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Im galaktischen Reich

Im galaktischen Reich

Titel: Im galaktischen Reich
Autoren: Gordon R. Dickson
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waren.
    Trotzdem spürte Jim nach einiger Übung das gleiche Gefühl, das er schon gespürt hatte, als er mit Ro ins Kühlhaus versetzt worden war – ein Gefühl, als würde eine Feder über die Oberfläche seines Gehirns streicheln. Gleichzeitig wurde er von der einen Ecke des Raumes in die andere bewegt. Nach wenigen Minuten war ihm der Trick geläufig, und er bewegte sich mit spielerischer Leichtigkeit von einem Raum zum anderen, wenn er sich dabei auch auf die Räume des Schiffes beschränken mußte, die er schon kannte.
    Ro führte ihn wieder in ihr Quartier, und jetzt begann der soziologische Teil des Unterrichts. Beide waren von Jims Fortschritten innerhalb weniger Tage überrascht. Und Jim war außerdem verblüfft, weil Ro über ein fundamentales Wissen verfügte, das alle Aspekte des Lebens der Hochgeborenen einschloß. Sie war darüber genauso umfassend orientiert wie über die Struktur des Schiffes. Sie würde zwar nie im Leben in die Lage kommen, die Wand mit den blinkenden Lichtern bedienen zu müssen. Aber wenn es sein mußte und man ihr die geeigneten Werkzeuge und das richtige Material zur Verfügung stellte, würde sie das Schiff von Grund auf konstruieren können. Ro war ihrerseits erstaunt, weil sie Jim alles nur jeweils einmal erklären mußte.
    »… sind Sie auch sicher, daß Sie das alles behalten können?« unterbrach sie sich immer wieder. »Ich habe noch nie gehört, daß ein Nichthochgeborener sich nicht immer wieder alles vorsagen mußte, damit er es im Gedächtnis behält.«
    Jim pflegte dann mit der Wiederholung der letzten Sätze zu antworten, die sie vorgetragen hatte. Daraufhin fuhr sie beruhigt, wenn auch nicht restlos überzeugt, fort. Und Jim nahm immer neue Erkenntnisse über die Thronwelt und das Leben der Hochwohlgeborenen in sich auf. Und über das Reich, das die Hochgeborenen regierten.
    Allmählich fügte sich ein klar umrissenes Bild vor seinem geistigen Auge zusammen. Merkwürdigerweise waren die Hochgeborenen keine direkten Abkömmlinge der ursprünglichen Einwohner der Thronwelt, die mit der Kolonisation der anderen bewohnten Welten des Reiches begonnen hatten. Die jetzigen Regenten des Reiches waren in ihre Führungsposition gelangt, weil sie eher schwach als stark gewesen waren.
    Zu Beginn hatte die Thronwelt versucht, die Kontrolle über alle kolonialisierten Welten zu behalten. Aber dieses Wollen wurde bald von der Zeit besiegt und von den immensen Weiten, die sich zwischen der Thronwelt und den anderen Welten erstreckten. Die neueren Welten wurden sehr rasch autonom. Und als das Reich sich so weit nach allen Richtungen ausgedehnt hatte, bis es in die Bereiche des Alls vorgedrungen war, wo in meßbarer Entfernung keine bewohnten Welten mehr existierten, war die Thronwelt vergessen. Sie war nichts anderes mehr als der Ausgangsort der menschlichen Expansion zu den Sternen.
    Wie dem auch sei, schon bevor die Expansion ihre Grenzen erreicht hatte, waren die älteren kolonisierten Welten zu der Überzeugung gekommen, daß eine zentrale Organisation vorteilhaft wäre, eine Sammelstelle aller wissenschaftlichen und anderen Entwicklungen des ganzen Reiches. Deshalb wurde die Thronwelt zu neuem Leben erweckt, als weltenweites Sammel- und Informationszentrum. Das war der Ursprung der Hochgeborenen, obwohl das damals noch niemand absehen konnte.
    Es war unvermeidlich, daß alle hervorragenden wissenschaftlichen Geister von den Kolonien in die Thronwelt abwanderten. Hier war der intellektuelle Nabel der menschlichen Welten. Hier war es auch am erstrebenswertesten zu leben, nicht nur wegen der wirtschaftlichen Vorteile, sondern auch wegen der anregenden Gesellschaft und des schnellsten Zugangs, den man hier zu allen seinen Erkenntnissen und Errungenschaften gewann.
    Während der nächsten paar tausend Jahre stieg die Einwandererquote so hoch an, daß die Thronwelt schließlich einen Riegel vorschieben mußte. Mittlerweile war sie reicher und mächtiger als die Koloniewelten geworden, da sie doch die Quelle jeden technischen Fortschritts war. Die intellektuelle Bevölkerung der Thronwelt hatte sich zu einer Elite entwickelt, die nur mehr den genialsten Geistern der Kolonien Zugang gewährte, zu einer Elite, der die anderen Weltenbewohner, die nicht für das ersehnte Leben inmitten der Mächtigen qualifiziert waren, eifrig dienten.
    Während der letzten zehntausend Jahre war das Reich ein wenig zusammengeschrumpft, und die Thronwelt-Elite hatte sich zu Hochgeborenen entwickelt, mit
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