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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat
Autoren: Ian Fleming
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Teil von Tracy mit ihm.
    Der kleine Wagen schlängelte sich geschickt durch den Verkehr. »Es tut mir leid, Tracy, aber das mußte sein. Ich konnte mich da einfach nicht zurückziehen. Ich wäre jetzt nicht so glücklich, wenn ich mich gedrückt hätte. Siehst du das ein?«
    Sie streichelte seine Wange. »Ich hätte dich gar nicht so lieb, wenn du kein Pirat wärst. Ich werde mich schon daran gewöhnen. Bleib nur, wie du bist. Ich will dich nicht ummodeln, wie andere Frauen ihre Männer. Ich will mit dir leben, mit niemand sonst. Aber sei nicht böse, wenn ich ab und zu heule wie ein Schloßhund. Das ist nur aus Liebe. Die neueste Ausgabe der Süddeutschen Zeitung« bringt die ganze Geschichte, sie liegt hinter dir auf dem Boden.«
    Da stand es, auf der ersten Seite, unter der Überschrift: »Von unserem Korrespondenten in St. Moritz: Mysteriöse Explosion auf dem Piz Gloria. Seilbahn zum Millionärs-Klub zerstört.« Das wurde im Text etwas ausführlicher geschildert. Die Polizei würde am nächsten Morgen mit einem Hubschrauber Nachforschungen anstellen. Die nächste Schlagzeile fesselte Bonds Aufmerksamkeit. Kinderlähmung bedroht England. Es folgte ein kurzer Reuterbericht aus London, vom Vortag datiert. »Die neun Mädchen, die auf verschiedenen britischen Flugplätzen zurückgehalten wurden, weil sie mit einer polioverdächtigen Person, ebenfalls einer Engländerin, auf dem Flugplatz Kloten in Berührung gekommen sein sollen, stehen immer noch unter Quarantäne. Wie ein Vertreter des Gesundheitsministeriums dazu erklärt, handelt es sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme. Miss Violet O’Neill, eine gebürtige Irin, die möglicherweise an Kinderlähmung erkrankte, wurde zur Beobachtung in eine Klinik in Shannon eingeliefert.«
    Bond lächelte vor sich hin. Wenn man sie mit der Nase darauf stieß, konnten die Engländer so etwas sehr gut und rasch erledigen. Wieviel minuziöse Zusammenarbeit von Regierungsstellen war erforderlich gewesen, um diese kurze Meldung zu ermöglichen? Bond warf die Zeitung hinter sich.
    Der Fall war abgeschlossen, der Auftrag erledigt.
    Aber der große Boss war entkommen!
    Gegen drei Uhr waren sie im Hotel. Es war eine Nachricht für Tracy da, Marc-
    Ange sofort im Maison Rouge in Straßburg anzurufen. Sie gingen hinauf in ihr Zimmer und ließen sich die Verbindung geben. »Er ist hier, Papa, und fast in einem Stück.« Dann reichte sie Bond den Hörer.
    Mark-Ange fragte: »Hast du ihn?«
    »Nein. Er ist j etzt in Italien, wenigstens nehme ich das an; er Ist in die Richtung gefahren. Wie hast du es geschafft? Es sah von unten großartig aus.«
    »Zufriedenstellend, alles in allem.«
    »Verluste?«
    »Ja. Zwei Mann. Unser Freund hatte in seinem Arbeitszimmer eine Überraschung hinterlassen. Che-Che hat ins Gras beißen müssen. Der zweite schoß nicht schnell genug. Der Rückflug war recht unterhaltsam. Ich erzähle dir das morgen. Ich fahre heute die Nacht in meinem Schlafwagen durch.«
    »Und was ist mit Irma Bunt, der Sekretärin?«
    »Spurlos verschwunden.«
    »Vielen Dank, Marc-Ange. Die Nachrichten aus England sind gut. Bis morgen also.«
    Bond legte auf. Tracy, die sich diskret ins Badezimmer zurückgezogen hatte, fragte: »Darf ich kommen?«
    »Einen Moment noch, Liebling.« Er rief die Station M an und verabredete sich mit dem Leiter, Fregattenkapitän Savage, den er flüchtig kannte, in einer Stunde. Dann holte er Tracy aus dem Bad, und sie machten Pläne für den Abend.
    Schließlich ging er in sein Zimmer. Sein Koffer war bereits ausgepackt und an seinem Bett stand eine Schale mit Krokussen, die er aufs Fensterbrett stellte. Er duschte rasch, was durch die Verbände erschwert wurde, zog einen dunkelblauen Anzug an, setzte sich an den Schreibtisch und entwarf den Bericht an M. Dann nahm er seinen dunkelblauen Regenmantel und ging zum Odeonsplatz.
    (Wenn er nicht so in Gedanken vertieft gewesen wäre, hätte er auf der anderen Straßenseite eine Frau bemerken müssen: Eine unförmige Gestalt im schäbigen dunkelgrünen Lodenhumhang, die bei seinem Anblick erstaunt stehenblieb, die Fahrbahn überquerte und sich an seine Fersen heftete. Sie schien Übung darin zu haben. Und als er in einem Haus am Odeonsplatz verschwand, wartete sie gegenüber, bis er wieder herauskam. Sie folgte ihm bis zu den Vier Jahreszeiten. Nachdem sie festgestellt hatte, daß er dort abgestiegen war, fuhr sie in einem Taxi in ihre Wohnung und meldete ein Ferngespräch mit dem Hotel Metropole in Como
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