sein Leben düster wie der Tod erschienen, und heute abend hielt er die größte Freude in den Armen. Irgend jemand oder irgend etwas - das Schicksal oder Jennys Gott - hatte heute morgen auf ihn herniedergesehen, sein Elend erkannt und ihm Jenny wiedergegeben.
    Royce schloß die Augen und hauchte einen leichten Kuß auf Jennys Stirn. Danke, dachte er.
    Und er hätte schwören können, daß ihm eine Stimme antwortete. Keine Ursache, gern geschehen.

Epilog
    1. Januar 1499
    »Es ist seltsam, die Halle so leer zu sehen«, scherzte Stefan, als er die fünfundzwanzig Anwesenden betrachtete, zu denen auch die fünfzehn Männer von Royces privater Garde zählten, die gerade ein üppiges Abendessen beendeten.
    »Wo sind heute die Tanzbären abgeblieben, Liebes?« fragte Royce lachend und legte den Arm auf die Rückenlehne von Jennys Stuhl. Obwohl er sich über die Bären lustig machte, hatte er nie zuvor so schöne, angenehme Weihnachtstage erlebt wie dieses Jahr.
    »Ich sehe aus, als hätte ich einen verschluckt.« Jenny lachte und legte eine Hand auf ihren Bauch.
    Trotz ihrer fortgeschrittenen Schwangerschaft hatte Jenny darauf bestanden, daß alle Bewohner von Claymore die Tage zwischen dem Heiligen Abend und Epiphania auf traditionelle Weise feierten, und das bedeutete, daß die Festung zwei Wochen allen Besuchern offenstand. In den vergangenen acht Tagen wurde ohne Unterlaß gefeiert, und jeder Reisende, der vor Claymores Toren auftauchte, wurde eingeladen, mit der Familie zu essen und sich zu vergnügen. Am gestrigen Abend hatte ein großes Fest für die Bediensteten, Pächter und Dorfbewohner stattgefunden. Barden und Musikanten, Tanzbären, Jongleure, Akrobaten und sogar Komödianten hatten prächtig für Unterhaltung gesorgt.
    Jenny hatte Royces Leben mit Lachen und Liebe erfüllt, und bald würde sie ihm sein erstes Kind schenken.
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