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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat
Autoren: Ian Fleming
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und sie ihm. Und jetzt sollte er sie womöglich sein ganzes Leben mit sich herumschleppen, immer von der unausgesprochenen Erpressung bedroht, daß sie sich umbringen würde, wenn er sie fallenließe. Mürrisch sagte er: »Ich sehe nicht, wo ich da helfen kann. Wie stellen Sie sich das vor?«
    Dracos braune Augen glitzerten erregt, als er erwiderte: »Ich möchte, daß Sie meiner Tochter den Hof machen und sie heiraten. Am Tag der Hochzeit erhalten Sie von mir eine Million Pfund in Gold als Mitgift.«
    Bond explodierte: »Was Sie da verlangen, ist völlig unmöglich. Ihre Tochter ist krank. Sie braucht einen Psychiater. Nicht mich. Und ich will nicht heiraten, niemand. Außerdem liegt mir nichts an einer Million Pfund. Ich habe Geld genug für meine Bedürfnisse. Ich habe ja einen Beruf. (Stimmte das? Und was war mit dem Kündigungsbrief? Bond überhörte diese innere Stimme.) Sie müssen das doch begreifen.« Plötzlich konnte er den traurigen Blick Dracos nicht mehr ertragen und sagte sanft: »Sie ist ein wunderbares Mädchen. Ich will alles für sie tun, was ich kann. Aber erst, wenn es ihr wieder gut geht. Dann will ich sie gern wiedersehen - sehr oft. Wenn sie so großen Wert auf mich legt, muß sie aus eigener Kraft gesund werden. Das ist die einzige Möglichkeit, jeder Arzt wird Ihnen das bestätigen. Sie muß in ein Sanatorium, in das beste, das es gibt, in der Schweiz vielleicht. Sie muß ihre Vergangenheit vergessen. Sie muß wieder leben wollen. Erst dann hat es Zweck, daß wir uns wiedersehen. Sie verstehen mich doch, Marc-Ange? Ich bin ein harter Mensch, ich gebe es zu. Ich habe nicht die Geduld, jemand zu pflegen, weder Mann noch Frau. Sie müssen einsehen, daß ich diese Verantwortung nicht übernehmen kann . . . sosehr mir Ihre Tochter auch gefällt!« Marc-Ange sagte resigniert: »Ich verstehe Sie, lieber Freund. Ich will nicht weiter in Sie dringen, sondern werde tun, was Sie mir raten. Aber wollen Sie mir noch einen Gefallen erweisen? Es ist jetzt neun Uhr. Gehen Sie heute abend mit ihr essen. Sprechen Sie mit ihr, worüber Sie wollen, aber zeigen Sie ihr, daß Sie sie mögen, daß sie Ihnen gefällt. Ihr Wagen und ihre Kleider sind hier. Ich habe alles herbringen lassen. Wenn Sie ihr einreden könnten, daß Sie sie gern wiedersehen möchten, werde ich wohl den Rest schaffen. Wollen Sie das für mich tun?«
    Bond dachte: Mein Gott, was für ein Abend! Aber er lächelte, so herzlich er konnte. »Selbstverständlich. Das mache ich doch mit Vergnügen. Aber ich muß morgen mit der ersten Maschine von Le Touquet abfliegen. Von da an müssen Sie sich um sie kümmern.«
    »Freilich, lieber Freund.« Marc-Ange fuhr sich über die Augen. »Seien Sie mir nicht böse. Sie haben mir neue Hoffnung gegeben. Ich will Ihnen jetzt nicht danken. Ich kann das auch gar nicht. Aber gibt es im Moment etwas, das ich für Sie tun kann? Ich habe große Möglichkeiten, große Mittel, große Macht und weiß sehr viel. Alles steht zu Ihrer Verfügung. Kann ich etwas für Sie tun?«
    Bond hatte einen plötzlichen Einfall. Er lächelte breit. »Ich brauche eine Information. Über einen Mann namens Blofeld, Ernst Stavro Blofeld, Sie werden von ihm gehört haben. Ich möchte wissen, ob er noch lebt und wo er zu finden ist.«
    Jetzt kam das kalte, böse, rachsüchtige Gesicht des Banditen zum Vorschein. Die Augen wurden hart. »Blofeld!« sagte er nachdenklich. »Und ob der lebt! Erst kürzlich hat er mir drei meiner Leute durch Bestechung abspenstig gemacht. Drei Mitglieder des alten Spectre stammten ebenfalls aus der Union. Wir wollen gleich mal sehen, was wir erfahren können.«
    Er hob den Hörer ab. »Dammi u commandu«, sagte er und legte auf. »Ich habe eine Verbindung mit meinem Hauptquartier in Ajaccio verlangt. Wir werden sie in fünf Minuten haben. Aber ich muß sehr schnell sprechen. Die Polizei könnte meine Wellenlänge kennen, obwohl ich sie jede Woche wechsle. Doch der korsische Dialekt hilft.« Das Telefon summte. Marc-Ange sprach einige
    Minuten in unverständlichem Korsisch und hängte ein. »Soviel wir wissen, ist er in der Schweiz. Seine genaue Adresse kennen wir nicht. Bringt Sie das weiter? Bestimmt werden Ihre Leute ihn ausfindig machen können . . . wenn die Schweizer Bundespolizei hilft. Da kann es vielleicht Schwierigkeiten geben.«
    Bond dachte triumphierend: Jetzt habe ich dich, du Schweinehund! Und zu Marc-Ange sagte er begeistert: »Großartig! Der Rest wird nicht schwer sein. Wir haben gute Freunde
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