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Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit

Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit

Titel: Tagebuch Eines Vampirs 03. In Der Dunkelheit
Autoren: Lisa J. Smith
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1. KAPITEL
    Elena trat auf die Lichtung. Unter ihren Füßen froren der Schlamm und die matschigen Blätter des abgefallenen Herbstlaubs zu Eis. Die Dämmerung war angebrochen. Obwohl der Sturm sich langsam legte, wurde es im Wald immer kälter.
    Elena spürte den eisigen Frost nicht. Auch die Dunkelheit machte ihr nichts aus. Ihre Pupillen waren weit geöffnet und fingen noch kleinste Spuren von Licht ein, die für das menschliche Auge schon nicht mehr wahrnehmbar waren. Sie konnte die beiden kämpfenden Männer unter der großen Eiche klar erkennen. Einer von ihnen hatte dickes, schwarzes Haar, das der Wind zu wilden Locken aufwühlte. Er war ein wenig größer als der andere. Obwohl Elena sein Gesicht nicht sehen konnte, wußte sie, daß seine Augen grün waren. Das Haar des anderen war ebenfalls schwarz, aber fein und glatt wie der Pelz eines Tieres. Sein geschmeidiger Körper verharrte in einer kauernden Haltung, wie ein Raubtier bereit zum Angriff. Seine Augen waren schwarz. Elena beobachtete beide einige Minuten bewegungslos. Sie hatte vergessen, warum sie gekommen war, warum sie das Echo des Kampflärms hergelockt hatte. Wieder vernahm
    sie in ihrem Kopf fast ohrenbetäubend die lautlosen Schreie von Wut, Haß und Schmerz, die von den Gegnern ausgingen.
    Kein Zweifel, es tobte ein Kampf auf Leben und Tod.
    Wer wird wohl gewinnen? dachte sie. Beide waren verwundet und bluteten. Der linke Arm des Größeren hing in einem unnatürlichen Winkel hinunter. Trotzdem hatte er seinen Gegner gerade gegen den knorrigen Stamm der Eiche geworfen. Sein Zorn war so stark, daß Elena ihn nicht nur hören, sondern auch fühlen und schmecken konnte. Sie wußte, daß die Wut ihm diese ungeheure Kraft verlieh.
    Und jetzt fiel ihr wieder ein, warum sie gekommen war. Wie hatte sie es vergessen können? Er war verletzt. Sein Wille hatte sie herbefohlen und sie mit Schockwellen von Wut und Schmerz überflutet. Sie war gekommen, um ihm zu helfen, weil sie zu ihm gehörte.
    Die beiden Gestalten lagen jetzt auf dem eisigen Boden und bekämpften sich wie Wölfe. Schnell und leise trat Elena zu ihnen. Der mit dem lockigen Haar und den grünen Augen -
    Stefan -, flüsterte eine innere Stimme ihr zu, war oben. Seine Finger krallten sich in die Kehle des anderen. Zorn übermannte Elena. Sie griff zwischen die beiden, um die würgende Hand zu packen und die Finger zu lösen.
    Es kam ihr gar nicht in den Sinn, daß sie zu schwach dazu sein könnte. Sie war stark genug, so einfach war es. Sie setzte ihr ganzes Gewicht ein und riß ihren Feind von seinem Gegner fort. Um sicherzugehen, schlug sie hart auf seinen verwundeten Arm und warf ihn flach mit dem Gesicht nach unten in das matschige, eisige Laub. Dann begann sie ihn von hinten zu würgen.
    Ihr Überfall hatte ihn überrascht, aber er gab sich noch lange nicht geschlagen. Er schlug zurück, seine gesunde Hand suchte nach ihrer Kehle, und sein Daumen bohrte sich in ihren Hals.
    Elena schnappte unwillkürlich mit den Zähnen nach der Hand.
    Ihr Verstand konnte es nicht begreifen, aber ihr Körper wußte, was zu tun war. Ihre Zähne waren eine Waffe. Sie durchbohrten das Fleisch und brachten es zum Bluten.
    Aber er war stärker als sie. Mit einer raschen Bewegung befreite er sich aus ihrem Griff und warf sie zu Boden. Dann war er über ihr. Sein Gesicht war wutverzerrt. Sie fauchte ihn an und stach mit den Fingernägeln nach seinen Augen. Er schlug ihre Hand einfach weg.
    Er würde sie töten. Sogar verwundet war er der Stärkere. Aus seinem Mund ragten scharfe Zähne hervor, die bereits rot befleckt waren. Wie eine Kobra war er bereit, zuzustoßen.
    Dann hielt er plötzlich inne, und sein Gesicht veränderte sich.
    Elena sah, wie die grünen Augen sich weiteten. Die Pupillen, die zu kleinen Löchern zusammengezogen gewesen waren, sprangen auf. Er starrte sie an, als würde er sie zum ersten Mal richtig sehen. Warum dieser Blick? Warum brachte er es nicht einfach zu Ende? Aber jetzt löste sich der eiserne Griff von ihrer Schulter. Die wutverzerrte Maske verschwand und wandelte sich in Verwirrung und ungläubiges Staunen. Er setzte sich zurück, half ihr, sich aufzurichten, und sah dabei die ganze Zeit in ihr Gesicht.
    „Elena“, flüsterte er. Seine Stimme klang gebrochen. „Elena, du bist es.“ Ist das mein Name? dachte sie. Elena? Es war im Grunde egal. Sie warf einen Blick auf die alte Eiche. Er war immer noch dort. Stand keuchend zwischen den aufgeworfenen Wurzeln und stützte sich
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