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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
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stolz auf ihn gewesen. Selbst als er Ian MacPherson aus dem Sattel geworfen hatte, war sie von Stolz erfüllt gewesen.
    Hin und her gerissen wußte sie nicht, ob sie zu ihrem imposanten Gemahl halten und für ihn hoffen sollte, oder ob es ihre Pflicht war, an ihren Vater und ihre Verwandten zu denken. Von ihrem Fenster aus konnte sie den Turnierplatz nicht sehen, aber sie hörte, was vor sich ging. Nach dem häßlichen Spott und dem höhnischen Gebrüll der Menge zu schließen - ein Geräusch, das mit jedem Kampf lauter zu werden schien -, machten die Verlierer keine besonders gute Figur. Offenbar waren die Schotten nicht einmal einen höflichen Beifall wert...
    Wie vom Blitz getroffen zuckte sie zusammen, als die Tür zu ihrem Zimmer aufflog und an die Wand prallte.
    »Holt Euren Umhang«, brummte Stefan Westmoreland unheilvoll. »Ihr kommt mit mir zum Turnierplatz, und wenn ich Euch eigenhändig hinschleifen muß.«
    »Ich gehe nicht mehr dorthin«, versetzte Jenny und drehte sich wieder zum Fenster. »Ich habe keine Lust zu jubeln, wenn mein Mann Krüppel aus meinen Verwandten macht und sie in Stücke schlägt.«
    Stefan packte sie bei den Schultern und drehte sie zu sich herum - seine Stimme klang scharf und schneidend. »Ich sage Euch, was geschehen ist. Mein Bruder liegt da draußen und stirbt! Er hat geschworen, die Hand nicht gegen Eure Familie zu erheben, und in dem Augenblick, in dem Eure feinen Verwandten gemerkt haben, daß er ihnen nicht gefährlich wurde, haben sie sich bei dem Mannschaftskampf geschlossen auf ihn gestürzt und ihn massakriert.« Er schüttelte sie. »Sie haben ihn bei dem Kampf in Stücke gerissen. Und jetzt stellt er sich einem Gegner nach dem anderen - hört ihr, wie die Masse tobt? Sie verhöhnen ihn, weil er Euren Leuten keinen Schaden zufügen will. Er ist so schwer verletzt, daß er bestimmt nicht einmal mehr spürt, wenn er aus dem Sattel gestoßen wird. Er dachte, er könnte sie ausmanövrieren bei den Einzelturnieren, aber dazu ist er nicht mehr in der Lage. Und weitere vierzehn Schotten haben ihn zu einem Kampf herausgefordert.«
    Jenny starrte ihn fassungslos an, und ihr Puls raste, aber sie konnte sich nicht von der Stelle rühren. Es war wie in einem Alptraum, in dem sie rennen wollte, aber kein Muskel ihr gehorchte.
    »Jennifer!« rief Stefan aufgebracht. »Royce läßt sich umbringen!« Seine Finger bohrten sich schmerzhaft in ihr Fleisch. »Er ist da draußen und stirbt für Euch. Er hat Euren Bruder getötet und bezahlt dafür ...« Er verstummte, als sich Jenny von ihm losriß und aus dem Zimmer stürmte ...
    Garrick Carmichael spuckte neben Royce auf den Boden, als er als Sieger vom Feld ritt, aber Royce registrierte diese beleidigende Geste gar nicht. Er kämpfte sich auf die Knie und nahm nur im Unterbewußtsein wahr, daß das Brüllen und Toben der Zuschauer immer lauter wurde. Er schwankte und nahm seinen Helm ab. Seinen linken Arm konnte er gar nicht mehr bewegen, und der Helm entglitt ihm und fiel auf den Boden. Gawin lief auf ihn zu - nein, das war nicht Gawin, sondern jemand mit blauem Gewand. Er blinzelte und versuchte genauer hinzusehen, um herauszufinden, ob sich sein nächster Gegner schon auf ihn stürzte.
    Durch den Schleier von Schweiß, Blut und Schmerz, der ihm die Sicht raubte und sein Gehirn vernebelte, nahm er eine weibliche Gestalt wahr - sie lief zu ihm ... ihr langes Haar umwehte ihre Schultern und glänzte rotgolden in der Sonne. Jennifer! Ungläubig blinzelte er noch einmal und starrte in ihre Richtung, während die donnernden Schreie der Zuschauer in seinen Ohren gellten.
    Royce stöhnte und versuchte, sich mit dem unverletzten Arm aufzustützen. Jennifer war zurückgekommen - um seine Niederlage mitzuerleben ... oder seinen Tod. Dennoch durfte er nicht zulassen, daß sie ihn wie einen Wurm auf dem Boden liegend sah. Mit dem letzten Quentchen an Kraft, das ihm noch geblieben war, kam er taumelnd auf die Füße. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen, und seine Sicht klärte sich -es war keine Einbildung gewesen, Jennifer kam tatsächlich auf ihn zu. Eine schaurige Stille senkte sich über die Menschenmenge auf den Tribünen.
    Jenny unterdrückte einen Entsetzensschrei, als sie nah genug war und sehen konnte, daß sein linker Arm schlaff an seiner Seite hing. Sie blieb vor ihm stehen, und plötzlich hörte sie die donnernde Stimme ihres Vaters. Ihr Blick zuckte zu der Lanze, die neben Royces Füßen lag. »Heb sie auf«,
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