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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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sauber und übersichtlich. Die Bildschirme und Hologramme, die ihren verstellbaren Sessel umgaben, funktionierten alle einwandfrei. Weit von ihrer Heimat entfernt und allem, was ihr vertraut gewesen war, mit einer Geschwindigkeit von dreißig Kilometern pro Sekunde unterwegs in die Tiefen des äußeren Sonnensystems, war dies ihr Ruhepunkt, das Zentrum ihres Universums. Hier, umgeben von den Werkzeugen ihrer Arbeit, fühlte sie sich sicher.
    Offiziell war sie der Rechenabteilung zugeordnet, doch hatte sie sich mit der Hoffnung, ihre eigene Arbeit weiterverfolgen zu können, in diese Expedition eingeschleust. In dem Wissenschaftsklima, das sich in der Heimat herausbildete, wurde die Arbeit, für die sie sich interessierte, scheel angesehen.
    Bio-organische Rechner… Maschinen, die wirklich denken konnten… Dies waren Gebiete, die von der zunehmend konservativen Wissenschaft des einundzwanzigsten Jahrhunderts als unerwünscht und sogar gefährlich angesehen wurden. Selbst in ihrem technologiefreundlichen Hawaii war die Aufmerksamkeit, die ihre Arbeit in der Außenwelt fand, ihren Vorgesetzten immer unangenehmer geworden.
    Aber sie war immer überzeugt gewesen, daß organische Komponenten eines Tages Silizium und Gallium überlegen sein würden, und daß man aus Maschinen mehr machen könne als mechanische Vorrichtungen. Stochastische Prozessoren konnten zum Denken gebracht werden.
    Zur Rechten, unter einer Tischplatte versteckt, befand sich der gedrungene Kasten, der ihre eigene Simulationseinheit enthielt. Der organische Computer hatte sie die Arbeit von Jahren und fast alle Einkünfte gekostet, aber er war es wert.
    Kontrollämpchen blinzelten ihr zu, als die Tür sich seufzend hinter ihr schloß. Virginia ließ sich auf ihren Lehnstuhl nieder, der zurückgeklappt und als Liege verwendet werden konnte, schnallte sich zur Unterstützung der minimalen Schwerkraft an und sagte:
    »Hallo, Johnvon.«
    Der angeschlossene Bildschirm begann zu flimmern.
     
    HALLO, VIRGINIA
WIRD ES HEUTE ARBEIT ODER SPIEL SEIN?
     
    Sie lächelte. In dem Teil der nächsten achtzig Jahre, den sie wachend verbringen würde, hoffte sie große Fortschritte zu machen. Es mußte geschehen – selbst gegen den Druck einer steigenden Flut wissenschaftlichen Konservatismus.
    Aber schon jetzt war ihr Schützling das beste, was es auf diesem Gebiet gab: unkonventionell, auf der Basis biotechnologischer Erkenntnisse und Methoden, an deren Verbot in der Heimat nicht mehr viel fehlte, die in ihrer eigenen Einschätzung jedoch absolut überlegen war.
    Sie hatte die Einheit nach John von Neumann benannt, dem Erfinder der Spieltheorie. Der Programmrahmen konnte menschliche Verhaltens- und Reaktionsmuster gut genug nachahmen, um eine ahnungslose Person während eines angelegentlichen Gesprächs am Bildtelefon minutenlang in dem Glauben zu lassen, das Gesicht und die Stimme des Teilnehmers am anderen Ende gehörten einem wirklichen Menschen und seien keine Computersimulation.
    Johnvon konnte sogar einen anzüglichen Witz erzählen, dazu den schlauen Gesichtsausdruck imitieren und zur richtigen Zeit schmunzeln.
    Beispiellos, ja. Aber solche Kunststücke waren noch keine echte ›künstliche Intelligenz‹ – nicht in dem Maße, wie es nach Virginias Meinung möglich sein sollte.
    Das molekulare Material in diesem Fünf-Liter-Behälter sollte imstande sein, die komplexe stehende Welle in einem menschlichen Gehirn nachzubilden. Virginia war sich dessen gewiß. Zu Hause war man anderer Meinung gewesen, und so hatte das Projekt niemals die wünschenswerte Förderung erfahren.
    In den nächsten Wochen würde ihr wenig Zeit für ihre privaten Experimente bleiben. Sie mußte ihre Arbeitskraft und ihre Rechnerkapazität einschließlich Johnvon zur Unterstützung des Schiffs-Programmrahmens einsetzen. Nahezu all ihre Zeit war der Vorbereitung der mathematischen Modelle gewidmet, die Kapitän Cruz und seine Navigatoren ständig benötigten.
    Später aber, während der Jahre ihres Wachdienstes, würde sie Zeit haben. Zeit, sich ganz auf ihre Arbeit zu konzentrieren.
    In früheren Zeiten, dachte sie, hatte man sich auf kühne Pläne verstanden. Man hatte nicht an Grenzen geglaubt, weil man sie noch nicht erreicht hatte. Es erklärte ihre Vorliebe für alte Abenteuerromane und -filme aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts. Zwar hatten die Leute damals mit ihrer Gier die Schönheiten der Erde zerstört und ihre Welt beinahe zugrunde gerichtet, aber Virginia
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