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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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schwarzem Himmel.
    Als er an der Unfallstelle eintraf, fand Carl etwas, was weniger einem Menschen als vielmehr einem geschwärzten, verzerrten, schlecht gebratenen Huhn ähnelte.
     
    Umolanda war die zweite.
    Der Zeitplan ließ nicht viel Raum, Kato zu betrauern. Ein Arzt und ein Sanitäter kamen vom Flaggschiff, der Edmund Halley, zur Oberfläche herab, um Katos Leichnam zur Obduktion mitzunehmen, aber dann hieß es zurück an die Arbeit.
    Carl hatte schon vor Jahren gelernt, trotz beunruhigender Nachrichten, Unfälle, Verwirrungen weiterzuarbeiten. Den Tod eines Kollegen mit einem Achselzucken abzutun, war weniger leicht. Er hatte Katos Energie, seinen schlagfertigen Humor und seine Zuversicht gemocht. Das Versprechen, dem Andenken des Freundes wenigstens eine gründlich betrunkene Gedächtnisfeier zu widmen, blieb ein unvollkommener Trost.
    Carl und Jeffers richteten das Bohrgerüst wieder auf, Carl schnitt den verbogenen Abschnitt des Gittermasts heraus, und gemeinsam setzten sie ein neues Stück ein. Während Carl es hielt, ließ Jeffers die Flamme des Schweißbrenners über die Nahtstellen züngeln. Die selbstschweißende Legierung verband sich in orangegelber Glut. Die Reparatur war erledigt, bevor Katos Leichnam an Bord der Edmund Halley eintraf.
    Über der nahen Krümmung des Horizonts erschien Umolanda. Die blaßblauen Stichflammen ihrer Impulsdüsen trieben sie das Äquatorialkabel entlang. Die einfachste Art und Weise, den unregelmäßigen Eisball des Kometenkerns zu umkreisen, bestand darin, daß man sich am Äquatorialkabel oder dem rechtwinklig dazu verlaufenden Polarkabel einhängte und die Impulsdüsen betätigte. Das Kabel hielt einen wenige Meter über der Oberfläche und seine magnetischen Verankerungen klinkten im Augenblick des Durchgangs automatisch aus, um den Reibungsverlust so gering wie möglich zu halten.
    Umolanda war für den Innenausbau verantwortlich, die Ausformung der unregelmäßigen Bohrschächte zu geraden Stollen und Räumen. Sie traf Carl beim Eingang zu Schacht 3, etwa einen Kilometer vom Schauplatz des Unfalls entfernt. Das Bohrgerüst hatte die Arbeit schon wieder aufgenommen.
    »Eine dumme Geschichte«, sagte sie in das helmintegrierte Funksprechgerät.
    »Ja.« Die Erinnerung an den Anblick des Toten verdüsterte Carls Miene. »Ein netter Kerl, obwohl er die ganze Zeit diese alten Videofilme laufen ließ.«
    »Wenigstens war es ein rascher Tod.«
    Dazu hatte er nichts zu sagen, wollte hier draußen ohnehin nicht lange darüber reden. Wer wollte, konnte mithören, und es hielt die Arbeit auf.
    Umolandas sanfte Augen musterten ihn durch die schmutzbespritzte Scheibe des Helmes. Der Halsring verbarg ihr gespaltenes Kinn. Er war überrascht, daß dieser Umstand sie als eine auffallend schöne Frau erscheinen ließ, deren ebenholzfarbene Haut durch die hohen Backenknochen einen Ausdruck ironischer Verschmitztheit erhielt. Seltsam, daß es ihm vorher nie aufgefallen war.
    »Haben Sie die Ursache festgestellt?« fragte sie.
    »Ich habe die Stelle überprüft, wo der Gittermast sich aus der Verankerung löste«, sagte Carl. »Anscheinend hat ein darunterliegender Hohlraum nachgegeben.«
    Sie nickte. »Nicht überraschend. Ich habe unten immer wieder solche Hohlräume gefunden, die sich bildeten, als radioaktive Kerne in ferner Vorzeit das Eis erwärmten. Wenn heiße Gase und Wasserdampf von den Bohrarbeiten durch einen dieser Hohlräume zur Oberfläche entweichen, können sie weiteres Abschmelzen und Einbrüche verursachen.«
    Carl blinzelte zum Horizont und stellte sich den ganzen Kometenkopf von gewundenen Stollen und Schächten durchlöchert vor. »Das wird es sein.«
    »Hätte der Bohrer nicht ausgeschaltet werden sollen, sobald er aus der Richtung kam?«
    »Doch.«
    »Und der Schalter?«
    »Der Sicherheitsschalter war defekt«, sagte Carl verdrießlich. »Funktionierte nicht, das verdammte Ding.«
    Sie zog die Brauen zusammen. »Wieder fehlerhaftes Material!«
    »Ja. Irgendein Unternehmen hat seine Gewinnspanne ein wenig verbessert.«
    »Haben Sie es gemeldet?«
    »Selbstverständlich. Aber die Lieferung von Ersatzteilen ist ein Kapitel für sich.« Er lächelte ironisch.
    »Es wird immer Unfälle geben. Auch auf Encke haben wir Leute verloren.«
    »Das macht es nicht leichter.«
    »Gewiß nicht.«
    »Übrigens war Encke ein Muster von einem Kometen. Alt. Ausgegast. Jede Menge fester, sicherer Fels.«
    Sie lächelte. »Vielleicht kann dieses Eis uns langfristig am Leben
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