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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Autoren: Jeaniene Frost
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prächtigen Fresken. Nur der Wintergarten sorgte dafür, dass das Ganze nicht wirkte wie Bill Gates’ gruseliges Ferienhaus.
    Am Ende des Ganges stand mein häufig abwesender Geliebter Vlad. Ja, der Vlad, doch die wenigsten machten den Fehler, ihn Dracula zu nennen. Die Farbe seines dunklen Haares entsprach der des Stoppelbartes, der sein Kinn etwas dichter als ein Schatten bedeckte. Geschwungene Brauen bildeten den Rahmen für Augen von einer Farbe zwischen Kupfer und Smaragdgrün, und weich fallender Stoff umschmeichelte einen Körper, gestählt durch Jahrzehnte der Schlacht, als er noch ein Mensch gewesen war. Lediglich seine Hände und das Gesicht waren wie üblich unbedeckt. Der Rest von ihm steckte in Stiefeln, schwarzen Hosen und einem rauchgrauen, bis zum Hals zugeknöpften Hemd. Anders als die meisten gut gebauten Männer zeigte Vlad nicht viel Haut, doch die maßgeschneiderte Kleidung schmeichelte seinem wohlgeformten Körper nicht weniger als Laufshorts und ein ärmelloses Shirt.
    Als ich den Mantel über seinem Arm sah, wurden meine lustvollen Betrachtungen jäh unterbrochen. Während ich geschlafen hatte, war Vlad nicht nur ins Bett und wieder hinaus geschlüpft; er wollte sich auch noch ohne ein Wort aus dem Staub machen.
    Mal wieder.
    Kennen Sie das, wenn Sie genau wissen, dass Sie etwas nicht tun sollten … und es dann doch machen? Die telepathischen Kräfte, die mir abhandengekommen waren, brauchte ich nicht, um mir darüber im Klaren zu sein, dass es komplett verkehrt war, auf ihn zuzustürmen und ihn anzufahren: »Wo willst du hin?« Aber genau das tat ich.
    Vlad hatte gerade mit seinem Stellvertreter Maximus gesprochen, einem blonden Vampir, der aussah wie ein leibhaftiger rachdurstiger Wikinger. Auf meine Frage hin wandten sich mir zwei Augenpaare zu, ein graues und bemüht neutral dreinschauendes, das andere kupfrig grün und sardonisch blickend. Ich fuhr zusammen und wünschte mir, ich könnte die Frage zurücknehmen. Wann hatte ich mich eigentlich in so eine nervige Klette verwandelt?
    Genau in dem Augenblick, als der Grund für Vlads Interesse an dir sich in Wohlgefallen aufgelöst hat , mokierte sich meine fiese innere Stimme.
    Sofort begann ich, mir in Gedanken That’s the Way von KC and the Sunshine Band vorzusingen. Vlad war nicht nur ein ungeheuer mächtiger Vampir, dessen Lebensgeschichte den Stoff für den weltweit bekanntesten Roman über die Untoten abgegeben hatte, er konnte auch menschliche Gedanken lesen. Meistens.
    Er verzog die Lippen. »Vielleicht fängst du ja wenigstens irgendwann an, Wunschtitel zu spielen, wenn du mich aus deinem Kopf fernhalten willst.«
    Hätte ich ihn nicht gekannt, wäre mir die Ironie in seinem Tonfall entgangen, die seinen subtilen Akzent verstärkte und seiner kultivierten Stimme einen zornigen Beiklang verlieh. Er würde wohl nie dem Vampir vergeben, der mich gelehrt hatte, ihn aus meinen Gedanken zu verbannen.
    »Es gibt Leute, die das Lied für einen Klassiker halten«, antwortete ich, während ich mich für die Gedanken schalt, die er gehört hatte, bevor ich es verhindern konnte.
    »Was nur mal wieder beweist, dass die Welt voller Idioten ist.«
    »Und du hast meine Frage nicht beantwortet«, gab ich zurück.
    Vlad schlüpfte in seinen Mantel, noch immer mit diesem leisen Lächeln im Gesicht. »Das war kein Zufall.«
    Meine Hand prickelte, als meine körpereigene Elektrizität in sie hineinschoss. Dank eines Unfalls mit einer abgerissenen Hochspannungsleitung gab mein gesamter Körper Elektrizität ab, doch meine rechte Hand war der Hauptleiter. Bekam ich mein Temperament nicht in den Griff, würde sie womöglich Funken sprühen.
    »Wenn du mich das nächste Mal loswerden willst, mach es wie moderne Männer.« Meine Stimme war rauer als Sandpapier. »Sag was Ausweichendes, etwa, du hättest noch was zu erledigen. Klingt höflicher.«
    Vlads kupfrige Augen färbten sich leuchtend grün, der sichtbare Beweis, dass er kein Mensch war. »Ich bin kein moderner Mann.«
    Natürlich nicht, aber würde es ihn umbringen, sich ein bisschen weniger kompliziert, provozierend und rätselhaft zu geben? Zumindest ab und an?
    Maximus warf mir einen Blick zu, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder Vlad zuwandte. »Bei deiner Rückkehr wird alles vorbereitet sein«, verkündete er, verneigte sich und ging.
    Was soll das nun wieder heißen?, lag es mir auf der Zunge, aber ich würde sowieso keine Antwort kriegen. Was nicht hieß, dass ich die Angelegenheit auf
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