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Ich würde dich so gerne kuessen

Ich würde dich so gerne kuessen

Titel: Ich würde dich so gerne kuessen
Autoren: Patrycja Spychalski
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rum?« Er gießt den Tee auf.
    »Maja ist okay. Vielleicht ein bisschen durchgeknallt, aber okay.«
    »Sie baggert mich an«, stellt er fest und versucht, meinen Blick einzufangen.
    »Warum erzählst du mir das?« Ich sehe verwirrt zu Boden.
    »Vielleicht redest du mal paar Takte mit ihr?« Er nimmt meine Tasse und trinkt den letzten Schluck aus, um mir dann frischen Tee einzugießen.
    »Du bist groß genug, dich um deinen Scheiß selber zu kümmern«, antworte ich schon selbstbewusster.
    »Oha.«
    Ich grinse ihn an.
    Wir hören noch eine Weile Musik. Jeffer ist stolz auf seine Plattensammlung, die er wöchentlich, von Flohmarkt zu Flohmarkt ziehend, erweitert. Fleetwood Mac, Jefferson Airplane, John Lee Hooker, John Martyn, The Zombies. Nicht gerade der modernste Musikgeschmack.
    »Das Einzige, wofür ich richtig viel Geld ausgebe«, sagt er stolz.
    »Und der andere alte Schnickschnack hier?«
    »Den sammle ich auf den Hinterhöfen auf.«
    Ein Überlebenskünstler in Schlaghosen und Boots. Wie aus einer anderen Zeit hergebeamt.
    Natürlich bin ich beeindruckt. Natürlich werde ich ihm das nicht sagen. Natürlich ist da wieder dieses Ding zwischen Jungs und Mädels, zwischen Männern und Frauen, dieses Spiel, sich interessanter machen zu müssen, als man ist. Abgebrühter. Cooler.
    Also zünde ich mir lässig eine Zigarette an und blicke aus dem Fenster in die Ferne.
    Wirklich komisch irgendwie, dass ich jetzt hier bei diesem hübschen Kerl in seiner hübschen Küche sitze. Ich riskiere noch einen Blick und sehe, wie er sich durch die Haare streicht und an seiner Zigarette zieht. Seine Jeans sieht so aus, als wäre sie extra für ihn geschneidert, und sein Shirt schmiegt sich lässig an seinen Oberkörper. Seine Wangenknochen treten ein wenig hervor, und da ist ein Grübchen links, oberhalb der Lippen. Plötzlich sieht er zu mir, erwischt mich beim Beobachten und lächelt. Ich versuche, den Blick zu halten.

    Am nächsten Morgen wache ich in Jeffers Bett auf. Er hat im Nebenzimmer auf dem Sofa geschlafen. Auf einmal, ganz unerwartet, sagte er, er sei müde und müsse ins Bett. Ich solle mich wie zu Hause fühlen. Ich fühlte mich schon längst zu Hause, aber in seinem Bett zu liegen, war trotzdem befremdlich. Seine Bettwäsche riecht nach Deo, männlicher Haut und Rauch. Ein bisschen muffig vielleicht. Ich konnte lange nicht einschlafen. Ich dachte darüber nach, ob Jeffer wohl vorhatte, mich abzuschleppen, und warum er es dann doch nicht getan hat. Gleichzeitig war ich froh darüber. Das mit dem Sex ist keine leichte Sache, und alle romantischen Komödien, die versuchen, einen vom Gegenteil zu überzeugen, lügen.
    Es gibt da jede Menge Hürden zu überwinden. Die eigene Unsicherheit. Die Erwartungen des anderen. Und dann noch diese hässliche Unterwäsche, die man trägt, weil alles andere so schrecklich sexy ist, dass man davon einen roten Kopf bekommt. Ja, ich war wirklich froh, dass Jeffer sich zurückgezogen hatte, wenn auch etwas irritiert.
    Jetzt liege ich hier und lausche auf die Geräusche der Wohnung. Eine Uhr tickt, leise, unaufdringlich. Etwas weiter weg läuft Wasser in den Rohren. Durch das Fenster hört man das Vorbeirauschen von Autos. Hupen. Kein Hinweis darauf, dass Jeffer schon wach ist.
    Ich drehe mich auf die andere Seite, schließe die Augen und sauge diesen muffigen Männerduft ein. Ich habe bisher mit zwei Jungs geschlafen, nur, andere aus meinem Jahrgang haben wesentlich mehr vorzuweisen. Das erste Mal war schön, harmlos. Er hieß Martin und war wohl so etwas wie die erste große Liebe. Martin war schüchtern und ich auch, und deshalb machten wir es so, wie wir es in der Bravo gelesen hatten, beide, unabhängig voneinander. Ich hatte geblutet, ein wenig, und die schlimmste Vorstellung war, dass seine Mutter das Laken waschen würde. Seitdem konnte ich ihr nicht in die Augen sehen und sie mir glaube ich auch nicht. Dass das mit den Müttern von Söhnen keine einfache Sache ist, hatte ich auch irgendwo gelesen.
    Das zweite Mal war weniger schön und auch nicht harmlos. Der Typ war mal wieder so einer, den Maja irgendwo aufgegabelt hatte. Wir hatten getrunken. Er hatte beim Tanzen mit mir einen Steifen bekommen und schob mir die Hand in die Unterhose. Ich schämte mich vor den anderen und zog ihn in den Flur. Wir wollten es so machen wie in den leidenschaftlichen Szenen aller Hollywoodfilme, im Stehen. Ich an die Wand gepresst. Es klappte nicht gut, erst nach mehreren Versuchen, und ich wollte
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