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Im Falle einer Falle

Im Falle einer Falle

Titel: Im Falle einer Falle
Autoren: A. A. Fair
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nicht, wie lange ich hierbleibe. Ich bin auf Stellungssuche, Donald.«
    Ich beugte mich leicht vor und fing ihren Blick ein. »Und Sie sind völlig pleite.«
    Über ihr Gesicht huschte ein Ausdruck panischer Angst. Dann nickte sie. »Stimmt, ich habe keinen Cent.«
    »Und Sie waren am fünfzehnten April zum Zeitpunkt des Unfalls gar nicht in der Gilton Street, sondern ganz woanders. Den Unfall haben Sie nicht gesehen, dafür aber die Anzeige in der Zeitung. Sie waren verzweifelt. Sie waren gerade erst in der Stadt angekommen, brauchten dringend irgendeine Arbeit und lasen den Stellenmarkt. Dabei stießen Sie auf das bewußte Inserat und hielten es für eine Chance, schnell dreihundert Dollar zu verdienen, indem Sie ganz dreist behaupten, Sie hätten den Unfall mitangesehen...«
    »Hören Sie auf, Donald! Es ist einfach schrecklich, wie Sie mich durchschauen. Sie machen mir Angst.«
    »Wie wär’s, wenn Sie mir ein bißchen was über sich erzählen würden?«
    »Da gibt’s nicht viel zu erzählen. Ich bin eine ziemlich gute Sekretärin — das heißt, ich war es. Ich kann stenographieren, Schreibmaschine schreiben, bin zuverlässig, verstehe mich auch etwas auf Buchhaltung. Ich hatte eine sehr gute Stellung, und dann kam dieser Prince Charming daher und — na ja, ich verliebte mich in ihn. Er versprach mir den Himmel auf Erden,
    und ich glaubte ihm und heiratete ihn. Ich gab ihm mein ganzes Geld und zahlte meine Ersparnisse auf ein gemeinsames Bankkonto ein. Nach einer Weile wurde ich mißtrauisch. Ich zog Erkundigungen über ihn ein und erfuhr, daß er verheiratet war, Frau und eine kleine Tochter hatte und sich niemals hatte scheiden lassen. Er unterhielt einen zweiten Haushalt hier in Los Angeles und... Es war natürlich dumm von mir, aber ich verlor den Kopf. Ich machte ihm eine Szene und sagte ihm, was ich von ihm wußte. Am nächsten Morgen war er verschwunden und mit ihm meine gesamten Ersparnisse.«
    »Warum zeigen Sie ihn nicht wegen Bigamie an?« fragte ich.
    »Ach, dabei käme ja doch nichts heraus. Er würde dem Richter was vorjammern, wie sehr er alles bereut und daß er nur den einen Wunsch hat, zu seiner Frau und seinem Kind zurückzukehren; dann kriegt er Bewährungsfrist. Übrigens hätte ich auch gar nichts davon, wenn er seine Strafe absitzen müßte.«
    »Wie lange haben Sie mit ihm zusammengelebt?«
    »Ein halbes Jahr ungefähr. Natürlich war er viel unterwegs. Er erzählte mir, er wäre Industriekaufmann und für seine Firma oft auf Reisen.«
    »Warum gehen Sie nicht in Ihre alte Stellung zurück?«
    Sie schüttelte energisch den Kopf. »Unmöglich. Es war in einer Kleinstadt im mittleren Westen, und die Mädels im Büro beneideten mich alle. Der Mann stellte wirklich was dar, wissen Sie; er imponierte den Leuten. Und ich war so stolz auf ihn! Ich erzählte überall herum, daß ich die ganze Zeit auf den Richtigen gewartet hätte und daß der Richtige jetzt endlich gekommen wäre. Und als die ach so glückliche Ehe dann aufflog, konnte ich den Gedanken einfach nicht ertragen, daß die Leute die Wahrheit erfahren würden.«
    »Weiß die erste Frau über Sie Bescheid?«
    »Ich glaube nicht. Ich habe mich nach ihr erkundigt; sie haben eine siebenjährige Tochter.«
    »Wie heißt er?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Warum nicht? Sie haben mir soviel von sich erzählt, da können Sie mir das auch noch sagen.«
    »Nein.«
    »Sie lieben ihn also immer noch«, sagte ich vorwurfsvoll.
    »Ich hasse ihn wie die Pest!«
    »Warum sind Sie dann nach Los Angeles gekommen, und warum versuchen Sie ihn zu schützen?«
    »Das tue ich ja gar nicht.«
    »Na schön, wie Sie wollen«, sagte ich und verstummte.
    Mein Schweigen war ihr unbehaglich.
    »Ich nahm jeden Cent, den ich zusammenkratzen konnte, und fuhr im Bus hierher«, erzählte sie weiter. »Ich kam verschmutzt und hungrig hier an. Ich brauche ein Bad, muß mich umziehen und...«
    »Sie kamen her, weil Sie ihn bitten wollen, Sie wieder in Gnaden aufzunehmen«, warf ich dazwischen.
    »Ihn bitten — daß ich nicht lache!« Sie sah mich wütend an. »Der Mistkerl hat einhundertzwanzigtausend Dollar im Toto gewonnen, und sämtliche Zeitungen brachten sein Foto mit Namen und Adresse. Ich mußte also einfach herkommen, damit ich den Mädels aus meinem ehemaligen Büro Karten von hier schicken kann — ich meine Postkarten, die in Los Angeles abgestempelt sind. Sie sollen mich nicht für hochnäsig halten, und andererseits möchte ich um keinen Preis, daß der
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