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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod
Autoren: Mari Jungstedt
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versuchte, ganz ruhig zu bleiben und seinen Eifer zu zügeln. Wenn Monika sich an ihr übliches Muster hielt, würde sie zehn Minuten im Badezimmer verbringen, dann zu Bett gehen und einige Seiten lesen, um danach das Licht zu löschen und einzuschlafen. Das bedeutete, dass er ungefähr zwanzig Minuten warten müsste, ehe er das Haus verlassen und zum Hotel spazieren könnte. Die Rezeption war nachts geschlossen, also musste er nicht damit rechnen, erkannt zu werden.
    Sein ganzer Körper freute sich schon auf diese Begegnung.

SEINE FRAU BRAUCHTE an diesem Abend länger als erwartet, und Egon Wallin war reichlich genervt, als er sich endlich auf den Weg machen konnte. Es war, als ob sie geahnt hätte, dass er Pläne hatte, und deshalb länger las als sonst. Sicher mehrere Kapitel.
    So leise wie möglich schlich er mehrmals an der Schlafzimmertür vorbei und sah, dass dort noch Licht brannte, während die Vorfreude seinen ganzen Körper jucken ließ wie ein Ekzem. Am Ende knipste sie das Licht aus. Nur um sicher zu sein, dass sie wirklich eingeschlafen war, wartete er noch eine Viertelstunde. Öffnete vorsichtig die Tür und horchte auf ihren gleichmäßigen Atem, ehe er sich aus dem Haus wagte.
    Auf der Straße seufzte er erleichtert auf. Die Erwartung brannte auf Lippen und Zunge. Rasch ging er weiter. Hinter den meisten Fenstern war alles dunkel, obwohl es Samstag war und noch vor Mitternacht. Er wollte um nichts in der Welt einem Nachbarn begegnen – hier kannten sich alle. Sie hatten das Reihenhaus gekauft, als es neu gebaut worden war und die Kinder noch klein waren. Die Ehe war einigermaßen glücklich gewesen, und ihr Leben hatte seinen Lauf genommen. Egon war nie untreu gewesen, obwohl er beruflich viel unterwegs war.
    Ein Jahr zuvor war er zu einer seiner Geschäftsreisen nach Stockholm gefahren. Die Leidenschaft hatte ihn getroffen wie ein Blitz, und über Nacht hatte alles sich verändert. Er war einfach unvorbereitet gewesen. Plötzlich hatte sein Leben einen neuen Inhalt bekommen, einen neuen Sinn.
    Sex mit Monika zu haben wurde unerträglich. Ihre Reaktion auf seine halbherzigen Initiativen war in den letzten Jahren eher kühl gewesen. Die Aktivitäten waren dann ganz zum Erliegen gekommen, eine große Erleichterung, und sie sprachen nie darüber.
    Aber jetzt brannte die Sehnsucht in ihm. Er schlug den kürzesten Weg ein, vorbei am Krankenhaus und den Anhöhen bei Strandgärdet. Bald würde er sein Ziel erreicht haben. Er zog sein Telefon hervor, um anzukündigen, dass er unterwegs sei.
    Als er gerade die Nummer eingeben wollte, stolperte er und fiel. In der Dunkelheit hatte er die kräftige Wurzel nicht bemerkt, die vor ihm aus dem Weg aufragte. Er prallte gegen einen Stein und verlor für einige Sekunden das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kam, spürte er, wie Blut von seiner Stirn über die Wange lief. Mühsam setzte er sich auf. In seinem Kopf drehte sich alles. Eine Weile saß er auf dem kalten Boden. Glücklicherweise hatte er Papiertaschentücher bei sich und konnte das Blut abwischen. Seine Stirn und seine rechte Wange brannten.
    Verdammt, dachte er. Nicht ausgerechnet jetzt.
    Vorsichtig betastete er sich mit den Fingerspitzen. Zum Glück schien er sich nicht ernstlich verletzt zu haben, auch wenn sich über seiner rechten Augenbraue nun eine dicke Beule bildete.
    Er machte einige schwankende Schritte. Der Sturz hatte ihn überrascht und geschockt.
    Der Schwindel zwang ihn dazu, zunächst langsam zu gehen, aber bald hatte er die Mauer erreicht. Von dort war es nicht mehr so weit bis zum Hotel.
    Er hatte gerade die kleine Öffnung in der Mauer passiert, die »Liebespforte« genannt wurde, als er bemerkte, dass jemand sich in unmittelbarer Nähe befand. Und dann hörte er ein kurzes Zischen an einem Ohr und wurde rückwärts gedrückt.
    Egon Wallin kam nicht mehr zu seinem Stelldichein.
     
    Siv Eriksson erwachte wie üblich einige Minuten, ehe der Wecker klingelte. Sie schien zu spüren, wenn es Zeit war, aufzustehen und den Wecker abzustellen, ehe ihr Mann Lennart von dem Lärm geweckt wurde. Vorsichtig stand sie auf und versuchte, so leise wie möglich zu sein. Es war ja schließlich Sonntag.
    Sie stapfte in ihren rosafarbenen flauschigen Pantoffeln, die sie von ihrem Mann zu Weihnachten bekommen hatte, in die Küche, setzte Kaffee auf, duschte und wusch sich die Haare. Danach genoss sie in aller Ruhe ihr Frühstück, hörte dabei Radio und ließ ihre Haare trocknen.
    Siv Eriksson freute
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