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Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)

Titel: Ifenfeuer: Allgäu-Krimi (German Edition)
Autoren: Peter Nowotny
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funktionierte, aber es gelang ihm doch, einen Notruf abzusetzen.
    Nachdem das Unwetter nachgelassen hatte, kam ein Hubschrauber und holte die völlig Erschöpften ins Tal zurück.

37 Radomir Palić lief keuchend das Löwental hinauf. Schweiß rann ihm in die Augen, sein Herz raste. Nur weg von hier, schoss es ihm durch den Kopf, weg von all dem Schrecklichen. Drei Menschen kämpften seinetwegen in der Höhle um ihr Leben. Hatte er etwa Gewissensbisse? Er stolperte über scharfkantige Steine, wäre beinahe gestürzt und erreichte schließlich die Wegkreuzung am Gottesackerplateau.
    Der Wind blies über ihn hinweg, das Unwetter tobte um ihn herum. Er war durchnässt bis auf die Haut, sein Rucksack klebte am Rücken. Im Wüten der Elemente, das eher zuzunehmen schien, glaubte er den Schrei eines Vogels gehört zu haben, oder war es ein Mensch gewesen? Folgte ihm jemand? Waren sie schon hinter ihm her? Was, wenn Wanner weitere Polizisten auf das Plateau beordert hatte? Entsetzt blickte er zurück. Nichts.
    Er bog ab und wankte den Weg zur Gottesackerscharte hinauf. Wieder schaute er sich um. Eine Regenwolke verdeckte die Sicht. Ein Blitz zuckte über den Himmel, der Donner folgte unmittelbar danach. Palić kauerte sich hinter einen Felsen und lehnte den Kopf dagegen. Sein Puls hämmerte, sein Herz schmerzte. Die Lungen schienen jeden Augenblick zu bersten.
    Als er wieder besser Luft bekam, kämpfte er sich weiter zur Scharte hinauf. Ohne dort anzuhalten, begann er den Weg auf der anderen Seite hinunterzulaufen. Einmal stürzte er und schlug sich das Knie auf. Zwar regnete es noch, aber hier auf der Nordseite schien das Unwetter langsam nachzulassen.
    Palić überquerte den Windecksattel und begann den langen Abstieg durch das Mahdtal. Je weiter er hinunterkam, desto sicherer wurde er wieder. Fast schämte er sich jetzt, dass er sich hatte so gehen lassen und sein Gewissen sich einen kurzen Moment gemeldet hatte. Das kannte er doch schon lange nicht mehr! Er dachte höhnisch an die drei Eingeschlossenen in der Höhle. Die kamen sicher nicht mehr lebend heraus. Soll die doch der Teufel holen! Verdammte Bullen, was mussten sie ihm aber auch so nahekommen.
    Das gut gewählte Versteck seines Kombis lag am Ausgang des Mahdtales. Er wollte versuchen, zum Wagen zu gelangen und damit über die Grenze zu entkommen. Im Wageninneren lag ein Paar gestohlener Kennzeichen, damit hatte er vielleicht eine Chance. Und wenn nicht, wollte er sich durch die Breitachklamm schlagen und versuchen, am anderen Ende einen Bus zu erreichen.
    Allmählich hörte der Sturm auf, und auch der Regen begann nachzulassen. Palić lief den Weg bergab, und wieder glaubte er, einen Schrei gehört zu haben. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, zum wiederholten Male blickte er sich um. Er hatte keine Augen für die Gämse, die mit ihrem Jungen ein Stück oberhalb des Weges stand und ihm nachäugte. Er sah auch die beiden schwarzen Punkte nicht, die langsam kreisend herabkamen und größer wurden.
    Eine halbe Stunde später führte der Weg in kurzem Abstand am Hölloch vorbei.
    Palić hörte von dort ein Geräusch und glaubte einen Ruf gehört zu haben. Wer war das?
    Er musste an Marion denken und an ihr schreckliches Ende. Panik überfiel ihn, und einem inneren Zwang folgend, rannte er auf das Hölloch zu.
    Der Regen hatte plötzlich aufgehört, die Wolkendecke riss auf. Palić warf beim Laufen seinen Rucksack ab, trat an den Abgrund und sah in die Tiefe. Er dachte an seine Tat, wollte sich umdrehen und weitereilen.
    Da vernahm er ein Flügelschlagen, und zwei Kolkraben streiften ihn im Tiefflug. Ihr plötzliches, überlautes Krächzen riss ihn herum. Er verlor die Balance und versuchte verzweifelt, sich am Rand zu halten.
    Doch die Raben hatten eine schnelle Kehre gemacht und kamen krächzend zurück.
    Palić rutschte aus und konnte das Gleichgewicht nicht mehr halten. Mit einem gellenden Schrei stürzte er in den senkrechten Schacht. Mehrfach die Wand streifend, verschwand er in der Tiefe.
    Die beiden Vögel umkreisten lautlos das Hölloch, dann stiegen sie auf und verschwanden in Richtung Ifen.
    Über dem Windecksattel hatten sich plötzlich alle Wolken verzogen, der Himmel begann in der langsam untergehenden Sonne rötlich aufzuleuchten. Ihre Strahlen umgaben die Felswände wie eine Gloriole. Oben an der Scharte modellierten sie Formen aus Licht und Schatten und ließen die Felsen plastisch hervortreten. Das Glühen wurde immer intensiver, je weiter sich
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