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Im Falle einer Falle

Im Falle einer Falle

Titel: Im Falle einer Falle
Autoren: A. A. Fair
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der Cadillac, der dann den Ford rammte. Für den Ford war es ein Glück, daß der Cadillac kaum noch Fahrt hatte; er stand praktisch schon, als es passierte.«
    »Verstehe.«
    »Es ist wohl sonnenklar, daß der Fahrer des Ford an dem Unfall schuld war.«
    »O ja.«
    »Haben Sie einen Zeugen für den Unfall?«
    »Sie erwähnten vorhin eine Belohnung.«
    »Ganz recht. Eine Belohnung von dreihundert Dollar.«
    »Ich hab’ also nicht mehr dabei zu tun, als den Zeugen beizubringen?«
    Harper tippte mit dem Zeigefinger auf den Stadtplan. »Sie müssen einen Zeugen beibringen, der beschwören kann, daß der Ford bei Rot über die Kreuzung fuhr und den Unfall verschuldete.«
    »Verstehe«, sagte ich und verstummte.
    »Und Sie glauben, daß Sie einen solchen Zeugen kennen?«
    »Ja.«
    »Nun, wir würden sehr gern mit ihm sprechen. Und für Sie« — er lächelte liebenswürdig — »ist es natürlich nur vorteilhaft, den Zeugen hier bei uns abzuliefern.«
    »Würde ich dann die dreihundert Dollar kriegen?«
    Diesmal drückte sich Harper sehr deutlich aus. »Sobald wir mit dem Zeugen gesprochen und festgestellt haben, daß seine Aussage einwandfrei ist, und sobald er eine eidesstattliche Erklärung über den Unfall abgegeben hat.«
    »Dann kriege ich die dreihundert Dollar?«
    »Ja, dann bekommen Sie sie.«
    »Angenommen, seine Aussage entspricht nicht Ihren Wünschen?«
    »Aber, aber, junger Mann, wie können Sie so etwas sagen? Ihr Zeuge soll sich an den Tatbestand halten; er soll die Dinge so schildern, wie sie sich wirklich abgespielt haben. Ich habe Ihnen den Hergang beschrieben. Wir wissen, wie sich der Unfall abgespielt hat. Wir haben die Erklärung des Fahrers, der bei uns versichert ist. Wir würden Ihnen natürlich keine dreihundert Dollar für einen Zeugen zahlen, der sich nicht mehr genau erinnert oder vielleicht sogar mit der Gegenpartei in Verbindung steht.«
    »Tja, das leuchtet mir ein. Aber angenommen, ich bringe Ihnen den Zeugen, und irgendwas passiert, so daß Sie nicht zahlen.«
    »Ich bin ein Mann von Wort, Mr. Lam.«
    »Sicher. Ich hätte aber trotzdem ganz gern eine kleine Anzahlung.«
    »Das ist nicht geschäftsmäßig, Mr. Lam. Erst die Ware, dann das Geld.«
    »Angenommen, ich bin der Zeuge. Würde ich dann trotzdem die Belohnung bekommen?«
    Er runzelte die Brauen. »Darauf war ich wirklich nicht gefaßt. Im Gegenteil, es deutete doch bisher alles darauf hin, daß Sie den Unfall nicht mitangesehen haben.«
    »Ich wollte mich lediglich über Ihre Haltung orientieren.«
    »Sind Sie ein Zeuge?« fragte er abrupt.
    »Kriege ich die dreihundert Dollar, falls ich einer bin?« konterte ich.
    Er wippte eine Weile auf seinem Drehsessel und sagte dann: »Ich möchte zuerst mit meinen Vorgesetzten sprechen, Mr. Lam; dann gebe ich Ihnen Bescheid. Oder vielleicht rufen Sie mich heute nachmittag um drei an. Die Nummer, die ich Ihnen gebe, ist nicht die Nummer dieses Büros, aber über sie bin ich meistens zu erreichen.«
    Harper kritzelte sieben Ziffern auf den Notizblock, riß das Blatt ab, faltete es zusammen, stand auf, schüttelte mir die Hand und überreichte mir den Zettel. »Also, bis drei Uhr.«
    »Okay, drei Uhr«, sagte ich und ging hinaus.
    Ich war noch nicht ganz auf dem Korridor, als die Empfangsdame sagte: »Sie können jetzt hineingehen, Miss Creston. Zimmer 12A, die letzte Tür rechts.«
    Im Vestibül kaufte ich mir ein Päckchen Zigaretten, lungerte dann auf dem Bürgersteig herum und vertrieb mir die Zeit, indem ich mir die Auslage eines Sportgeschäfts anschaute. Es dauerte zwanzig Minuten, bevor Miss Creston aus dem Bürohaus trat. Ich heftete mich an ihre Fersen.
    Vor dem Travertine Hotel schwenkte sie nach links, marschierte in die Halle und setzte sich in einen Ledersessel mit Blick auf die Straße. Sie nahm jene Miene übertriebener Selbstsicherheit an, die typisch ist für Menschen, die an einem akuten Minderwertigkeitskomplex leiden und jeden Moment mit einer Standpauke rechnen. Ich postierte mich an einer Stelle, wo ich sie sehen konnte, ohne selbst gesehen zu werden, und wartete darauf, daß der Empfangsangestellte sie höflich nach ihrer Zimmernummer fragen und ihr dann bedeuten würde, daß die Halle für Hotelgäste reserviert sei.
    Nach fünfzehn Minuten hatte ich das Warten satt. Ich wußte, daß ich möglicherweise mein Spiel aus der Hand gab, aber ich hatte andererseits das Gefühl, daß dieses Mädchen vollauf mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt war. Ich ging also durch die
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