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Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Titel: Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
Autoren: Peter Nowotny
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keinen Ersatz bekommen. Wiederholt war er daher schon beim Leiter der Kriminalabteilung vorstellig geworden, aber eine verbindliche Zusage für erbetene Nachfolger hatte er nicht bekommen. Auch Polizeipräsident Gottlich, zu dem er einen guten Draht hatte, musste sich Wanners diesbezügliche Wünsche anhören, wenn sie bei Dienstbesprechungen zusammentrafen. Aber mehr als ein »Wir werden sehen …« war an Zugeständnissen nicht herauszuholen. Wanner verkniff sich diesbezüglich eine Antwort, schließlich konnte ihn der Polizeipräsident mit einem Fingerschnippen irgendwohin nach Schwäbisch-Sibirien schicken. Also blieb noch die Hoffnung, und die stirbt bekanntlich zuletzt.
    Auf dem Flur war das Geklapper eines Eimers zu hören, quietschende Gummiräder auf dem Steinfußboden verrieten eine gewisse Schnelligkeit des Putzkarrens. Vor Wanners Bürotür hörte man dann den scheppernden Aufprall an der Bürotür, es folgte eine weibliche Stimme, die das Wort »Sch…ße« sehr deutlich aussprach. Das konnte nur Camile Cirat, das türkische Putzwunder aus Anatolien, gewesen sein, deren deutsche Ausdrücke seit einiger Zeit zwar deutlich zugenommen hatten, gleichzeitig aber immer einseitiger wurden. Offensichtlich gehörte der Umgang, von dem sie Deutsch lernte, nicht gerade in die gutbürgerlichen Kreise der Stadt. Dennoch war man mit den Putzleistungen zufrieden, war es doch Ehrensache für Camile, ihr übertragene Aufgaben ohne Beanstandung zu erledigen.
    Wanner stand auf und sah nach. Die eiserne Türzarge hatte eine ziemliche Delle abbekommen, und ein Teil des Lackes an der Anstoßstelle lag am Boden. Camile stand daneben und deutete unbestimmt in eine Richtung.
    »Du brauchst nix sagen, ich weiß, kleines Loch nix gut, aber kannst mit Farbe wieder zustreichen. Meine Karren hat kein Bremse, habe mussen ausweichen Mann mit viele Aktendeckel auf Arm.« Sie fuchtelte mit den Armen herum.
    Der Hauptkommissar sah weit und breit keinen Mann mit »viele Aktendeckel auf Arm«, sagte aber nur: »Ja, so geht es, wenn man zu schnell fährt. Haben Sie eigentlich Ihren Führerschein schon bekommen?« Er wusste, dass sie dabei war, ihn zu machen.
    Camile verdrehte die Augen. »Nix Führeschein! Fahrlehrer wollen mich erst nächste Monat zulassen. Habe schon siebenundzwanzig Stunden, kann Auto bald auseinandernehmen.«
    »Auweh, das wird aber teuer! Fahren Sie deshalb so schnell mit dem Putzwagen, dass Sie noch weitere Arbeiten annehmen können?«
    »Nur bis vierhundert Euro, sonst alles Finanzamt kriegen. Aber jetzt ich mussen weiter!«
    Damit verschwand sie den Gang entlang, zischte haarscharf an der übernächsten Bürotür vorbei und brachte den Blumenkübel vor dem letzten Büro auf der rechten Seite zum Kippen. Wanner hörte, wie er zur Treppe rollte und dann hopp – hopp – hopp – ins Erdgeschoss verschwand. Schnell schloss er die Bürotür wieder und schnaufte durch. Ich habe nix gesehen, nix gehört, gar nix, dachte er und ging an seinen Schreibtisch zurück.
    »Was war denn los?«, fragte Eva und sah von ihrem Rechner auf.
    »Ach, nix weiter. Nur Camiles wild-verwegene Jagd ist an unserem Büro vorübergezogen.«
    Riedle deutete ein Lächeln an. »Wie viele Hexen sind ihr denn gefolgt?«
    »Sie war allein«, antwortete Wanner zweideutig.
    Ein Schatten flog am Fenster vorbei. Man konnte nicht genau erkennen, was es für ein Vogel gewesen war. Ein großer, schwarzer, so viel konnte Wanner noch sehen. Eine Krähe? Nein, größer. Aber was gibt’s hier sonst noch an großen, schwarzen Vögeln?, dachte er.

2 Florian Berger, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Kleinwalsertal in Hirschegg, fuhr langsam mit seinem Dienstwagen durch das Tal, dessen Hauptstraße von der Landesgrenze bis Baad reichte. Ein paar Seitenstraßen bogen davon ab und verloren sich in anschließenden Seitentälern. Eine Inspektionsrunde dauerte deshalb nicht länger als zwei bis drei Stunden. Florian Berger war schon seit einigen Jahren hier tätig, und es gefiel ihm gut. Er liebte die Berge und hatte sie direkt vor der Nase, wenn er wandern oder Ski fahren wollte. Seinem offenen Gesichtsausdruck war anzumerken, dass er voller Humor steckte, und die muskulöse Figur machte den Dreißigjährigen zur Respektsperson für potentielle Gangster im Tal. Es war noch nicht lange her, da hatte er seinem deutschen Kollegen Paul Wanner aus Kempten bei der Aufklärung eines Mordfalles geholfen, der an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland
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