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Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)

Titel: Im Feuer der Begierde: Roman (German Edition)
Autoren: Jeaniene Frost
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lesen?«
    Hannibal lachte, und obwohl es nicht unbedingt eiskalt, sondern eher nach Dr. Evil klang, war es doch bedrohlich genug, um mir einen Schauer über den Rücken zu jagen.
    »Ich will gar nichts von dir, Vögelchen. Ich bin nur der Botenjunge. Mich interessiert nicht mal, bei wem ich dich abliefern soll. Ich weiß nur, dass du lebend dreimal so viel wert bist wie tot, aber wenn du irgendwelche krummen Dinger abziehst, bringst du mir tot immer noch ordentlich Kohle ein.«
    Mit einem fröhlichen Winken verließ Hannibal den Raum. Ich sagte nichts, ganz darauf konzentriert, einen Ausweg aus dieser Zwickmühle zu finden. Ich würde mich nicht bei irgendeinem Fiesling abliefern lassen. Ich würde eine Lösung finden, und wenn ich dabei draufging.

1
    Vier Wochen zuvor
    Ich stand unter einer Kaskade aus Flammen. Zinnober und Gold ergossen sich über mich, verfingen sich in meinem Haar, teilten sich in Rinnsale, die über meinen Körper rieselten, zwischen meinen Fingern hindurch, bevor sie zu meinen Füßen landeten. Die Flammen waren so dicht, dass ich nicht durch sie hindurchsehen konnte und meine Welt zu einer glühenden Arena aus Rotgold reduziert wurde. So eingehüllt, hätte ich eigentlich sterben müssen, doch ich war unversehrt. Nicht einmal Angst hatte ich. Stattdessen erfüllte mich ein Gefühl des Verlangens. Ich versuchte, eine der Flammen zu fassen zu kriegen, schaffte es aber nicht. Von Kopf bis Fuß hüllte mich das Feuer ein, und doch entzog es sich meinem Griff.
    »Leila«, hörte ich eine Stimme, so leise, dass ich nicht wusste, wer da sprach. »Geh, bevor es zu spät ist.«
    Der gesunde Menschenverstand drängte mich zu tun, was die namenlose Person sagte, aber ich wollte nicht. Auch die Flammen schienen nicht verschwinden zu wollen. Immer weiter strömten sie über mich hinweg, liebkosten mich, statt mich zu verbrennen. Na also , dachte ich trotzig. Sie wollten mir nichts anhaben.
    »Leila«, sprach die Stimme erneut, eindringlicher diesmal. »Geh.«
    »Nein«, antwortete ich, während ich abermals versuchte, die Flammen zu fassen zu bekommen. Wie zuvor glitten mir die gleißenden Bänder durch die Finger, doch diesmal verdunkelte sich ihr Strahlen. Als sie zu meinen Füßen landeten, sahen sie aus wie Teerschlieren. Dann löste sich die Kaskade über mir abrupt auf, sodass ich nackt und zitternd in der plötzlich eingetretenen, überwältigenden Schwärze stand.
    Furcht ließ mein Innerstes zu Eis erstarren. Die Stimme hatte recht. Etwas Schreckliches würde geschehen …
    Mir blieb keine Zeit wegzulaufen, bevor das Feuer wieder die Finsternis erhellte. Statt sich sanft über mich zu ergießen, brandete es jetzt von allen Seiten auf mich ein. Schmerz verzehrte mich, während die Flammen mich mit all ihrer vernichtenden Macht attackierten, jeden Flecken meines Leibes, den sie trafen, verkohlten und versengten.
    »Warum?«, schrie ich, und nur das Gefühl des Verrats war noch schlimmer als die Schmerzen, die ich spürte.
    »Ich habe dich gewarnt«, antwortete die mir unbekannte Stimme hinter der Feuerwand. »Du wolltest ja nicht hören.«
    Dann waren da nur noch meine eigenen Schreie, während das Feuer mich gnadenlos weiter verzehrte.
    »Nein!«
    In meiner Vorstellung schrie ich das Wort leiderfüllt aus mir heraus; in Wirklichkeit kam es als Flüstern über meine Lippen. Aber so wurde ich wenigstens wach und fuhr entsetzt hoch, bevor mir klar wurde, dass Bettlaken und nicht Flammen mich einhüllten. Das einzige Feuer, das ich sah, brannte sicher im Kamin an der gegenüberliegenden Wand.
    Ich musste ein paarmal tief durchatmen, um den Alptraum abzuschütteln, der mir noch in den Knochen steckte. Kurz darauf verfiel mein wild pochendes Herz wieder in seinen normalen Rhythmus. Zu meinem Leidwesen sah ich, dass ich allein im Bett lag. Jetzt würde ich zwar nicht zugeben müssen, dass ich schon wieder diesen Alptraum gehabt hatte, aber die Tatsache, dass ich immer häufiger allein schlafen ging und genauso wieder aufwachte, war mir auch nicht recht.
    Wäre ich abergläubisch gewesen, hätte ich mich voller Sorge gefragt, ob der wiederkehrende Traum ein Omen war, aber wenn ich warnende Vorzeichen empfing, dann nicht als vage Metaphern im Schlaf. Ich hatte solche Gesichte gehabt , doch sie waren als gnadenloses Erleben mit allen damit verbundenen Sinneseindrücken gekommen. Allerdings blieben sie seit Wochen aus. Lange hatte ich die Fähigkeit, solche Gesichte durch eine einzige Berührung zu
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