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Im galaktischen Reich

Im galaktischen Reich

Titel: Im galaktischen Reich
Autoren: Gordon R. Dickson
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produziert, der dazu programmiert war, genau die Bewegungen des lebenden Stieres, den sie auf Alpha Centauri III beobachtet hatten, nachzuahmen. Sie wußten allerdings nicht, daß die lebenden Stiere von den Biologen auf der Erde ebenfalls dazu programmiert worden waren, ebendieselben Bewegungen zu vollführen.
    Der genaue Vorgang wurde bis zum Augenblick des Tötens durchexerziert. Als sich Jims Schwert in den Stier bohrte, brach die medianische Kreatur gehorsam zusammen. Jim blickte sich im Kreis seiner Schüler um und fragte sich, ob es wohl an der Zeit sei, den Unterricht zu beenden. Aber die kleinen braunen Männer schienen zu erwarten, daß es sofort weiterging.
    Als er die Pantomime ein zweites Mal vorführte, wandte Jim seine Aufmerksamkeit von dem mechanischen Tier ab, mit dem er übte, und begann die kleinen Männer zu studieren. Er stellte fest, daß trotz aller Sicherheit, mit der sie sich bewegten, die einzelnen Schritte und Gesten plump wirkten. Es war weniger eine Plumpheit des Geistes als vielmehr der Muskeln. Diese Männer taten, wozu man sie programmiert oder instruiert hatte. Aber der instinktive Zusammenhang von Wollen und Körperaktion fehlte.
    Jim ging das Programm noch zweimal durch, bevor er den Unterricht beendete. Inzwischen waren auch seine eigenen Bewegungen automatisch geworden, ohne innere Spannung, und er war ziemlich müde. Vier Tage lang wiederholte er immer denselben Stierkampf, wie er auf Alpha Centauri III stattgefunden hatte, bis die Bewegungen der kleinen Männer mit den langen Haaren nicht mehr so mechanisch, sondern natürlicher wirkten.
    Im Verlauf dieser Tage hatte er die Entdeckung gemacht, daß er die Bewegungen des Stieres variieren konnte, und zwar auf dieselbe Art absichtlicher geistiger Vorstellungsbilder, die Ro ihm an Bord des Schiffes beigebracht hatte. Irgendwo auf der Thronwelt mußte sich eine Hauptenergiequelle befinden, die seine Gedanken genauso in Wirklichkeit umsetzte, wie dies der Mechanismus des Schiffes bewirkt hatte. Am sechsten Tag führte er demzufolge seine Cuadrilla in eine neue Form des Stierkampfes ein.
    Er hatte sich deshalb dazu entschlossen, weil jeder der tiefgekühlten Stiere, die er mit auf die Thronwelt gebracht hatte, auf eine andere Kampfart programmiert war – für den Fall, daß die Hochgeborenen argwöhnten, die Stiere seien alle auf bestimmte Weise programmiert. Jetzt brachte Jim seinen neuen Assistenten, die Kampfart bei, die bei dem letzten Stier in den Kühlboxen anzuwenden war. Diesen letzten Stier durfte er nur sehr vorsichtig einsetzen. Er hoffte, daß es entweder nie dazu kommen würde oder seine Behelfscuadrilla bis dahin die erforderlichen Bewegungen vergessen haben würde.
    Er bewohnte eine Art Suite in einem einstöckigen, endlos scheinenden Gebäude. Im Gegensatz zu den Räumen auf dem Schiff hatten die Räume auf der Thronwelt Türen und waren durch Korridore miteinander verbunden. Es schien ihm freizustehen, sich von einem Raum in den anderen zu bewegen, wie er Lust hatte, und das tat er auch eifrig. Aber obwohl er auch außerhalb seiner Suite andere Gebäudeteile, Höfe und Gärten durchforschte, begegnete ihm kein Hochgeborener, sondern nur Männer und Frauen einer offensichtlich niedrigeren Rasse, die auf der Thronwelt als Dienstboten fungierten.
    Ro hatte er seit dem Verlassen des Schiffes nicht mehr gesehen. Dafür war Afuan mehrmals erschienen und hatte sich erkundigt, ob die Trainingsstunden gute Fortschritte machten. Sie hatte weder Freude noch Ungeduld gezeigt. Aber als endlich der Tag kam, an dem er ihr vom Abschluß seines Unterrichts berichten konnte, zeigte sie sich sehr zufrieden.
    »Wunderbar! Dann werden Sie morgen oder übermorgen dem Herrscher vorgeführt.«
    Sie verschwand und kehrte am nächsten Morgen wieder, um ihm mitzuteilen, daß der Stierkampf in etwa vierzig Minuten stattfinden würde – nach Erdenzeit gerechnet.
    »In so kurzer Zeit kann ich meine Stiere nicht auftauen und wiederbeleben«, wandte Jim ein.
    »Dafür wurde bereits gesorgt«, erwiderte Afuan und entschwand. Hastig begann Jim in seinen glänzenden Anzug zu schlüpfen. Eigentlich hätte ihm ein Assistent beim Ankleiden helfen müssen, aber es war weit und breit keiner zu sehen. Als Jim sich zur Hälfte in sein Kostüm hineingequält hatte, wurde ihm das Komische der Situation bewußt, und er lachte laut auf.
    »Ro, wo sind Sie?« fragte er die weißen Wände seines Zimmers. »Wenn ich Sie brauche, sind Sie nicht da.«
    Zu seiner
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