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Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Titel: Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
Autoren: Peter Nowotny
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befestigen können, außerdem deck i noch ein paar Latschenzweige drüber, sicher ist sicher. Es werden hoffentlich ned noch mehr Leut’ kommen und ihn hier finden!«
    Während Berger zum Motorrad ging, begann Dr. Fritz ein paar Steine zu sammeln. Dabei sah er sich verstohlen um. Als Berger außer Sichtweite war, stellte er sich mit dem Rücken an die Felswand und behielt die durch Baum- und Buschwuchs unübersichtliche Umgebung im Auge. Eine solche Situation hatte er noch nie erlebt. Ein Schauer nach dem anderen jagte ihm über den Rücken, und er erschrak bis ins Mark, als er Zweige knacken hörte. Eng presste er seine Arzttasche an sich und starrte in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war. Hoffentlich kam dieser Berger gleich wieder! Dann atmete er jedoch auf und musste fast lachen: Ein Stück oberhalb seines Standortes hatte eine Gämsgeiß mit ihrem Jungen die Deckung verlassen und starrte nun zu ihm herunter. Erleichtert blinzelte der Arzt gegen die Sonne, die plötzlich durch die Wolkendecke gekommen war und ihn blendete. Zwei Gämsen! Und er hatte sich beinahe in die Hosen … Da hörte er Berger zurückkommen und sah in seine Richtung. Er legte den Zeigefinger an die Lippen und deutete dann hinter sich.
    Berger sah an ihm vorbei und zuckte mit den Schultern. »Was ist los?«, rief er dann laut.
    »Pssst!« Der Arzt drehte sich um und wollte auf die Tiere aufmerksam machen. Aber die waren verschwunden, ohne knackendes Geäst, ohne rollende Steine, lautlos. Es war, als hätte es sie nie gegeben.
    Dr. Fritz berichtete Berger von den Gämsen, doch der schüttelte nur den Kopf und meinte: »Die tun dem Toten nix! Aber es ist auf jeden Fall gut, wenn wir ihn zudecken.« Er breitete die Plane über den Mann und beschwerte sie mit Steinen ringsum. Dann schnitt Berger mit seinem Funktionsmesser ein paar Äste von den umstehenden Latschen ab und deckte sie zusätzlich darüber.
    »Mehr können wir jetzt ned tun, des muss reichen, bis der Kollege raufkommt. Und wir machen uns jetzt wieder auf den Heimweg.« Er grinste vor sich hin, als er das ängstliche Gesicht des Arztes bemerkte.
    »Ich könnte aber auch laufen …«, sagte dieser vorsichtig, folgte aber Berger zum Motorrad.
    »Nein, es pressiert jetzt, und Sie müssen ja auch wieder zu Ihren Patienten!«
    »Ach, erinnern Sie mich bloß nicht daran! Aber auf ein paar saure Gesichter mehr käme es mir jetzt auch nicht mehr an.«
    Berger wendete die Maschine und saß auf. Dann kletterte der Arzt mit seiner Tasche auf den Rücksitz und hielt sich bei Berger fest.
    »Achtung, es geht los!«, rief dieser und ließ die Kupplung kommen. Mit einem Ruck setzte sich das Motorrad in Bewegung, und Berger lenkte es, so gut es ging, den halsbrecherischen Weg ins Tal hinunter, wo der Arzt dann mit zitternden Knien abstieg und in seine Praxis wankte.

3 Zurück in seiner Dienststelle, veranlasste Florian Berger die nächsten Schritte. Er verständigte die vorgesetzte Dienststelle in Bregenz, forderte die Spurensicherung samt Hubschrauber an und schickte einen sportlichen Kollegen mit dem gleichen Motorrad wieder zur Schneiderkürenalpe. Er beschrieb ihm die Strecke und die Stelle, wo der Tote zu finden war, und hieß ihn, achtsam zu sein, für den Fall, dass der Mörder noch in der Nähe war.
    Über dem Ifengebiet war von Westen her plötzlich eine schwarze Wolkenwand aufgezogen. Es sah nach Regen aus, und Berger dachte mit einer gewissen Sorge an seinen Kollegen, der mit dem Motorrad unterwegs war. Bei Trockenheit war die Fahrt dort hinauf ja gerade noch möglich, aber bei Nässe! Hoffentlich passierte ihm nichts, und er kehrte rechtzeitig um, bevor er irgendwo um- oder abstürzte. Dass aber auch gerade jetzt Regen aufzog! Im Radio hatten sie nichts von einer Wetterverschlechterung gesagt, vielmehr sollte es die Woche über noch ruhiges, warmes Herbstwetter
geben.
    Berger sah sorgenvoll zum Hohen Ifen hinauf. Der Gipfel verschwand gerade in dieser Wolkenwand, die sich schnell über das Gottesackergebiet auszudehnen schien. So ein Mist! Hoffentlich hatte der Kollege sein Funkgerät dabei.
    Plötzlich, wie aus dem Nichts, war auch Wind aufgekommen. Er blies den langen Rücken vom Plateau herab, zerrte an den Bäumen und riss abgerissene Äste, Laub und Staub mit sich. Er fuhr ins Tal, ließ Fenster und Türen schlagen und prallte an den Fellhornzug. Aus der Schwärze, die sich über Ifen und Gottesackerplateau gelegt hatte, zuckte plötzlich ein verästelter Blitz und
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