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Im Herzen des Kometen

Im Herzen des Kometen

Titel: Im Herzen des Kometen
Autoren: Gregory Benford , David Brin
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natürlichen Vettern so verschieden war wie der Mensch vom Affen.
    »Saul, die Bewegung für Rückbesinnung und Erneuerung lehrt uns, daß wir sorgfältig überlegen müssen, bevor wir in natürliche Abläufe eingreifen. Die Fehler der Vergangenheit haben gezeigt, wie gefährlich das sein kann.«
    Saul blickte zum Hologramm des Mikroskops auf, wo sein winziges Versuchstier noch immer durch das Versuchsprogramm gejagt wurde. Es pulsierte nach wie vor nahe der Nadelspitze – gequält aber wohlauf.
    »Ich…« Dann schüttelte er den Kopf und verstummte. Er konnte sich denken, was seinen Freund beunruhigte.
    »Noch kein Zeichen von der Newburn?«
    Matsudo schüttelte den Kopf. »Kapitän Cruz und seine Offiziere halten noch Ausschau. Vielleicht, wenn der Komet sich weiter beruhigt, wenn der Schweif sich weiter zurückbildet und die Ionisierung geringere Störungen verursacht… Glücklicherweise waren dort nur vierzig Leute an Bord. Wäre es einer der anderen Transporter, die Sekanina, oder die Whipple, oder die Delsemme… « Er zuckte die Achseln.
    Saul nickte. Kein Wunder, daß Matsudo reizbar war. Mehr als dreihundert Männer und Frauen waren vier Jahre vor der Edmund Halley ausgesandt worden, zusammen mit dem größten Teil des schweren Materials. Sie befanden sich – bei herabgesetzten Lebensfunktionen bis nahe an den Gefrierpunkt abgekühlt – an Bord von vier selbststeuernden Raumsonden, deren viele Kilometer weit ausladende Gazesegel den Strahlungsdruck des Sonnenwindes als Antriebskraft nutzten.
    Nur die ›Gründermannschaft‹ nahm den schnellen, energiewirtschaftlich kostspieligen Weg an Bord der alten Edmund Halley. Nach ihrem Eintreffen – sie hatten ihren Treibstoff bei der Angleichung an die beschleunigte rückläufige Bahnbewegung des Kometen nahezu aufgebraucht – war es die erste Aufgabe der Gründungsmannschaft, die nötigen Vorbereitungen zur Bergung der zylindrischen Raumsonden zu treffen, in denen die Masse der Expeditionsteilnehmer in Tiefschlaf lag.
    Beide Reisearten hatten ihre Nachteile. Die Leute an Bord der Edmund Halley hatten während der mehr als einjährigen Reise durch den Raum beengte Lebensumstände und Langeweile zu ertragen. Außerdem teilten sie die in letzter Zeit offenbar gewordenen Gefahren, die mit der Errichtung eines Stützpunktes verbunden waren.
    Auf der anderen Seite hatten sie eine gewisse Möglichkeit, ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Es war nicht ihr Los, jahrelang im Kälteschlaf dahinzutreiben und sich darauf verlassen zu müssen, daß andere sie einholten, ihr Fahrzeug bargen und sie schließlich weckten.
    Würden die Männer und Frauen der Newburn für alle Zeit durch den Raum treiben? Wenn Cruz und seine Mannschaft die Sonde nicht entdeckten, würde sie vielleicht nie, vielleicht erst in einem fernen Zeitalter von anderen gefunden werden. In welch einer Welt mochten sie nach so langer Fahrt auf dem Strom der Zeit erwachen? Falls sie jemals wieder erwachten…
    »Es werden lange achtzig Jahre sein, Saul.« Matsudo schüttelte nachdenklich den Kopf und betrachtete die Bildwand, die den Halleyschen Kometen in seiner vollen Prachtentfaltung vor dem Hintergrund des Sternhimmels zeigte. Der lange Schweif aus Plasma und Staub schimmerte wie phosphoreszierendes Plankton in nächtlicher See. »Eine lange Zeit wird verstreichen, bis wir die Heimat wiedersehen.«
    Saul verbarg das eigene bange Vorgefühl dem Freund zuliebe hinter einem Lächeln. »Wir werden den größten Teil davon verschlafen, Akio. Und wenn wir dann heimkehren, werden wir reich und berühmt sein.«
    Matsudo schnaufte skeptisch, anerkannte aber Sauls gute Absicht mit einem Lächeln. Ironie war der gemeinsame Wesenszug, der sie zu Freunden machte, waren sie auch sonst oft verschiedener Meinung.
    Ein Glockensignal ertönte, und Saul blickte auf, als die Nadel der Sonde sich aus dem Salzwassertropfen zurückzog. Das kleine Versuchstier trieb jetzt grau und leblos. Der letzte Versuch der Testreihe hatte den Beweis zu erbringen, daß die Cyanuten noch immer leicht abgetötet werden konnten, sollte es jemals notwendig werden.
    Er fragte sich, ob es das Vorrecht eines Schöpfers sei. Oder beugten sich seine Schultern kaum merklich unter einer weiteren kleinen Schuld?
    Schon näherten sich beutesuchende Einzeller dem mikroskopischen Leichnam. Saul streckte die Hand aus und schaltete die Bildübertragung ab.

 
3

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VIRGINIA
     
     
    Es roch ranzig nach ungewaschenem Mensch. Virginia rümpfte die Nase,
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