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Im Falle einer Falle

Im Falle einer Falle

Titel: Im Falle einer Falle
Autoren: A. A. Fair
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unschlüssig stehen. »Donald, das sieht ja schrecklich teuer aus.«
    »Na ja, billig ist es gerade nicht«, gab ich zu. »Dafür ist das Essen aber auch erstklassig.«
    »Aber — aber geht denn das? Ich meine, können Sie sich das auch leisten? In so einem Lokal kann ich doch nicht für mich selbst bezahlen.«
    Ich lachte gut gelaunt. »Lassen Sie das meine Sorge sein, Daphne. Halten Sie die rechte Seite von der Speisekarte zu, und schauen Sie sich bloß die linke Seite an, und bestellen Sie nach Herzenslust. Alles übrige ist meine Sache.«
    »Donald, Sie sind wirklich sehr großzügig. Haben Sie denn so lange Zeit? Ich meine, müssen Sie nicht — haben Sie denn keinen Job?«
    »O doch, ich arbeite für mich selbst und bin mein eigener Chef, und Sie können sich nicht vorstellen, was für ein nachsichtiger Arbeitgeber ich bin. Es macht mir gar nichts aus, mir den Nachmittag freizugeben, besonders, wenn es sich um den Lunch mit einer wunderschönen jungen Frau handelt. Meiner Meinung nach hebt es die Arbeitsmoral der Angestellten, wenn man ihnen zuweilen eine kleine Zerstreuung gönnt.«
    Sie lachte. »Nun, ich hab’ um vier Uhr eine Verabredung, aber bis dahin bin ich frei; und ich hab’, offen gestanden, nichts dagegen, die Zeit dazwischen mit Essen auszufüllen.«
    »Großartig«, sagte ich.
    Der Oberkellner eskortierte uns ehrerbietig zu einer Zweiernische. Ich bestellte Cocktails und Horsd’oeuvre, Suppe, zwei extradicke, halb durchgebratene Filetsteaks, gebackene Kartoffeln, grünen Salat, Zwiebelringe, Knoblauchbrot, eine Flasche Stout für mich und Rotwein für Daphne.
    Die Cocktails waren köstlich und wurden beinahe sofort serviert. Daphne machte sich mit Genuß über das Horsd’oeuvre her. Wir aßen Gemüsesuppe und danach eine kleine Portion Salat; und dann kamen die sehr heißen Steaks, eine wahre Pracht für Auge und Gaumen. Das Messer war scharf, das Fleisch herrlich zart. Ich brach ein Stück Brot ab und tunkte schamlos die Sauce auf. Daphne folgte meinem Beispiel.
    Ich trank mein Starkbier und Daphne ihren Wein, einen guten Jahrgang, der ihr bestimmt mundete.
    Allmählich kam Farbe in ihre Wangen.
    Sie aß ihren Teller ratzeputze leer, verdrückte dann zwei Scheiben Brot, trank die halbe Flasche Wein aus, lehnte sich zurück und lächelte verklärt.
    »Herrje, das hat gutgetan«, sagte sie.
    »Waren Sie etwa aus dem gleichen Grund oben im Monadnock-Haus wie ich?« fragte ich.
    »Meinen Sie den Unfall?«
    Ich nickte.
    Sie zögerte mit der Antwort. »Ja.«
    »Das war schon eine merkwürdige Sache. Wo standen Sie?«
    »In der Gilton Street.«
    »Wissen Sie, daß die Ampel umsprang, bevor der Ford weiterfuhr?«
    »O ja. Ich wollte noch rasch bei Grün über die Straße, aber bevor ich den Zebrastreifen erreichte, schaltete die Ampel auf Gelb und dann auf Rot. Der Ford hat vielleicht bei Gelb gestartet, aber als er auf die Kreuzung fuhr, war schon rotes Licht.«
    »Haben Sie Ihre dreihundert Dollar gekriegt?«
    »Noch nicht. Ich unterschrieb eine eidesstattliche Erklärung. Mr. Harper wollte die Sache erst mit seinem Vorgesetzten besprechen. Heute nachmittag um vier soll ich wiederkommen. Falls sie mich als Zeugen benutzen, kriege ich die dreihundert Dollar.«
    »Das entspricht aber nicht dem Wortlaut der Anzeige«, sagte ich. »In der Anzeige stand, daß jeder, der Hinweise auf Zeugen geben kann, die Belohnung bekommt.«
    »Na ja, Hinweise habe ich ihnen natürlich nicht gegeben, insofern trifft die Bedingung nicht auf mich zu. Aber ich war Augenzeuge des Unfalls.«
    Der Kellner drückte sich beflissen in unserer Nähe herum.
    »Wie wär’s mit einem Halbgefrorenen? Ananas oder so?« fragte ich Daphne.
    »Gern.« Sie lächelte. »Hol der Teufel die schlanke Linie.«
    Ich nickte dem Kellner zu. »Zwei Ananas-Eis und zwei Mokkas.«
    Wir trödelten beim Kaffee. »Sie haben noch ein bißchen Zeit«, sagte ich, »oder haben Sie sonst noch was vor?«
    »Nein, bis vier bin ich frei.«
    »Wo wohnen Sie, Daphne?«
    Sie wollte etwas sagen, stockte und sah mich offen an. »Ich will ehrlich mit Ihnen sein, Donald. Ich bin erst heute angekommen und hab’ mein Gepäck in einem Schließfach am Bahnhof deponiert. Das ist nur ein paar Blocks weit weg, und sowie ich eine Unterkunft gefunden habe, gehe ich es holen.«
    »Kann ich Ihnen helfen? Ich hab’ einen Wagen und...«
    »Oh, das wäre wunderbar! Und wenn Sie mir ein Zimmer besorgen könnten — aber nicht in einem teuren Hotel. Ich weiß nämlich noch
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