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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat
Autoren: Ian Fleming
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werfen können. Ich habe nie viel gehabt, und ich habe es auch nie gebraucht. Wenn ich ein Vermögen geerbt hätte, dann wäre ich wie all diese Playboys geworden, diese ehemaligen Freunde von Tracy, über die du dich so beklagt hast. Nein, Marc-Ange.« Er trank energisch seinen Steinhäger aus. »Es ist nicht gut, zuviel Geld zu haben.«
    Marc-Ange schien den Tränen nahe zu sein. Bond wurde weich: »Es ist sehr lieb von dir, Marc-Ange, und ich weiß es auch zu schätzen. Ich verspreche dir hoch und heilig, daß ich zu dir komme, wenn wir Hilfe brauchen. Vielleicht wollen wir eines Tages ein Häuschen auf dem Land oder haben einen kleinen Zuschuß für die Kinder nötig. Abgemacht?«
    Mißtrauisch blickte ihn Marc-Ange an. »Dein Wort darauf? Du wirst mich nicht wieder betrügen?«
    Bond nahm seine Hand und drückte sie herzlich. »Ehrenwort! Aber jetzt reiß dich zusammen. Tracy denkt sonst noch, wir hätten Streit gehabt.«
    »Haben wir ja auch«, bemerkte Marc-Ange düster. »Und es ist das erstemal, daß ich verloren habe.«
    26
    »Ja.«
    Dieses Wort sagte James Bond an einem kristallklaren Neujahrstag um halb elf Uhr morgens im Salon des britischen Generalkonsuls.
    Und es war ihm ernst.
    Der Generalkonsul hatte die Dauer des Aufgebots erheblich gekürzt. »Sie haben eine böse Kopfverletzung, Commander Bond, und die Gräfin ist etwas blaß«, hatte er bei ihrem ersten Besuch erklärt. »Ich habe daher vorsichtshalber eine Sondergenehmigung beim Foreign Office eingeholt, die erstaunlicherweise sofort erteilt wurde. Also wollen wir es am Neujahrstag erledigen, und zwar in meiner Wohnung.«
    Die Unterschriften wurden vollzogen. Der Leiter der Station M, Bonds Trauzeuge, hatte einen Sack Konfetti mitgebracht, den er hauptsächlich über Marc-Ange ausschüttete.
    Dann gingen sie hinunter zu dem bereitstehenden Lancia. Jemand hatte weiße Bänder von den Ecken der Windschutzscheibe bis zur Kühlerfigur gezogen, vermutlich die Frau des Generalkonsuls. Dieser schüttelte Bond die Hand und sagte: »Leider ist es nicht gelungen, die Sache so geheimzuhalten, wie wir wollten. Eine Reporterin der >Bunten Illustrierten< war heute morgen da. Sie hat sich nicht vorgestellt. Aber ich kam nicht drum herum, ihr die nackten Tatsachen mitzuteilen. Vor allem wollte sie den genauen Termin der Trauung wissen, um einen Fotografen zu schicken. Na, das ist Ihnen wenigstens erspart geblieben. Wahrscheinlich sind die alle noch blau. Also alles Gute und viel Glück!«
    Tracy trug ein dunkelgraues Tiroler Kostüm, warf den Hut mit dem Gamsbart auf den Rücksitz, stieg ein und drückte auf den Anlasser. Der Motor sprang an, und sie brausten durch die leere Straße davon.
    An der Einfahrt zur Autobahn nach Salzburg sagte Bond: »Sei ein Schatz und halte einen Moment an, Tracy. Ich muß zwei Dinge tun.«
    Auf dem Grünstreifen nahm er sie in die Arme und küßte sie zärtlich. »Das ist das erste. Und zweitens möchte ich dir sagen, daß ich auf dich aufpassen werde, Tracy. Hast du etwas dagegen?«
    Lächelnd sah sie ihn an. »Ich muß aber auch auf dich achtgeben, du brauchst es. Das ist wohl der Sinn einer Ehe.«
    »Einverstanden. Und jetzt nehme ich diese Bänder weg. Ich will nicht wie ein Faschingsprinz durch die Gegend gondeln.« Er stieg aus und entfernte die Bänder. Die Sonne schien warm von einem wolkenlosen Himmel. »Wird es zu kalt, wenn wir das Verdeck runterlassen?« fragte er.
    »Nein. So sehen wir ja nur die Hälfte. Die Fahrt nach Kitzbühel ist so herrlich, und außerdem können wir es ja jederzeit wieder hochklappen.«
    Auf der Autobann herrschte lebhafter Verkehr. Vor der großen Tankstelle entdeckte Bond einen offenen, grellroten Maserati. Ein richtiger Rennwagen mit einem sportlichen Paar in weißen Staubmänteln und Kinnhauben. Große dunkelgrüne Autobrillen verdeckten die Gesichter fast völlig. Die typische Uniform der Sonntagsrennfahrer. Sie waren zu weit entfernt, so daß er nicht erkennen konnte, ob sie ebenso attraktiv waren wie der Wagen. Die Figur der Frau wirkte jedenfalls nicht gerade vielversprechend. Bond setzte sich wieder neben Tracy, und sie fuhren durch die wunderschöne Landschaft.
    Bald hatten sie Rosenheim hinter sich. Vor ihnen tauchten die hohen schneebedeckten Gipfel auf. Der Verkehr hatte nachgelassen. Auf lange Strecken waren sie die einzigen auf der Straße, die zwischen weißen Wiesen und Tannenwäldchen auf die glitzernden Berge zuführte. Bond blickte zurück. Weit hinten sah er einen roten
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