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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen
Autoren: Patrycja Spychalski
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überzeugt.« Hatte Jeffer recht, als er sagte, dass Maja ihn anbaggert?
    »Wie sieht es bei ihm aus?«
    »Wie soll es schon aussehen? Eine kleine Wohnung mit alten Möbeln und Fotos an den Wänden. Nichts Besonderes.«
    Das stimmt natürlich nicht. Jeffers Wohnung war gemütlich, warm, anders als Jungszimmer sonst aussehen, sie hatte Charakter, aber das erzähle ich Maja nicht, weil sie nicht alles wissen muss. Außerdem will ich gar nicht so viel über Jeffer reden, weil er mir einen Korb gegeben hat, wenn auch einen indirekten, und weil mich das wurmt. Und wenn Maja das mitkriegt, wird sie mich noch Ewigkeiten damit aufziehen.
    »Egal, ich kann ihn ja heute selber fragen«, sagt sie und wirft ihr Haar nach hinten.
    »Du siehst ihn heute?« Mein Herz macht einen Aussetzer.
    »Ha, reingefallen! Natürlich sehe ich ihn nicht, aber dein Gesicht hättest du gerade sehen sollen. Von wegen: Da war nichts.«
    »Ach, Majka.«
    »Mensch Frieda, ich steh auf diesen Typen. Ich hatte ihn für mich mitgebracht.«
    Also doch!
    »Aber du kennst ihn doch gar nicht richtig.« Ein kläglicher Versuch, ihr das auszureden.
    »Na und? Er sieht einfach mal scheiße gut aus.«
    »Keine Sorge, ich werde ihn dir bestimmt nicht wegschnappen.« Ich tue, als ob es mir egal wäre. In Wirklichkeit könnte ich losbrüllen. Das ist wieder so typisch! Gegen Maja habe ich keine Chance, selbst wenn ich wollte. Maja ist einer von den schönen Menschen, kleine Nase, markante Lippen, schwarze lange Haare. Außerdem ist sie offen und direkt, hat eine tiefe Stimme und kleidet sich stilvoll mit allen möglichen Accessoires.
    »Was machst du heute Abend?«, fragt sie mich.
    »Referat.« Ich muss sie mir doch vom Leib halten, sonst schwärmt sie mir den ganzen Abend von Jeffer vor.
    »Worüber?«
    »Pawlow’sche Hunde.«
    »Oh Gott, wer hat bloß die Schule erfunden?«
    Maja und ich sind uns einig, dass die Schule eine ganz überflüssige Angelegenheit ist. Bis auf die Pausen. Und Wandertag. Klassenfahrt. Freistunden. Und Frau Obst natürlich.

    Zu Hause stöbere ich die CD -Sammlung meines Vaters durch. Tatsächlich finde ich Pink Floyd. Ich wusste, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Ich schließe mein Zimmer ab, schalte »Wish you were here« auf repeat und überlasse mich den Träumereien. Ich habe noch das mit Pawlow zu erledigen, aber erst mal richte ich in Gedanken meine erste eigene Wohnung ein. Dunkelgrüne Wände im Wohnzimmer. Ein großer, schwerer Schreibtisch, dunkelbraun. Kakteen. Unbedingt Dielenfußboden. Die Küche wird amerikanisch, türkiser Kühlschrank, Schauspielerbilder an der Wand, in Schwarz-Weiß. Im Bad wird ein bequemer Sessel stehen, damit es auch zu zweit dort gemütlich ist. Ich gebe eine Party, jede Woche eine. Die Leute kommen und finden meine Wohnung schön und wollen gerne bleiben. Einer bringt Zigaretten mit, ein anderer Baguette und Käse und noch ein dritter Weißwein. Dann gucken wir einen alten Film, machen uns über die Dialoge lustig und fangen selber an, welche zu schreiben. Um zwei Uhr nachts gehen die Ersten nach Hause. Um drei trinke ich einen Chai, rauche die letzte Zigarette am Fenster und falle müde ins Bett. Zufrieden und traumlos. Vielleicht lade ich Jeffer mal ein.

DANN IST SAMSTAG und ich liege in der Badewanne. Es ist schon drei. Mama und Papa sind mit Freunden beim Brunch. Das kann dauern, also habe ich bis zum Abend die Wohnung für mich allein. Die Anlage bis zum Anschlag aufgedreht, höre ich Janis Joplin. Mein Vater wundert sich über mein plötzliches Interesse für alte Musik, dabei mochte ich die schon immer, ich habe sie bloß nicht gehört. Ich steige kurz aus der Wanne, um mir eine Cola mit Eis und Zitrone zu holen. Janis singt von Sommer.
    An der Tür klingelt es plötzlich Sturm. Ich wickle mich in ein großes Handtuch und drücke den Türöffner. Wahrscheinlich nur ein Prospektverteiler.
    Aber dann höre ich jemanden die Treppe hochlaufen. Ich werfe mir noch schnell Papas alten, gestreiften Bademantel über. Dann klopft es. Vor der Tür steht Jeffer.
    »Mann, ich dachte, ich müsste heute vor der Tür übernachten!«
    Ich merke, wie ich rot werde, und das allein ist mir schon furchtbar peinlich.
    »Schönes Outfit. Hast du dich für mich rausgeputzt?« Er lehnt sich lässig an den Türrahmen, so als wäre er James Dean oder sonst einer von der coolen Garde.
    Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren!
    »Kommst du jetzt rein oder willst du noch ein paar Sprüche klopfen?« Ich tue
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