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Im Koenigreich der Traeume

Titel: Im Koenigreich der Traeume
Autoren: Judith McNaught
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kurze Rast machten.
    »Lady Jennifer«, rief einer der Dorfbewohner, »kommt schnell, es gibt Neuigkeiten vom Laird.«
    Jenny vergaß, daß sie die Haube aufsetzen wollte und rannte los. Die Kinder spürten ihre Aufregung, unterbrachen ihr Spiel und hefteten sich an ihre Fersen.
    »Was für Neuigkeiten?« erkundigte sich Jenny atemlos und musterte forschend die unerschütterlichen Gesichter der Clansmänner.
    Einer von ihnen trat vor, nahm respektvoll den Helm ab und klemmte ihn in die Armbeuge. »Seid Ihr die Tochter des Lairds of Merrick?«
    Als der Name Merrick fiel, hielten zwei Männer am Brunnen mitten in der Bewegung inne, und der Wassereimer platschte wieder in den Schacht. Sie tauschten alarmierte, boshafte Blicke aus, senkten schnell die Köpfe und hielten ihre Gesichter im düsteren Schatten.
    »Ja«, beteuerte Jenny rasch. »Habt Ihr Nachrichten von meinem Vater?«
    »Ja, Mylady. Er befindet sich mit einer großen Heerschar auf dem Heimweg und müßte in Kürze eintreffen.«
    »Gott sei Dank.« Jenny atmete erleichtert auf. »Wie steht es in der Schlacht von Cornwall?« erkundigte sie sich besorgt nach dem Kampf, den die Schotten ausfochten, um König Jakob und Edwards Anspruch auf den englischen Thron zu unterstützen.
    Sein Gesichtsausdruck beantwortete Jennys Frage, noch ehe er sagte: »Es war fast vorbei, als wir aufgebrochen sind. In Cork und Taunton sah es aus, als könnten wir gewinnen - genau wie in Cornwall, aber dann kam der Teufel persönlich, um das Kommando über Heinrichs Armee zu übernehmen.«
    »Der Teufel?« wiederholte Jenny verständnislos.«
    Der Mann verzog haßerfüllt das Gesicht und spuckte auf den Boden. »Ja, der Teufel - der Schwarze Wolf, möge er bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren, aus der er gekommen ist.«
    Zwei Bäuerinnen bekreuzigten sich, als müßten sie das Böse abwehren, das mit der Erwähnung des Schwarzen Wolfs - des meist gehaßten und gefürchteten Feinds von Schottland - heraufbeschworen worden war, und trotz des Schutzes der heiligen Mächte jagte ihnen die nächste Bemerkung des Mannes Todesängste ein.
    »Der Wolf kommt nach Schottland zurück. Heinrich schickt ihn mit einer neuen Armee, um uns zu zermalmen, weil wir Edwards Ansprüche gutheißen. Es wird Mord und Totschlag geben wie das letzte Mal - sogar ein noch schlimmeres Blutbad, Ihr werdet schon sehen. Die Clans haben sich eilends auf den Heimweg gemacht und bereiten sich auf die Schlacht vor. Ich glaube, der Wolf greift Merrick zuerst an, und danach macht er uns alle nieder, weil Euer Clan in Cornwall am meisten Engländern den Tod beschert hat.«
    Nach diesen Worten nickte er höflich, setzte seinen Helm wieder auf und schwang sich auf sein Pferd.
    Die rauhen Gesellen, die sich noch am Brunnen zu schaffen machten, brachen kurze Zeit danach auch auf und ritten die Straße entlang, die erst durchs Moor führte, ehe sie sich die Hügel hinaufwand.
    Nur zwei Männer sonderten sich ab. Sobald sie die Kurve hinter sich gebracht hatten und außer Sichtweite der Dorfbewohner waren, schwenkten sie nach rechts und trieben ihre Pferde im rasenden Galopp in den Wald.
    Hätte Jenny ihnen nachgesehen, wäre ihr vielleicht aufgefallen, daß die beiden im weiten Bogen zurückkamen und hinter ihr im Wald neben der Straße lauerten. Aber sie war viel zu beschäftigt mit dem Tumult, der augenblicklich unter den Bewohnern von Belkirk ausbrach. Alle waren in hellster Aufregung, weil das Dorf an der Route lag, die zur Festung der Merricks führte.
    »Der Schwarze Wolf kommt!« kreischte eine der Frauen und preßte ihr Baby beschützend an die Brust. »Gott erbarme sich unser.«
    »Er will Merrick angreifen«, schrie ein Mann voller Angst. »Er möchte den Laird of Merrick in seine Klauen bekommen, aber auf dem Weg zu ihm wird er Belkirk überrollen und dem Erdboden gleichmachen.«
    Plötzlich schwirrten lauter grausige Prophezeiungen von Feuersbrünsten, Tod und Gemetzel durch die Luft, und die Kinder drängten sich in stummem Entsetzen um Jenny. Für die Schotten, ob Adliger oder Tagelöhner, war der Schwarze Wolf böser und gefährlicher als der Leibhaftige, weil der Satan nur ein Geistwesen, der Wolf jedoch aus Fleisch und Blut war - der lebendige Herr des Bösen, ein skrupelloses Ungeheuer, das ihre Existenz hier auf Erden bedrohte. Er war das Schreckgespenst, mit dem die Schotten ihre Sprößlinge in Schach hielten. »Wenn du dich nicht anständig benimmst, holt dich der böse Schwarze Wolf«, ermahnten sie
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