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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat
Autoren: Ian Fleming
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Direktoren zu einer Konferenz zusammenrufen? Es handelt sich um unsere Verkaufsorganisation in der Schweiz. Da sind einige drastische Maßnahmen erforderlich.«
    »Aha!« Marc-Ange hatte verstanden. »Wird erledigt. Gute Nacht, mein Junge!«
    Die Leitung war tot. Der alte Fuchs! Er hatte Angst, daß sein Telefon abgehört wurde.
    Das Taxi hielt vor einem modernen Appartementhaus mit einem großen, hellerleuchteten Laden, über dem die grelle Neonreklame verkündete »Appareils Electriques Draco«. Die teppichbelegte Halle war luxuriöser, als Bond erwartet
    hatte.
    Nachdem er in sein Zimmer geführt worden war und sich gewaschen hatte, ließ er sich zu Marc-Ange bringen, der bei seinem Anblick über das ganze Gesicht strahlte. Er sprang auf, ging um den Schreibtisch herum, umarmte Bond stürmisch und küßte ihn schmatzend auf beide Wangen. Bond unterdrückte sein Unbehagen und klopfte ihm freundschaftlich auf den breiten Rücken. Lachend ließ ihn Marc-Ange los. »Schon gut. Ich schwöre dir, daß ich es nie wieder tue. Das war das erste- und letztemal, aber mein romanisches Temperament ist mit mir durchgegangen. Entschuldige bitte. Jetzt wollen wir erst mal was trinken!« Er deutete auf eine mit Flaschen beladene Kredenz. »Und dann erzählst du mir, was ich für dich tun kann. Ich spreche kein Wort über Teresa, bis wir das Geschäftliche erledigt haben. Aber sag mir eins«, die braunen Augen schauten Bond flehend an, »es ist doch alles in Ordnung zwischen euch? Du hast es dir nicht etwa anders überlegt?«
    »Kein Gedanke, Marc-Ange! Alles ist schon organisiert. Wir heiraten noch diese Woche. Auf dem Konsulat in München. Ich habe vierzehn Tage Urlaub. Die Flitterwochen verbringen wir in Kitzbühel. Ich liebe dieses Nest, und sie auch. Du kommst doch zur Hochzeit?«
    »Und ob!« Marc-Ange explodierte förmlich. »Es wird dir schwerfallen, mich von Kitzbühel fernzuhalten. Aber jetzt muß ich mich zusammenreißen. Meine zwei besten Leute, meine Organisatoren, wenn du so willst, warten draußen. Ich wollte dich nur vorher einen Moment für mich allein haben.«
    »Das wollte ich auch, Marc-Ange. Ich muß mit dir über einiges sprechen, was mein Land betrifft. Ich habe die Erlaubnis, dir alles zu sagen. Aber es muß hinter deinem Horkos Odonton verschlossen bleiben!«
    Marc-Ange lächelte. »Schieß los!«
    Bond erzählte ihm die ganze Geschichte, wobei er auch sein Erlebnis mit Ruby nicht ausließ. Ihm flößte dieser Mann Respekt ein, ja, er liebte ihn geradezu, er konnte nicht sagen, warum. Zum Teil war es seine animalische Ursprünglichkeit, zum Teil, weil er ihm so völlig sein Herz geöffnet, seine geheimsten Gedanken anvertraut hatte.
    Als Bond geendet hatte, lehnte sich Marc-Ange zurück, steckte sich eine Gauloise in den Mundwinkel und sprach durch die blauen Rauchwolken, die ununterbrochen seinen Lippen entströmten. »Ja, das ist wirklich eine üble Angelegenheit. Der muß ein Ende gemacht werden, und dem Mann auch. Mein lieber James«, seine Stimme klang düster, »ich bin ein Verbrecher, ein großer Verbrecher, ich habe eine Anzahl Puffs, ich habe einen Ring von Prostituierten, ich schmuggle, ich stelle Leibwächter für Geld, ich bestehle die Schwerreichen. Ich breche viele Gesetze, und ich habe dabei oft töten müssen. Aber dieser Blofeld ist zu gemein, zu widerlich. Du willst, daß ihm die Union den Krieg erklärt, ihn vernichtet, weil das auf gesetzlichem Wege nicht geschehen kann.« Er lächelte Bond zu. »Das ist das Hochzeitsgeschenk, von dem du gesprochen hast. Nicht wahr?«
    »Richtig. Aber ich mache mit. Der Mann gehört mir!«
    Nachdenklich schaute ihn Marc-Ange an. »Das gefällt mir gar nicht, und du weißt warum. Du bist ein verdammter Narr, James, du kannst von Glück sagen, daß du überhaupt noch lebst.« Er zuckte die Achseln. »Es hat ja keinen Sinn, dir das ausreden zu wollen. Du bist schon zu lange hinter diesem Kerl her. Und du willst die Sache selber zum Abschluß bringen. Stimmt’s?«
    »Ja. Ich möchte nicht, daß ein anderer meinen Fuchs abschießt.«
    »Gut, gut. Ich rufe jetzt meine Leute, ja? Sie brauchen nicht zu wissen, worum es geht. Wir müssen uns nur darüber einig werden, wie wir es schaffen wollen. Ich habe ein paar Ideen. Ich glaube, daß es rasch erledigt werden kann. Aber es dürfen uns keine Fehler unterlaufen.«
    Er sprach ein paar Worte ins Telefon. Eine Minute später kamen zwei Männer herein, die kaum Notiz von Bond nahmen Und sich an den Schreibtisch
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