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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod
Autoren: Mari Jungstedt
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kleine Schlafzimmer mit den zwei schmalen Betten.
    In der Ecke auf einem der Betten stand ein dunkelblauer Kinderwagenaufsatz dicht an der Wand.
    Wittberg drehte sich langsam um und sah seinen älteren Kollegen an. Kihlgård erwiderte gelassen seinen Blick und nickte ihm aufmunternd zu.
    So klein und unbedeutend, wie Thomas Wittberg sich in diesem Moment vorkam, hatte er sich noch nie gefühlt. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ein solches Schweigen erlebt zu haben.
    Er würde nie den Augenblick vergessen, in dem er sich über das Bett beugte. Der Anblick, der ihn dort erwartete, schien sein Leben auf entscheidende Weise verändern zu können.
    Dort lag sie. Unter einer Decke, eine rote Strickmütze auf dem Kopf. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht friedlich. Ihre Händchen lagen auf der Decke. Wittberg beugte sich noch dichter über sie und lauschte dem schönsten Geräusch, das er sich in diesem Moment vorstellen konnte.
    Elins regelmäßigen Atemzügen.

EPILOG
    Die Frühlingssonne hatte die harte Hand, mit der der Winter die Insel im Griff hielt, erweichen können, und die Eiszapfen fielen von den Hausdächern. Auf seinem Morgenspaziergang zur Wache konnte Knutas spüren, wie die Sonne seinen Rücken wärmte. Die Vögel zwitscherten und schenkten Hoffnung auf das Leben.
    Und die konnten sie wirklich brauchen.
    Wie üblich betrat er die Kriminalabteilung als Erster und ließ sich mit einer Tasse Kaffee an seinem Schreibtisch nieder. Vor ihm lag ein dicker Ordner mit den Unterlagen. Ganz oben befanden sich Kopien der Tagebucheintragungen, die der junge Mörder verfasst hatte, und die beschrieben, wie er die Morde geplant hatte.
    David Mattson wohnte mit seiner Freundin und einem jungen Kätzchen in einer Wohnung in einem nördlichen Vorort Stockholms. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, sein Studium lief aber nicht sonderlich gut. Während des vergangenen Semesters hatte er sich bei Seminaren und Vorlesungen nur noch selten blicken lassen. Seine Freundin war zutiefst schockiert, als sie erfuhr, dass ihr Freund die beiden Kunsthändler ermordet hatte. Sie beschrieb ihn als den sanftesten und liebsten Menschen, den man sich überhaupt nur vorstellen kann.
    Alles hatte damit angefangen, dass David im Herbst durch Zufall ein Gespräch seiner Großeltern belauscht hatte. Dabei war davon die Rede gewesen, dass Erik adoptiert war. Für David war das eine komplette Überraschung gewesen. Die Menschen, die er sein Leben lang für seine Großeltern gehalten hatte, waren also gar nicht mit ihm verwandt. Nicht wirklich. Seine wahren Großeltern lebten irgendwo, hatten sich aber niemals zu erkennen gegeben. Als er nun die Wahrheit erfahren hatte, war es nicht schwer gewesen, auch den Rest herauszubekommen.
    Dass Hugo Malmberg Erik am Tag von dessen Geburt zur Adoption freigegeben hatte, erschien David als unerhörter Verrat. Dass er noch dazu vermögend war und mit dem Geld um sich werfen konnte, während Erik darum kämpfen musste, seine Rechnungen bezahlen zu können, konnte Davids Abscheu nur vergrößern.
    Er begann, Hugo Malmberg zu beschatten, folgte ihm zur Galerie, auf seinen Gängen durch die Stadt und ins Fitness-Studio. Ziemlich bald war ihm klar, dass sein Großvater homosexuell war.
    In seinem Tagebuch war das Ereignis geschildert, das alles ausgelöst hatte. An einem Nachmittag im November war David seinem biologischen Großvater in einen Kellerclub für homosexuelle Männer gefolgt. Dort hatte er zugesehen, wie Hugo Malmberg zusammen mit Egon Wallin seinen eigenen Sohn sexuell benutzt hatte, ohne von der Verwandtschaft zu wissen.
    David war der Einzige, der diese Zusammenhänge kannte. Er brauchte zwei Sekunden, um zu begreifen, was er da sah. Diese zwei Sekunden ließen ihn zum Mörder werden.
    Die Ermittlungen ergaben, dass Egon Wallin und Hugo Malmberg nicht einfach nur eine Beziehung gehabt hatten, sie hatten außerdem mehrere Male prostituierte Männer für Sex bezahlt. Deshalb hatte Malmberg der Polizei gegenüber nicht zugeben wollen, dass er Egon Wallin auf andere Weise gekannt hatte als durch den Kunsthandel, schlussfolgerte Knutas. Deshalb hatte er nicht bestätigen wollen, dass sein Gotländer Kollege homosexuell gewesen war.
    Die Morde schienen in David Mattsons komplizierter und bedingungsloser Liebe zu seinem Vater Erik zu wurzeln. Aus den ausführlichen Darstellungen im Tagebuch konnte Knutas entnehmen, dass David Erik immer geliebt und
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