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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat
Autoren: Ian Fleming
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Vorbereitungen in seinem Zimmer. Er bezahlte seine Rechnung und veranlaßte, daß sein Koffer an Tracy in die Vier Jahreszeiten geschickt wurde. Dann setzte er sich mit einer Zeitung ans Fenster, schaute dem Betrieb auf der Straße zu, las zwischendurch und vergaß das Gelesene sofort wieder.
    Als punkt zwölf das Telefon läutete, ging er hinunter zu dem grauen Peugeot, der ihn abholen sollte. Che-Che saß am Steuer. Er beanwortete Bonds Gruß kurz. Schweigend fuhren sie eine Stunde durch eine langweilige Landschaft; schließlich bogen sie in einen schlammigen Seitenweg ein, der sich durch einen dichten Wald schlängelte, und kamen zu einer halbverfallenen Mauer. Hinter einem verrosteten Eisentor lag ein verwilderter Park. Sie passierten die verwitterte Fassade eines einst imposanten Schlosses und hielten vor einer großen Scheune, die in erstaunlich gutem Zustand war. Che-Che hupte dreimal kurz, sofort öffnete sich eine kleine Tür in dem großen Doppeltor. Marc-Ange trat heraus, begrüßte Bond vergnügt und rief: »Komm rein, lieber Freund. Du kannst mit mir eine gute Straßburger Wurst essen und einen ganz passablen Reichenweier Riesling trinken.«
    Das Innere der Scheune erinnerte an ein Filmatelier: Scheinwerfer strahlten den plumpen Rumpf eines Hubschraubers an, und es wimmelte von Menschen. Bond erkannte einige Leute der Union Corse, die anderen waren wahrscheinlich einheimische Mechaniker. Zwei Männer auf Leitern waren eifrig damit beschäftigt, auf den Rumpf der Maschine rote Kreuze auf weißem Grund und die Erkennungsbuchstaben FL-BGS zu malen. Der Pilot wurde ihm vorgestellt, ein blonder junger Mann namens George. »Du wirst neben ihm sitzen«, sagte MarcAnge zu Bond. »Er ist ein guter Pilot, kennt aber den letzten Teil der Strecke nicht und hat noch nie was vom Piz Gloria gehört. Nach dem Essen solltest du mit ihm mal die Route auf der Karte durchgehen.« Und auf französisch zu George: »Es wird bestimmt ein paar interessante Unterhaltungen mit der Schweizer Flugsicherung geben, nicht wahr, George?«
    George erwiderte kurz: »Wir werden sie schon an der Nase herumführen«, und machte sich wieder an seine Arbeit, während Marc-Ange weiter die Verladung der »Waren« überwachte: Maschinenpistolen und kleine, in rotes Wachstuch gewickelte Pakete.
    Später ließ Marc-Ange seine Mannschaft, einschließlich Bond, antreten und inspizierte rasch noch einmal die Handwaffen, zu denen bei seinen Leuten auch abgenutzte Schnappmesser gehörten. Die Männer trugen wie Marc-Ange nagelneue uniformähnliche graue Skianzüge. Er verteilte schwarze Armbinden mit der Aufschrift »Eidgenössische Gebirgspolizei«. Als er Bond eine aushändigte, erklärte er: »Es gibt natürlich keine Eidgenössische Gebirgspolizei, aber ich bezweifle, daß unsere Freunde vom Spectre das wissen. Auf jeden Fall werden die Binden zunächst großen Eindruck machen.«
    Er schaute auf die Uhr, drehte sich um und rief auf französisch: »Zwei Uhr fünfundvierzig. Alles fertig? Dann los!«
    Ein Traktor zog den Hubschrauber ins Freie, alle stiegen ein, der Pilot drückte auf den Starter, der Motor lief an. Die großen Rotorblätter drehten sich, und langsam löste sich die Maschine vom Boden.
    Rasch waren sie über dem Rhein, und bald lag Basel unter einer Dunstglocke vor ihnen. Sie waren in einer Höhe von sechshundert Metern, die der Pilot zunächst einhielt. In Bonds Kopfhörern meldete sich die schweizerische Flugsicherung und ersuchte sie höflich, sich zu legitimieren. Als der Pilot nicht antwortete, wurde die Bitte drängender wiederholt. Jetzt erwiderte der Pilot auf französisch: »Ich verstehe Sie nicht.« Pause, dann kam das gleiche auf französisch. Der Pilot sagte: »Sprechen Sie bitte deutlicher.« Als das geschehen war, erklärte er: »Hubschrauber vom Roten Kreuz, mit Blutserum für Italien.« Nach kurzem Schweigen erkundigte sich eine andere Stimme: »Welches ist Ihr Bestimmungsort?« - »Einen Moment, bitte«, sagte der Pilot. »Ich habe es hier aufgeschrieben.« Nach einer Weile fragte er: »Sind Sie die Schweizer Flugsicherung?« - »Ja.« - »Hier ist FL-BGS. Mein Bestimmungsort ist das Ospedale Sante Monica in Como.« Wieder verstummte der Funk und meldete sich fünf Minuten später: »FL-BGS, FL-BGS. Ihre Maschine ist hier nicht verzeichnet. Wieso nicht?« - »Ihre Listen werden nicht auf dem laufenden sein. Das Flugzeug ist erst vor einem Monat zugelassen worden.« Abermals eine lange Pause. Jetzt tauchte Zürich vor
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