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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod
Autoren: Mari Jungstedt
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Wittberg waren als Zeugen im Zimmer anwesend.
    »Der ist es«, sagte sie. »Das ist der Mieter, der im Februar im Haus war. Ich bin ganz sicher.«
    Die anderen schwiegen, als sie das Foto wieder auf den Tisch legte. Es zeigte einen lächelnden jungen Mann. Seine Haare waren kurz geschnitten und sahen gepflegt aus. Er war muskulös und durchtrainiert.
    Der junge Mann, der da in die Kamera lächelte, war kein anderer als David Mattson.

KNUTAS BESCHLOSS, Erik Mattson und seinen Sohn David sofort zur Vernehmung einzubestellen. Er rief Kurt Fogestam an, der versprach, beide umgehend holen zu lassen. Da Anita Thorén David erkannt hatte, beschloss der Staatsanwalt, einen Haftbefehl auszufertigen. Egon Wallins Haare und Kleiderfasern, die im Ferienhaus und im Kastenwagen gefunden worden waren, ließen sich mit dem Mieter in Verbindung bringen. Also musste es sich bei ihm um den Täter handeln. Die Frage war nur, ob er allein oder zusammen mit seinem Vater gehandelt hatte. Was Egon Wallin mit dem Fall oder mit dem Diebstahl des »Sterbenden Dandy« zu tun haben mochte, konnte Knutas noch immer nicht erklären, aber er hoffte, dass sich das bei den Vernehmungen ergeben würde.
    Knutas verfluchte sich, weil er nicht bereits früher auf die Idee gekommen war, sich die Liste der Mieter von Muramaris vorlegen zu lassen. Sie waren alle dermaßen damit beschäftigt gewesen, den Mann zu finden, der zum Zeitpunkt des Mordes an Egon Wallin das Haus gemietet hatte, dass niemand daran gedacht hatte, weiter in der Zeit zurückzugehen. Er hätte sich schwarzärgern können. Zum Teil vielleicht, weil sein Versehen auf den Turbulenzen beruhte, die Karins Beförderung ausgelöst hatten, die hatten ihn daran gehindert, sich voll und ganz auf die Ermittlungen zu konzentrieren.
     
    Eine erwartungsvolle Stimmung machte sich auf der Wache breit, während alle auf eine Nachricht der Kollegen aus Stockholm warteten.
    Knutas trat in seinem Büro ans Fenster und steckte seine Pfeife an. Zog energisch daran und blies den Rauch aus dem Fenster.
    Er war durch und durch angespannt. Endlich waren sie auf dem Weg, dieses ganze Wirrwarr aufzulösen, das geheimnisvoller wurde, je mehr Zeit verging. Er rief Line an und erzählte ihr, was passiert war, und dass er nicht zum Abendessen und überhaupt nicht so bald nach Hause kommen würde. Sie freute sich seinetwegen. Und ihretwegen und nicht zuletzt der Kinder wegen. Jetzt würden sie ihn abends bald wieder bei sich haben.
     
    Es dauerte genau eine Stunde, bis Kurt Fogestam anrief. Seine Stimme klang erschüttert.
    »Setz dich«, sagte er.
    »Was?«
    »Setz dich einfach, Anders, ehe ich weiterrede.«
    Knutas ließ sich in seinen Sessel sinken, ohne die Pfeife aus dem Mund zu nehmen.
    »Was ist denn passiert?«
    »Die Streife, die Erik Mattson holen sollte, war zuerst bei Bukowskis, aber er war heute nicht zur Arbeit erschienen. Den Chef schien das nicht weiter zu überraschen, er sagte, Mattson mache manchmal eben blau. Mattson hat offenbar Alkoholprobleme. Oder hatte.«
    »Wieso denn hatte?«
    »Eben wurde aus dem Karlaväg angerufen, wo Erik Mattson wohnt. Weil niemand aufgemacht hat, haben die Kollegen schließlich die Tür aufgebrochen. Und sie haben Erik Mattson tot im Bett gefunden.«
    Knutas wollte seinen Ohren nicht trauen.
    »Ermordet?«
    »Das wissen wir noch nicht. Der Gerichtsmediziner ist gerade auf dem Weg dorthin. Aber das ist noch nicht alles. Rate mal, was da über dem Bett hing.«
    »Nein …«
    »Das aus Valdemarsudde gestohlene Gemälde. ›Der sterbende Dandy‹.«

DAS HAUS LAG an einer Kreuzung zwischen zwei kleineren Wohnstraßen in einer idyllischen Umgebung, in der Nähe der Schule mitten in Roma.
    Es war halb zehn Uhr vormittags. Er hatte ganz bewusst abgewartet, bis sich der ärgste Morgenverkehr gelegt hatte: Leute, die zur Arbeit wollten, Kinder unterwegs zu Kindergarten und Schule, Hunde, die Gassi geführt und Morgenzeitungen, die geholt wurden.
    Jetzt war die Straße wieder menschenleer.
    Von seinem Standort aus konnte er sehen, wie die Frau sich zwischen den Zimmern im Untergeschoss des Hauses hin und her bewegte. Vorsichtig hob er sein Fernglas. Er stand in einem Gebüsch und war deshalb von den Häusern aus nicht zu sehen.
    Sie war schön, und sie trug einen weich aussehenden, langen rosa Morgenrock. Ihre Haare waren sandfarben, ihre Augen dunkel, die Brauen markant. Sie hatte hohe Wangenknochen und reine, klassische Züge. Sie war zwar nicht mehr ganz jung, war aber
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