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208 - Nach der Eiszeit

208 - Nach der Eiszeit

Titel: 208 - Nach der Eiszeit
Autoren: Christian Schwarz
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Der zwei Meter zwanzig große Hüne warf sich gedankenschnell zur Seite. Niemand, der ihn zum ersten Mal sah, hätte Mombassa diese Beweglichkeit zugetraut.
    Er rollte über die Schulter ab, während das mächtige Schlangenhaupt knapp an ihm vorbei in niederes Strauchwerk krachte. Dabei rutschte ihm der Lioon-Schädel vom Kopf. Der Wawaa-Krieger grunzte.
    Den Schwung seiner Eigenbewegung nutzend, kam er sofort wieder auf die Beine.
    Die Snaak zog ihren Kopf zurück und ließ ihn knapp über dem von Moos bewachsenen Boden pendeln. Die gespaltene Zunge wischte durch die Luft. Damit suchte sie das soeben verfehlte Opfer.
    Mongoo schoss derweil einen Pfeil nach dem anderen auf die Snaak ab. Sie bohrten sich in den muskulösen Leib und ließen das Biest zunehmend rabiater werden.
    »Lass es, Mongoo!«, brüllte Mombassa. Sofort stellte der kleine, gedrungene Krieger mit der Pfauenfederkrone auf dem Kopf seine Angriffe ein. Sie waren ein seit vielen Jahren eingespieltes Team und Mombassa der unumschränkte Anführer.
    Der Hüne nahm ein paar Steine hoch und warf sie auf die Snaak. Er traf sie knapp über dem Auge. Sofort stand er wieder im Fokus ihrer Aufmerksamkeit. Dieses Mal wich Mombassa dem heran schießenden Kopf nicht aus.
    Während sich das Maul groß und schwarz wie eine Höhle vor ihm auf tat, stieß er mit großer Wucht ein Messer in die Zunge. Und zwar genau dort, wo sie sich spaltete.
    Mit Lauten, die an das Schreien eines Schafs erinnerten, zog die Snaak den Kopf nach oben. In fünf Metern Höhe peitschte sie ihn hin und her. Der Schmerz musste sie fast wahnsinnig machen.
    Yao, der Erste Maschiinwart der Huutsi, hielt den Atem an, als das riesenhafte Monster nachfasste und die zappelnde Bantu verschluckte. Die hat’s hinter sich, dachte er, da kein Huutsi je auf die Idee gekommen wäre, sich mit hoffnungslosen Fällen zu beschäftigen. Auch Freundschaft war bei den Huutsi weitaus seltener zu finden als Intrigenspiele verschiedenster Art. So verblüffte ihn die Opferbereitschaft der beiden Wawaa-Männer zuerst einmal.
    Aber nur für einige Momente. Yao war selbst von ungezügelter Wildheit und Tapferkeit. Die verschlungene Bantu war ihm gleichgültig, Mongoo auch. Aber mit Mombassa hatte er große Pläne. Dem Hünen durfte nichts passieren!
    Yao zog die Pistool aus seinem Gürtel. Mehrere Male legte er an, um dem Biest von unten in den Kopf zu schießen. Zu gefährlich. Er hätte Bantu treffen können, die als deutlich sichtbare Ausbuchtung im Hals knapp unterhalb des Schädels steckte. Yao ahnte, dass ihm Mombassa das niemals verziehen hätte.
    Der Huutsi mit der Figur eines Modellathleten steckte die Waffe zurück in den Gürtel und spurtete los. Er sprang im Zickzack über Wurzeln und Äste, hinüber zu der abgestürzten Flugmaschiin. Als der Schlangenleib wie eine Wand auf ihn zukam, warf er sich auf den Bauch und zog den Kopf zwischen die Schultern. Er spürte den Luftzug, als der muskulöse Körper knapp über ihn hinweg zischte. Keuchend sprang er hoch. Yao wand sich am Schlangenleib vorbei, der aus der ehemaligen Einstiegsluke schaute. Die war vom Absturz und vom Baum, der daraus wuchs, längst um ein Vielfaches erweitert worden.
    Beim Baum verharrte er einen Moment, schwang sich dann auf den ersten Ast und hangelte sich direkt neben dem Schlangenkörper nach oben. Der Huutsi konnte klettern wie ein Monkee. Während die Soldaten seines Volkes den Müßiggang liebten, ertüchtigte er seinen Körper, wann immer er konnte.
    In sechs Metern Höhe, auf einem dicken Ast, verharrte er. Knapp neben ihm befand sich der Flugzeugkörper.
    Yao spähte durch das Fenster direkt vor ihm. Im Gewirr der Pflanzen und Lianen sah er Teile eines menschlichen Skeletts. Es hing, ebenfalls von Pflanzen durchrankt, verkrümmt in einem Sessel.
    Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem Kampf zu. Der Schlangenkopf stieß soeben auf Mombassa zu. Yao hielt unwillkürlich den Atem an, denn diesmal sprang der Hüne nicht zur Seite!
    Im nächsten Moment schoss der riesige Schädel nach oben und schleuderte wild in der Luft hin und her. Ein Dolch steckte in seiner Zunge!
    Der Kopf kam bis auf wenige Meter an den Huutsi heran. Yao legte die Pistool an und verfolgte seine Bewegungen mit ausgestrecktem Arm. Als der Moment günstig war, drückte er ab.
    Der Knall brach sich am Flugzeugrumpf und den umliegenden Felsen. Die Kugel schlug in den Hinterkopf der Snaak. Yao schickte eine zweite hinterher.
    Das Monster fiel wie vom Blitz
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