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Ich wuensch mir dich

Ich wuensch mir dich

Titel: Ich wuensch mir dich
Autoren: Julia Arden
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zwischen ihr und den Halbstarken vergrößerte.
    Wow, das ging jetzt aber doch einfach. Emily war baff. Und erleichtert. Sie machte zwei Schritte auf die Frau zu, die immer noch am Boden lag, beugte sich über sie. »Ist alles in Ordnung?«
    »Klar ist alles in Ordnung«, brummte die Frau wirsch. Ihr Versuch aufzustehen misslang. Was Emily nicht wunderte, eingedenk des Alkoholdunstes, der die Frau einhüllte. »Diese Bengels hätte ich schon in den Griff bekommen, bin nur ausgerutscht.« Die Frau griff nach Emilys Arm, zog sich an ihr hoch.
    »Haben Sie sich wirklich nicht verletzt?«, versicherte Emily sich lieber noch einmal.
    »Alles dran, alles heil.« Die Frau hob den Kopf. Zum ersten Mal sah sie Emily richtig an. »Danke.«
    Emily stand ratlos da. Was sollte sie jetzt tun? Die Frau war in Ordnung, das sagte sie ja selbst. Also konnte sie eigentlich wieder weiterfahren. Nadine wartete sicher schon auf sie.
    »Ja dann.« Emily zuckte mit den Schultern. Einen schönen Abend zu wünschen, war hier wohl nicht angebracht.
    »Können Sie mir ihr Handy leihen? Dann rufe ich meinen Assistenten an, dass er mich abholt«, sagte die Fremde in Emilys Gedanken.
    Sie ist verwirrt, eindeutig. Vielleicht hat sie was am Kopf abbekommen. Oder sie hat einen eigenartigen Humor.
    Emily zögerte. Einen Assistenten hatte diese Frau jedenfalls ganz sicher nicht! Möglicherweise nannte sie aber einen Kumpel so. Einen Wagen, um die Frau abzuholen, hatte der aber bestimmt auch nicht.
    »Wo ist denn dieser Assistent? Soll ich Sie vielleicht zu ihm bringen?« Immerhin wäre die Frau dann wenigstens in Obhut.
    »Das würden Sie tun?«
    »Wird ja nicht so weit sein, oder?«
    »Kastanienallee 15.« 
    »Kastanienallee?«, wiederholte Emily.
    »Ja, da wohne ich.«
    Emily seufzte. »Ich kenne das Viertel zufällig. Habe mal einen Garten dort angelegt. Bei einer neuen, teuren Villa. Die ganze Gegend ist ziemlich teuer.« Sie zögerte. »Leute wie Sie wohnen da nicht.« Sie schaute die Frau an. »Nichts für ungut«, fügte sie leise hinzu.
    Die Frau gluckste. »Leute wie ich? Das ist gut. Was so ein paar abgerissene Klamotten doch über einen Menschen aussagen.«
    »War ja nicht böse gemeint«, entschuldigte Emily sich.
    »Ach, macht nichts. Ist mal eine ganz andere Erfahrung. Wissen Sie was, vergessen Sie die Kastanienallee. Ich halte das durch.«
    Sie redet wirr!
    Emily beobachtete die Frau, wie sie jetzt den Stoffbeutel vom Boden aufhob und begann, die leeren Bierdosen einzusammeln. So sehr runtergekommen sah sie eigentlich nicht aus. Vielleicht lebte sie noch nicht lange auf der Straße und Selbstironie war ihre Art, mit der trostlosen Lebenssituation fertig zu werden.
    »Ich brauche neue Zeitungen«, hörte Emily die Frau murmeln. »Und dann suche ich mir irgendeinen Platz … Wie spät ist es eigentlich? Ich habe meine Uhr zu Hause gelassen.«
    Der Humor der Frau hatte in Emilys Augen etwas Trauriges. Uhr zu Hause gelassen. Die Frau hatte weder eine Uhr noch ein Zuhause. »Gleich zwölf«, gab sie Auskunft.
    Die Frau stolperte, fing sich, griff nach einer alten Zahnbürste und einem Kamm, die auf dem Boden lagen. Ein Bild des Jammers. Mitleid stieg in Emily hoch.
    »Wissen Sie was?« Nadine würde ihr den Kopf abreißen, aber Emily konnte nicht anders. »Wenn Sie wollen, ich kann Sie heute Nacht unterbringen. Wir haben genug Platz im Haus. Also, wenn das okay für Sie ist.« Emily erinnerte sich an einen Beitrag im Fernsehen, wo solche Leute ablehnten, anderswo als unter freiem Himmel zu schlafen. Aber die Frau hier würde das Angebot sicher zu schätzen wissen. »Ein Frühstück gibt es auch«, fügte Emily hinzu.
    »Echt, das würden Sie tun?«
    »Ja, sicher.«
    »Und Sie haben keine Angst, dass ich Ihr Haus auskundschafte und in ein paar Tagen mit Freunden wiederkomme, um Sie auszurauben?«
    »Äh …« Emily blinzelte verdattert. »Bis eben nicht.« 
    Die Frau lachte. »Sie müssten jetzt Ihr Gesicht sehen!«
    Emily kratzte sich verlegen am Kopf. Dann lachte sie mit.
     
    ***
     
    Die Fahrt vom Zentrum zum Stadtrand dauerte zwanzig Minuten. Bereits nach fünf Minuten hörte Emily vom Beifahrersitz ein leises, regelmäßiges Atmen. Die Frau schlief.
    Vorsichtig lenkte Emily den Lieferwagen die Auffahrt zwischen Parkplatz und Gewächshaus entlang, vorbei am Verkaufsbereich der Gärtnerei zum Privathaus, das etwas abseits des Geländes lag. Sie stoppte den Wagen direkt vor dem Haus, schaltete den Motor aus. »Wir sind da«, sagte
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