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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod
Autoren: Mari Jungstedt
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real.

ALS DIE POLIZEI im Haus in Roma eintraf, lag Emma vollständig apathisch im Kinderzimmer des Obergeschosses. Sie war nicht ansprechbar und wurde mit dem Krankenwagen zur psychiatrischen Notstation des Visbyer Krankenhauses gebracht.
    Die Polizei sperrte Haus und Straße ab, und an den Ausfallstraßen aus Roma und sogar in Visby und im Hafen wurden Straßensperren aufgestellt. Die nächste Fähre nach Nynäshamn ging um vier Uhr, und alle wartenden Fahrzeuge wurden durchsucht. Am Flughafen wurde jeder einzelne Fluggast kontrolliert. Es sollte für den Entführer unmöglich sein, Gotland zu verlassen, jedenfalls mit regulären Transportmitteln.
    Knutas konnte zuerst nicht glauben, dass Johan Bergs Tochter entführt worden sein sollte. Dann begriff er bald, dass der Reporter auf eigene Hand ermittelt und den Täter dabei auf irgendeine Weise verärgert hatte. Dass er noch immer nicht gelernt hatte, der Polizei nicht ins Handwerk zu pfuschen! Beim letzten Mal hätte es ihn fast das Leben gekostet, jetzt stand das seiner kleinen Tochter auf dem Spiel. Knutas litt wirklich mit Johan und rief ihn an, sowie er erfahren hatte, was geschehen war. Johan meldete sich nicht. Knutas erfuhr, dass er bei Emma im Krankenhaus war, und bat den Stationsarzt, ihn zu holen. Johans Stimme war kaum zu hören, als er endlich an den Apparat kam.
    »Das tut mir wirklich leid«, sagte Knutas. »Glaub mir, wir tun, was wir können.«
    »Danke.«
    »Ich muss wissen, welchen Kontakt du zu dem Täter gehabt hast«, sagte Knutas. »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Das nicht, aber es ist etwas anderes passiert.«
    Johan berichtete von dem Foto, das an der Wand in der Redaktion hinterlassen worden war.
    »Weißt du, wer der Täter ist?«
    »Das muss doch dieser Erik Mattson sein, der Taxator von Bukowskis.«
    »Nein«, sagte Knutas.
    Er wollte nicht verraten, dass Erik Mattson tot war, um Johan nicht noch größere Angst zu machen. Die Lage war ohnehin schon kompliziert genug.
    »Nicht er, sondern sein Sohn, David Mattson. Es ist möglich, dass er Kontakt zu dir aufnimmt. Wir wissen nicht, was er will, aber wenn er sich meldet, musst du uns sofort informieren. Hast du mich verstanden, Johan? Es ist ungeheuer wichtig, dass du dich dann sofort meldest. Und dann überlegen wir gemeinsam, wie wir uns verhalten sollen. Okay?«
    »Okay«, sagte Johan tonlos. »Jetzt muss ich zurück zu Emma.«

DIE NACHT VERGING, ohne dass David Mattsson sich meldete. Die Polizei hatte weiterhin alle Möglichkeiten, Gotland zu verlassen, unter Kontrolle. Sicherheitshalber wurde auch Muramaris überwacht, wenn auch niemand den Täter für dumm genug hielt, dorthin zurückzukehren. Sie hatten es mit einem Doppelmörder zu tun – ob David Mattson auch seinen Vater auf dem Gewissen hatte, stand noch nicht fest. Der Leichnam musste erst obduziert werden, ehe der Gerichtsmediziner diese Frage beantworten konnte.
    Knutas saß in seinem Büro auf der Wache und wartete. Ein entführtes Kind war wirklich das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte.
    Das Frustrierendste war, dass er sich so hilflos fühlte. So lange der Entführer sich nicht meldete, sondern sich einfach in irgendeinem Loch versteckte, war es so gut wie unmöglich, ihn aufzuspüren. Im Haus in Roma saß eine Gruppe von Polizisten, das Telefon wurde abgehört. Emma Winarve war noch immer im Krankenhaus, Knutas hatte versucht, mit ihr zu sprechen, hatte ihr aber keine Auskünfte entlocken können. Sie hatte einen Nervenzusammenbruch erlitten.
    Wo mochte der Täter stecken? Im Sommer konnte man zelten, in einem Wohnwagen oder wenn nötig auch im Auto übernachten. Aber jetzt? Das Wahrscheinlichste war, dass er in ein Ferienhaus eingebrochen war – und daran herrschte auf Gotland wirklich kein Mangel. Wo sollte die Polizei mit der Suche anfangen? Einsam gelegene Sommerhäuser standen überall auf der Insel und auch auf Fårö. Aber wenn er das Kind am Leben ließ, würde er Babynahrung und Windeln brauchen. Und zu welchem Zweck hatte er Elin überhaupt entführt?
    Früher oder später musste David Mattson sich zu erkennen geben.
     
    Nichts war im Winter so einsam wie ein Campingplatz. Johan hielt ganz unten am Wasser. Er stieg aus dem Wagen und lief in Richtung der Waschräume. Alles war still, leer und verriegelt. Hier lag der Schnee höher. Sicher war im ganzen Winter noch nicht geräumt worden. Der steile Hang war nicht gestreut. Er wusste nicht, ob er es überhaupt schaffen würde, nach oben zu steigen,
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