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Im Dunkeln der Tod

Titel: Im Dunkeln der Tod
Autoren: Mari Jungstedt
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aber darüber machte er sich jetzt keine Sorgen. Wenn er nur Elin wieder in die Arme nehmen konnte. David hatte gesagt, er wolle einen Tausch vornehmen, er hatte sich jedoch geweigert, am Telefon zu verraten, was er verlangte, um Elin zurückzugeben. Das wollte er Johan unter vier Augen sagen. Johan hatte keine andere Wahl, als auf diese Forderung einzugehen. David hatte ihm eingeschärft, nicht die Polizei zu informieren. Beim geringsten Verdacht, dass Johan nicht allein war, wäre Schluss mit Elin.
    Die Stille hier unten war absolut, und das Wasser lag offen, grau und ungastlich vor ihm. Die scharfe, feuchte Kälte drang durch seine Kleidung. Als Johan sich dem Gebäude mit den Waschräumen näherte, entdeckte er ein Stück weiter einen blauen Citroën. Niemand war zu sehen. Johans Nerven waren angespannt. Er wusste nicht, wie David aussah, nur, wie alt er war. Er umrundete das Holzgebäude. Die Fensterläden waren geschlossen, die Tür verriegelt. Warum David ihn hier treffen wollte, war leicht zu verstehen. Es war in der Nähe der Stadt, aber trotzdem absolut einsam.
    Plötzlich sah Johan eine hochgewachsene, dunkel gekleidete Gestalt, die vom Meer her auf ihn zukam. Dieser Mann war kräftig, er trug eine Windjacke und hatte sich eine Strickmütze über das Gesicht gezogen. Der Boden unter Johans Füßen schien plötzlich zu beben.
    Der Mann, der jetzt auf ihn zukam, hatte kaltblütig zwei Menschen ums Leben gebracht und ein acht Monate altes Baby als Geisel genommen. Er stand einem Psychopathen gegenüber.
    In diesem Moment ging Johan auf, was es für ein Wahnsinn gewesen war, sich nicht an die Polizei zu wenden. Er war unbewaffnet und den Launen seines Gegenüber hilflos preisgegeben. Was zum Teufel hatte er sich eigentlich gedacht? Dass David ihm Elin einfach überreichen würde?
    Er stand ganz still da und wartete, während sein Gehirn auf Hochtouren arbeitete.
    Natürlich hatte David Elin nicht bei sich. Die Ohnmacht, die Johan in diesem Moment verspürte, würde er niemals vergessen.
    Und dann stand David ihm gegenüber.
    »Du musst aufhören, meinen Papa zu verfolgen«, sagte er. »Lass ihn von jetzt an in Frieden, dann bekommst du deine Tochter zurück. Das musst du mir auf Ehre und Gewissen schwören. Lass Papa in Ruhe.«
    Darum geht es hier also, dachte Johan. Um seinen Besuch bei Erik Mattson, und darum, dass er ihn beschattet hatte. David wollte seinen Vater beschützen. Deshalb hatte er Elin entführt. So einfach war das also.
    »Ja, sicher, ich höre sofort auf, das verspreche ich. Natürlich ist meine Tochter viel wichtiger für mich. Ich höre sofort auf, wenn du mir nur Elin zurückgibst.«
    »Elin? So heißt sie also? Ich wusste nicht, wie ich sie nennen soll.«
    Er lächelte. Johan sah ein irres Flackern in seinen Augen. Der Mann schien unter Drogen zu stehen. Es war unmöglich, Blickkontakt zu ihm aufzunehmen. Sein Blick glitt ständig umher. Vielleicht nahm er auch Anabolika, so kräftig, wie er war.
    »Wo ist sie?«
    Johan riss sich zusammen, um seine Verzweiflung nicht zu zeigen. Er musste Ruhe bewahren.
    David öffnete den Mund zu einer Antwort, als ein lauter Ruf vom Dach der Waschräume her erscholl.
    »Polizei! Hände hoch! Bleiben Sie, wo Sie sind!«
    Verwirrt sah David sich um. Johan stand wie gelähmt da, ohne auch nur einen einzigen vernünftigen Gedanken fassen zu können.
     
    David Mattsons Festnahme gestaltete sich undramatisch. Vier Polizisten konnten ihn rasch überwältigen, ehe er erfasst hatte, was sich hier abspielte. Er wurde in Handschellen gelegt und zu einem Streifenwagen geführt. Johan schaute wortlos zu.
    Aus dem Augenwinkel sah er, dass Knutas auf ihn zukam. Er drehte sich zu ihm um.
    »Woher habt ihr das gewusst?«
    »Emma hat angerufen.«
    »Wo ist Elin?«
    »Wir durchsuchen jetzt gerade den Campingplatz. Sie wird in einem der Holzhäuser sein. Wir finden sie.«

DAVID MATTSON WURDE sofort vernommen. Der beeindruckende Körperbau des Verdächtigen wirkte in dem engen Raum noch umwerfender. David musste Knutas gegenüber Platz nehmen, der das Verhör leiten sollte. Karin hielt sich als Zeugin im Hintergrund.
    Jetzt saß Knutas dem Täter gegenüber, den er seit mehr als einem Monat gejagt hatte. Es kam ihm unwirklich vor. So sah er also aus. Der Mörder, der seine Opfer von hinten mit einer Klaviersaite überfallen, der einen Mann in einem Tor in Visbys Stadtmauer aufgehängt und einen anderen zum Grab des ersten Opfers geschleift hatte. Dem der unwahrscheinliche
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