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Im Bann der Dunkelheit

Im Bann der Dunkelheit

Titel: Im Bann der Dunkelheit
Autoren: Dean R. Koontz
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verlangsamten damit aber gleichzeitig die Fahrt, wodurch die rotäugige Horde aufholen konnte. Der Walzerkönig beendete plötzlich den Schunkeltanz und gab Gas. Im nächsten Moment raste er so schnell um eine Kurve, daß es den Hummer fast umgeworfen hätte, als er kurz darauf die Bremse durchtreten mußte, um nicht durch ein Rudel Kojoten zu pflügen.
    Beim Anblick des Rudels kreischte der Affe am Heck auf, sprang vom Hummer und lief um sein Leben.
    Die fünfzig oder sechzig Kojoten teilten sich wie ein Fluß vor einem Hindernis und strömten seitlich um das Fahrzeug herum.
    Ich befürchtete, daß sie versuchen würden, durch das kaputte Fenster einzudringen. Mit ihren Reißzähnen waren sie gewiß schwieriger zu bändigen als die Affen. Aber sie zeigten kein Interesse an Menschenfleisch aus der Dose und liefen einfach an uns vorbei, um sich hinter dem Hummer wieder zu einem Rudel zu vereinigen.
    Der Trupp unserer Verfolger kam um die Ecke und lief dem Rudel direkt in den Weg. Einige Affen sprangen vor Überraschung so hoch in die Luft, daß man hätte meinen können, sie würden ein Trampolin benutzen. Da es kluge Affen waren, traten sie sofort den Rückzug an. Die Kojoten jagten ihnen nach.
    Die Kinder hatten sich nach hinten herumgedreht und feuerten das Kojotenrudel an.
    »Die ganze Welt ist ein einziger Zirkus«, sagte Sasha.
    Doogie fuhr weiter und brachte uns von Wyvern fort.
    Die Wolken hatten sich verzogen, während wir unter der Erde gewesen waren, und nun hing der Mond hoch am Himmel und zog seine Kreise mit der Zeit.
     

27
      Noch vor Mitternacht brachten wir alle Kinder nacheinander nach Hause. Wir erlebten Schönes dabei: Tränen müssen nicht immer bitter sein. Die in den Gesichtern der Eltern sagten alles. Als Lilly Wing ihren Jimmy in den Armen hielt und mich ansah, erkannte ich in ihren Augen etwas, nach dem ich mich früher sehr gesehnt hatte. In meiner jetzigen Gegenwart war es für mich aber weniger bedeutungsvoll, als es vielleicht in der Vergangenheit gewesen wäre.
    Wir erreichten schließlich mein Haus, und Sasha, Bobby und ich hatten vor, sofort eine große Fete steigen zu lassen.
    Roosevelt dagegen war nur mit hierhergefahren, um seinen Mercedes zu holen. Er wollte zu seinem schicken Bluewater-Küstenkreuzer am Jachthafen heimfahren und sich aus einem Steak eine Piraten-Augenklappe schnitzen, um sie auf das geschwollene Auge zu legen. »Meine Kinder, ich werde alt. Ihr feiert, und ich gehe schlafen.«
    Da Doogie heute keinen Dienst im Radiosender schieben mußte, hatte er für Mitternacht eine Verabredung anberaumt.
    Dieser wollte er nun nachgehen, als hätte er niemals daran gezweifelt, daß er aus Nimmerland zurückkehren würde und anschließend geneigt wäre, das Tanzbein zu schwingen.
    »Gut, daß ich noch Zeit zum Duschen habe«, sagte er. »Ich glaube, ich stinke wie ein Affe.«
    Während Sasha mit Bobby unsere Surfbretter in ihren Wagen lud, wusch ich mir die blutverschmierten Hände. Dann gingen Rumpelmauser, Orson und ich ins Eßzimmer - das wie gesagt nun Sashas Musikzimmer ist ., um das Band anzuhören, das ich schon zweimal gehört hatte. Leland Delacroix. Testament.
    Es war nicht mehr in dem Gerät, wo ich es gelassen hatte, nachdem ich es Sasha, Roosevelt und Rumpelmauser vorgespielt hatte. Offenbar hatte es sich genauso wie das Mystery-Train-Gebäude in Luft aufgelöst. Wenn Delacroix niemals Selbstmord begangen hatte, wenn er niemals an dem Projekt beteiligt und niemals auf der anderen Seite gewesen war, hatte er auch niemals eine Aufzeichnung angefertigt.
    Ich ging zum Regal, in dem Sasha die Kassetten mit ihren Kompositionen aufbewahrt. Die Kopie von Delacroix. Testament, die ich mit dem Etikett .Mezcal Worms. versehen hatte, befand sich noch genau dort, wo ich sie einsortiert hatte.
    »Auf dem Band ist bestimmt nichts mehr drauf«, sagte ich.
    Orson blickte mich fragend an. Der arme, übel zugerichtete Kerl brauchte dringend ein Bad, eine antiseptische Behandlung und diverse Bandagen. Sasha war mir vermutlich längst einen Schritt voraus und belud den Wagen bereits mit Erste-Hilfe-Sachen.
    Rumpelmauser wartete vor der Hi-Fi-Anlage, bis ich mit der Kassette zurückkam.
    Ich schob sie in das Gerät und drückte die Play-Taste.
    Das Rauschen von Magnettonband. Ein leises Klicken.
    Rhythmisches Atmen, das immer hektischer wurde, Schluchzen, Laute großer Verzweiflung. Schließlich Delacroix. Stimme: »Dies ist eine Warnung. Ein Testament.«
    Ich drückte auf Stop. Ich
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