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Ich wuensch mir dich

Ich wuensch mir dich

Titel: Ich wuensch mir dich
Autoren: Julia Arden
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»Bitte.« Sie lächelte zaghaft. »Also dann, gute Nacht.« Zögernd ging sie zur Tür.
    »Danke Emily«, sagte Lara hinter ihr.
    Emily nickte und verließ mit einem merkwürdigen Gefühl der Schuld die Werkstatt.
    Im Haus war es wieder dunkel. Nur ein Streifen gedämpftes Licht fiel aus dem Schlafzimmer.
    »Na? Hast du sie untergebracht?«, drang Nadines Stimme durch die halb offen stehende Tür.
    Emily ging zu ihr, setzte sich auf die Bettkante. »Ja.«
    »Schön.« Nadine richtete sich auf, zog Emily zu sich und schmiegte sich an sie. »Schatz, sei mir nicht böse«, hauchte sie in Emilys Ohr. »Aber irgendwann ist es auch mal gut. Ich meine, die Kätzchen sind süß, Isak ist ein Schatz von einem Hund, aber sie!« Nadine schüttelte sich. »Nur gut, dass ich da bin, um auf dich aufzupassen.«
    »Ich bin dir nicht böse.« Emily strich sanft über Nadines Haar. »Wahrscheinlich hast du recht. Ich habe mal wieder nicht bis zu Ende gedacht. Ich wollte ihr eben helfen.«
    Nadine nahm Emilys Gesicht in ihre Hände, küsste sie. »Du bist zu gut für diese Welt, Schatz. Solchen Leuten kann man nicht helfen.«
    Jetzt, in Nadines Armen, glaubte Emily das auch. Was hatte sie nur wieder geritten? Dennoch. »Sie ist irgendwie – seltsam, diese Lara.« Bevor Emily weiter darüber nachdenken konnte, was so seltsam an dieser fremden Frau war, entführten Nadines Lippen sie in sanfte Fernen.

3.
     
    Die plötzlich einsetzende Musik platzte mitten in Emilys Traum, wischte ihn hinweg. Zurück blieb nur die vage Erinnerung an etwas, das sie nicht mehr fassen konnte. Benommen blickte sie den Radiowecker an, streckte die Hand aus, um die Musik auszuschalten. Nun mahnten nur noch die großen, rot leuchtenden Zahlen, dass es halb sieben und Zeit zum Aufstehen war.
    Emily drehte sich müde zu Nadine um, beobachtete schmunzelnd, wie die sich murmelnd die Decke über den Kopf zog. Nein, ein Morgenmensch war Nadine wahrlich nicht. Deshalb waren sie auch übereingekommen, dass Nadine eine Stunde länger liegen blieb, sonst konnte man mit ihr den ganzen Tag nichts anfangen. Emily fütterte in der Zeit die Tiere, räumte die Spülmaschine aus, bereitete das Frühstück zu.
    Heute bestückte Emily den Eierkocher statt mit zwei mit drei Eiern, maß für die Kaffeemaschine mehr Kaffee und Wasser ab und wärmte zwei Brötchen zusätzlich auf. Während sie so für ihren Gast sorgte, fiel ihr schlagartig ein, was sie die ganze Zeit an Lara irritiert hatte. Seit wann siezten Obdachlose einen? Nicht, dass Emily schon besonders viel mit solchen Menschen zu tun gehabt hätte, aber den Ton auf der Straße stellte sie sich etwas anders vor.
    Da sich ein Frühstück zu dritt ausschloss, einen solchen Vorschlag an Nadine zu richten, erwog Emily gar nicht erst, packte sie für Lara ein Lunchpaket. Eine kaum gebrauchte Reisethermoskanne für den Kaffee fand sich auch. Dann ging sie Nadine wecken. Die Zeit, die Nadine im Bad brauchte, nutzte Emily, um nach Lara zu sehen.
    Isak, ihr kleiner Kaninchen-Rauhaarteckel, den sie gefunden hatte, begleitete sie auf dem Weg zur Werkstatt. Emily klopfte an die Tür und wartete. Als auch auf ein erneutes Klopfen die Antwort ausblieb, sah sie zu Isak hinab und meinte: »Na, da haben wir noch eine Langschläferin, was Isak?« Sie öffnete langsam die Tür. Das wenige hereinfallende Licht zeichnete kaum die Konturen in der Werkstatt ab. Emily schaute auf die Stelle, wo sie gestern Abend die Decken für Lara zurechtgelegt hatte. Dort - war nichts. Sie schob die Tür weiter auf, trat in die Werkstatt und schaltete das Licht an.
    Der Raum war leer. Decken und Plane lagen ordentlich zusammengelegt auf dem Arbeitstisch. Der Schlüssel oben auf. Die Heizung war ausgeschaltet.
    Verdrossen sah Emily sich um. Doch die Werkstatt war und blieb leer. Sie stellte Thermoskanne und Lunchpaket ab. »Na so was«, murmelte sie, unentschlossen, ob sie das nun gut oder schlecht finden sollte. Einerseits ersparte ihr Laras leiser Abgang den unangenehmen Abschied. Denn davor, die Frau einfach wegzuschicken, hatte Emily ein wenig gegraut. Andererseits hätte sie ihr doch wenigstens gerne das Lunchpaket mitgegeben.
    Schulterzuckend steckte Emily den Schlüssel zur Gärtnerei ein. Dabei fiel ihr Blick auf den Notizblock, der neben dem Deckenstapel lag. Emily nahm ihn und las, was dort in ordentlicher, leicht geschwungener Schrift geschrieben stand: »Das war die schlimmste Nacht in meinem Leben. Mein Körper ist ein einziger Schmerz. Trotzdem
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