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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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fühlte sich ihnen enger verwandt als ihren Zeitgenossen. Sie war von dem gleichen Ehrgeiz besessen, der jene Leute nicht hatte ruhen noch rasten lassen, bis sie Computer, Atombomben und Raketen gehabt hatten. Wie Virginia hätten sie keine Mühe gescheut, Maschinen zu entwickeln, die denken konnten.
    Sie sah auf die Uhr. »Wie wäre es mit zwanzig Minuten Unterhaltung, Johnvon?«
    Sie nahm ein Kabel von der Konsole und strich das Haar von einer weißlichen Beule an ihrem Hinterkopf zurück. Der Kontakt klickte, und ihrem Kopf begleitete eine klangvolle Stimme die Zeichen auf dem Bildschirm.
     
    EIN GEDICHT, VIRGINIA?
     
    Sie antwortete rasch mit einer aus dem Augenblick geborenen Improvisation:
     
»Ka Honua
- Mein Heimatland,
E hoomanao no au ia oe
- Dein will ich immer gedenken.
 
Möcht wissen, was er gerne tut,
Und ob einen Gruß ich wert ihm bin…«
     
    Nach einem Augenblick kam die Antwort auf den Bildschirm. Ihre akustische Verbindung erwachte zum Leben.
     
    STILVERMISCHUNG, VIRGINIA?
BEZIEHT SICH DER ZWEITE TEIL AUF LIEBE?
     
    Sie errötete. »Oh, sei still, Dummchen! Komm, laß uns sehen, wie es um deine Gesprächsroutine bestellt ist.«

 
4

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CARL
     
     
    Die staubige Eisfläche war verschiedenfarbig gefleckt, durchlöchert und von Spuren durchzogen.
    Carl Osborn wendete seine Arbeitskapsel und flog von der scharf sich abzeichnenden Dämmerungslinie zum Nordpol, wo ihr Stützpunkt wuchs.
    Die körnige, bucklige graue Oberfläche veränderte sich jetzt rasch. Maschinen, gedrungenen Ameisen gleich, bewegten sich darauf hin und her und bereiteten Landeplätze vor. Andere bohrten mit Mikrowellengeräten Stollen ins Eis und störten mit ihren Emissionen den Funksprechverkehr. Alle paar Minuten mußte Carl die Frequenz einstellen, bis die Interferenz aufhörte.
    Schacht 4 war nahezu fertig, ein gähnendes weites Loch wie eine Augenhöhle. Er sollte bald die erste Gruppe von Kühlfächern mit Schlafenden aufnehmen. Ein Kilometer Eis und Gestein würde die Schläfer sicher vor der tödlichen Gefahr kosmischer Strahlung schützen, deren Intensität durch häufige Sonnenausbrüche immer wieder emporschnellte.
    Aushöhlungen und Schmelzlöcher umgaben den Schacht in willkürlicher Anordnung. Mit den Entladungen ihrer Treibstoffzellen hatten die Maschinen das krustige Eis mit Narben gezeichnet. Verschüttete Chemikalien hatten sich zu pulvrigen grünen und gelben Flecken verbreitet. Überflüssige Gittermasten, leere Behälter, Muffen und Mantelrohre lagen überall verstreut. Was der Mensch auch immer studieren möchte, dachte Carl mißmutig, verdirbt er vorher.
    Über dem stark gekrümmten Horizont kaum sichtbar, aber nun entlang der Dämmerungslinie allmählich in Sicht kommend, waren die schwarzen Gasrückhalteblenden. Sie waren Teil eines noch nicht abgeschlossenen Experiments und sollten Menschen und Gerät vor den hohe Geschwindigkeiten erreichenden Gas- und Staubwirbeln schützen und gleichzeitig Elektrizität aus der Sonneneinstrahlung gewinnen. Ihre Schatten reduzierten das Ausgasen des Kometenkopfes auf einem Achtel der Oberfläche, so daß eine Asymmetrie erzeugt wurde. Die beweglich aufgestellten Blenden konnten auch Wärme einfangen und damit das Ausgasen auf der Nachtseite des Kerns verstärken. Man versprach sich davon eine schwache, aber gleichmäßig wirkende Kraft, die mit der Zeit die Umlaufbahn des Kometen verändern konnte.
    Das jedenfalls besagte die auf Berechnungen gestützte Theorie der Astronomen. Für Carl war die Aufstellung der großen schwarzen Blenden eine Woche angestrengter Arbeit gewesen. Sie waren zu empfindlich, als daß man ihre Aufstellung allein den Maschinen hätte überlassen können. Und so hatten er und Lani und Jeffers sie an die beweglichen Arme montiert, die sie durch ferngesteuerte Signale bewegen sollten. Die Ingenieure und Astronomen waren immer noch mit der Feineinstellung beschäftigt. Einmal in Betrieb, sollten die Blenden fortlaufend Daten liefern, die während der langen Reise ins äußere Sonnensystem analysiert werden konnten.
    Es war schwierig zu unterscheiden, was ein beabsichtigtes Experiment und was herumliegendes Abfallmaterial war, und er fragte sich, wie es mit der Verschmutzung des Kometenkerns weitergehen würde. Wenn sie das gegenwärtige Tempo beibehielten, brauchten sie keine siebzig Jahre, um diese Eisflächen gründlich mit Chemikalien, Schmelzlöchern und Unrat zu verunreinigen.
    Aus dem Schatten der Dämmerungslinie zog sich ein
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