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Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

Titel: Dune 06: Die Ordensburg des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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Wer die Vergangenheit wiederholen wollte, müßte die Geschichtswissenschaft steuern.
Bene Gesserit-Folgerung
     
     
    Als der Ghola-Säugling den ersten Axolotl-Tank der Bene Gesserit verließ, ordnete die Ehrwürdige Mutter Darwi Odrade in ihrem privaten Speisezimmer im obersten Stock des Zentrums eine stille Feier an. Es war kurz vor Morgengrauen, und die beiden anderen Mitglieder ihres Rates – Tamalane und Bellonda – zeigten Ungeduld angesichts der Einladung, obwohl Odrade ein opulentes Frühstück bestellt hatte, das von ihrem Leibkoch aufgetragen wurde.
    »Schließlich ist es nicht jeder Frau vergönnt, die Geburt ihres eigenen Vaters in die Wege zu leiten«, witzelte Odrade, als die anderen darauf hinwiesen, daß sie von zu vielen anderen Aufgaben beansprucht würden, um es sich leisten zu können, ihre Zeit mit einem ›derartigen Unsinn‹ zu vergeuden.
    Lediglich die alternde Tamalane zeigte heimliche Erheiterung.
    Bellondas feiste Gesichtszüge blieben ausdruckslos, was oft ihre Version des Stirnrunzelns darstellte.
    War es möglich, fragte sich Odrade, daß Bell ihre Vorurteile bezüglich des relativen Überflusses in der Umgebung der Ehrwürdigen Mutter noch nicht überwunden hatte? Odrades Unterkunft war ein deutliches Zeichen ihrer Stellung, aber diese Vornehmheit repräsentierte ihre Pflichten mehr als jede Erhabenheit über ihre Schwestern. Das kleine Speisezimmer gestattete es ihr, während der Mahlzeiten ihre Berater zu konsultieren.
    Bellonda schaute hierhin und dahin, wartete offensichtlich darauf, gehen zu können. Odrade hatte – erfolglos – große Anstrengungen unternommen bei ihren Versuchen, Bellondas kühle, auf dem Vergangenen basierende Schale zu durchbrechen.
    »Es war schon ein komisches Gefühl, das Baby in den Armen zu halten und zu denken: Dies ist mein Vater «, sagte Odrade.
    »Du wiederholst dich!« sagte Bellonda mit einer Stimme, die aus ihrem Bauch kam; es war beinahe das Poltern eines Baritons, als würde jedes Wort ihr so etwas wie Übelkeit verursachen.
    Natürlich verstand sie Odrades bemüht witzige Bemerkung. Der alte Bashar Miles Teg war tatsächlich der Vater der Ehrwürdigen Mutter gewesen. Und Odrade hatte persönlich – und zwar mit ihren Fingernägeln – Zellen gesammelt, um einen Ghola züchten zu lassen: als Teil eines langfristigen ›Möglichkeitsplans‹, für den Fall, daß es ihnen gelänge, die Tleilaxu-Tanks zu kopieren. Aber Bellonda hätte sich lieber aus dem Orden hinauswerfen lassen als mit Odrades Ansichten über die lebenswichtige Ausrüstung der Schwesternschaft übereinzustimmen.
    »Ich finde es frivol, dergleichen um diese Zeit zu tun«, sagte Bellonda. »Diese wahnwitzigen Weiber jagen uns, weil sie uns ausrotten wollen – und du setzt eine Feier an!«
    Mit einiger Anstrengung gelang es Odrade, ihren milden Tonfall beizubehalten. »Wenn die Geehrten Matres uns aufspüren, bevor wir uns darauf eingerichtet haben, dann vielleicht deswegen, weil es uns nicht gelungen ist, unsere geistige Disziplin aufrechtzuerhalten.«
    Bellondas stummer Blick, der den Odrades traf, enthielt eine frustrierende Anklage: Diese schrecklichen Weiber haben bereits sechzehn unserer Planeten ausradiert!
    Odrade wußte jedoch, daß es falsch war, diese Planeten für Besitztümer der Bene Gesserit zu halten. Die nur lose organisierte Konföderation der planetarischen Regierungen, die sich nach den Hungerjahren und der Diaspora gebildet hatte, war zwar äußerst stark von den lebenswichtigen Diensten und der zuverlässigen Kommunikation der Schwesternschaft abhängig, aber die alten Fraktionen existierten noch immer: die MAFEA, die Raumgilde, die Tleilaxu, vereinzelte Zellen der Priesterschaft des Zerlegten Gottes – sogar Fischredner-Truppen und schismatische Vereinigungen. Der Zerlegte Gott hatte der Menschheit ein gespaltenes Imperium hinterlassen, dessen Fraktionen plötzlich heftig die wüsten Angriffe der Geehrten Matres aus der Diaspora debattierten. Die Bene Gesserit – deren Ansichten sich in den wesentlichen Punkten nicht verändert hatten – stellten ihr natürliches Hauptangriffsziel dar.
    Bellondas Gedanken entfernten sich nie weit von der Bedrohung, die die Geehrten Matres darstellten. Dies war eine Schwäche, die Odrade wohl erkannte. Manchmal dachte Odrade darüber nach, Bellonda durch eine andere zu ersetzen, aber selbst in den Reihen der Bene Gesserit gab es heutzutage Fraktionen, und niemand konnte in Abrede stellen, daß Bell eine
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