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Im Dienst ihrer Majestat

Titel: Im Dienst ihrer Majestat
Autoren: Ian Fleming
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in der Schweiz.«
    Marc-Ange war sichtlich froh über Bonds Reaktion, sagte aber ernst: »Falls etwas schiefgehen sollte, wenden Sie sich sofort an mich. Versprechen Sie das?« Er nahm aus einer Schublade einen Briefbogen und reichte ihn Bond. »Hier ist meine offizielle Firmenadresse. Rufen Sie mich an oder telegrafieren Sie mir, aber tarnen Sie es als geschäftliche Anfrage. Sagen Sie, eine Sendung von Radios sei fehlerhaft, Sie wollten meinen Vertreter dann und dann, dort und dort treffen, oder so was Ähnliches. Sie verstehen sich ja auf solche Tricks, und außerdem . . .« Er lächelte verschmitzt ». . . Ich glaube, Sie stehen in Verbindung mit einer internationalen Export-Firma . . . Universal Export . . . nicht wahr?«
    Bond lächelte. Woher wußte der alte Gauner das?
    Marc-Ange fragte schüchtern: »Kann ich jetzt Teresa rufen? Sie weiß nicht, worüber wir gesprochen haben.« Er stand auf, trat zu Bond und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich danke Ihnen. Für alles.« Dann ging er hinaus.
    6
    Zwei Monate später fuhr James Bond an einem sonnigen Morgen gemütlich von seiner Wohnung in Chelsea in sein Büro. Im Hyde Park fielen die Blätter. Der Winter stand vor der Tür. Bonds Gedanken kreisten darum, daß sich die Station Z Zürich vergebens bemühte, die Zurückhaltung der schweizerischen Bundespolizei zu überwinden und die genaue Adresse von Blofeld zu erfahren. Doch die eidgenössischen »Freunde« behaupteten nach wie vor, daß es keinen Mann namens Blofeld in der Schweiz gebe. Auch seien keinerlei Anzeichen für eine Wiederbelebung der Organisation Spectre auf schweizerischem Boden vorhanden.
    Bond überlegte, ob er sich mit Marc-Ange in Verbindung setzen sollte. In seinem Bericht an M hatte er, ohne nähere Einzelheiten zu erwähnen, die Union Corse als Informationsquelle genannt. Aber er scheute sich vor diesem Gedanken, da Marc-Ange dann bestimmt wieder auf Tracy zu sprechen käme. Und an diesen Punkt seines Daseins wollte er, wenigstens bis auf weiteres, nicht rühren. Ihr letzter Abend war freundschaftlich verlaufen, fast als wären sie ein altes
    Liebespaar. Er hatte ihr gesagt, daß die Universal Export ihn für einige Zeit nach Übersee schickte, daß sie sich aber nach seiner Rückkehr bestimmt wiedersehen würden. Nach einem ausgezeichneten Essen in einem kleinen Restaurant in Etaples hatten sie miteinander geschlafen, diesmal ohne Verzweiflung und ohne Tränen. Er war überzeugt, daß ihre Heilung wirklich begonnen hatte. Er fühlte sich als ihr Beschützer, wußte jedoch, daß ihr Verhältnis und Tracys seelisches Gleichgewicht immer noch überaus gefährdet waren.
    In diesem Augenblick summte sein Taschenfunk. Bond beschleunigte sein Tempo und stoppte am Marble Arch vor einer öffentlichen Telefonzelle. Diese Taschenfunkgeräte waren erst kürzlich eingeführt worden. Durch sie konnte jeder Angehörige des Secret Service in London in einem Umkreis von fünfzehn Kilometern von der Zentrale erreicht werden. Es war dann seine Pflicht, sich vom nächsten Telefon zu melden. Bond wählte die einzige Nummer des Hauptquartiers, die er benutzen durfte, sagte »007 spricht« und wurde sofort mit seiner neuen Sekretärin, Mary Goodnight, verbunden. Sie hatte eine tolle Figur, blauschwarzes Haar und große blaue Augen. In der Doppel-0-Abteilung hatte man eine Wette abgeschlossen, wer sie zuerst eroberte. Bond war lange Zeit Favorit gewesen, aber seine Bekanntschaft mit Tracy hatte ihn aus dem Rennen geworfen, und er betrachtete sich nur mehr als krasser Außenseiter, obwohl er noch heftig mit ihr flirtete. Jetzt begrüßte er sie: »Guten Morgen, Goodnight. Was ist los? Krieg oder Frieden?«
    Sie kicherte keineswegs dienstlich. »Es klingt so friedlich, wie ein eiliger Auftrag von oben sein kann. Sie sollen sofort ins Heraldische Amt gehen. Anscheinend haben sie dort eine Nachricht über >Bedlam<.«
    »Bedlam« (Irrenanstalt) war der Deckname für die »Aktion Blofeld«. Bond erwiderte erstaunt: »Wirklich? Dann will ich mich schleunigst auf die Beine machen. Auf Wiedersehen, Goodnight.«
    Er ging zu seinem Wagen und fuhr rasch quer durch London. Das war sehr merkwürdig! Was in aller Welt hatte das Heraldische Amt, von dem er nur wußte, daß es Familienstammbäume ausfindig machte und kontrollierte sowie Wappen verlieh und prüfte, mit Blofeld zu tun?
    Das Heraldische Amt liegt in der Queen-Victoria-Straße am Rand der City, ein hübsches kleines Queen-Anne-Gebäude mit einem
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