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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit
Autoren: Dean R. Koontz
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Freunden gebe, genauso wie sie stets halten, was sie mir versprechen. Bobby bekam nichts ab, weil er sich wie ein Klugscheißer benommen hatte.
    »Schau mal, was ich gefunden habe«, sagte er, während ich mir das Würstchenfett von den Fingern wusch.
    Er drückte mir die Mystery-Train-Mütze in die klitschnassen Hände.
    »Die darf doch gar nicht existieren!« sagte ich.
    Wenn das gesamte Gebäude, in dem das Projekt untergebracht war, sich aus unserer Wirklichkeit verabschiedet hatte, konnte auch diese Mütze niemals hergestellt worden sein.
    »So ist es«, sagte er. »Dafür existiert etwas anderes.« Verdutzt betrachtete ich die Mütze von allen Seiten, bis ich die rubinrote Stickerei über dem Schirm sah. Doch sie ergab nicht mehr die Worte Mystery Train. Statt dessen stand dort jetzt TORNADO ALLEY.
    »Was ist denn Tornado Alley?« sagte ich.
    »Du findest es also auch ein bißchen...«
    »Unheimlich?«
    »Ja.«
    »Megagespenstisch.«
    Vielleicht waren Randolph und Conrad und andere in diesem Augenblick in Wyvern oder einem anderen Winkel der Erde, wo sie am gleichen Projekt arbeiteten, das jetzt nur eine andere Bezeichnung trug. Das alles war noch gar nicht vorbei!
    »Willst du sie nicht aufsetzen?« fragte Bobby.
    »Nein.«
    »Gute Idee. Etwas anderes«, sagte er. »Was ist denn nun mit meinem toten Ich geschehen?«
    »Geht das schon wieder los? Er hat aufgehört zu existieren, das ist alles.«
    »Weil ich nicht gestorben bin.«
    »Bin ich Einstein?«
    Er runzelte die Stirn. »Was ist, wenn ich eines Morgens aufwache, und neben mir im Bett liegt mein totes Ich, halb verfault und ganz schleimig?«
    »Dann wirst du dir neue Bettwäsche kaufen müssen.«
    Nachdem wir alles gepackt hatten, waren wir bereit für die Fete und fuhren zur südlichen Landzunge der Bucht, wo Bobbys Häuschen - eine wunderschöne Konstruktion aus verwittertem Teakholz und Glas - als einziges die Gegend verschandelt.
    Unterwegs hielt Sasha an einer Telefonzelle, verstellte ihre Stimme, indem sie Micky Maus imitierte - Gott weiß, wieso ausgerechnet Micky Maus, wo doch irgendeine Figur aus dem König der Löwen wesentlich angemessener gewesen wäre ., und gab der Polizei einen Hinweis auf das, was im Stanwyk-Haus geschehen war.
    Als wir weiterfuhren, sagte Bobby auf einmal: »Bruder?«
    »Yo.«
    »Wer hat dir überhaupt die Mystery-Train-Mütze untergeschoben? Und wer hat uns letzte Nacht Delacroix. Sicherheitsausweis unter den Scheibenwischer gesteckt?«
    »Ich bin mir da nicht sicher.«
    »Aber du hast einen Verdacht?«
    »Bighead.«
    »Echt?«
    »Ich glaube, er ist viel schlauer, als er aussieht.«
    »Er ist irgendein Behinderter, ein Mutant«, sagte Bobby.
    »Genauso einer wie ich.«
    »Da hast du allerdings recht.«
    In Bobbys Häuschen zogen wir die Straßenkleidung aus und die Neoprenanzüge an und luden dann eine Kühltasche mit Bier und diversen Snacks in Sashas Wagen.
    Bevor die Party allerdings richtig losgehen konnte, mußten wir noch eine Frage klären - damit wir aufhören konnten, ständig nervös aus dem Fenster zu starren und nach dem verrückten Zugführer des Mystery Train Ausschau zu halten.
    Die überdimensionalen Bildschirme der Computer in Bobbys heimischem Büro zeigten bunte Landkarten, Balkendiagramme, Fotos der Erde, die erst kurz zuvor im Orbit geschossen worden waren, und Flußdiagramme, die die weltweite Wetterentwicklung darstellten. Hier - und mit Unterstützung seiner Angestellten in den Moonlight-Bay-Büros von Surfcast - erstellte Bobby die Vorhersagen der Surfbedingungen, die von Kunden in über zwanzig Ländern abgerufen wurden. Da ich nicht computerkompatibel bin, hielt ich mich im Hintergrund, während Bobby sich vor eine Workstation setzte, die Finger über die Tastatur klappern ließ, online ging und eine Datenbank durchsuchte, in der alle führenden US-amerikanischen Wissenschaftler der Gegenwart aufgelistet sind. Die Logik verlangte, daß ein wahnsinniges Genie, das von der Möglichkeit der Zeitreise besessen und wild entschlossen war, die Existenz paralleler Welten neben unserer zu beweisen, und diese Regionen durch eine seitliche Bewegung quer durch die Zeit erreichen wollte, auf jeden Fall zu einem Physiker werden mußte. Zu einem verdammt guten Physiker, dem beträchtlichen Geldmittel zur Verfügung stehen mußten, wenn er das Ziel verfolgte, seine Theorien in die Tat umzusetzen.
    Bobby hatte Dr. Randolph Josephson innerhalb von drei Minuten gefunden. Er arbeitete für eine Universität in
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