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Ich wuensch mir dich

Ich wuensch mir dich

Titel: Ich wuensch mir dich
Autoren: Julia Arden
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dann abrupt stehen. Der Schirm seines roten Basecaps berührte Lara fast an der Stirn. »Bist ja gar nicht so hässlich«, meinte er grinsend.
    Angst schlug Lara auf den Magen. Dafür verschwand der Alkoholrausch schlagartig. Sie straffte sich, nahm all ihren Mut zusammen. »Zischt ab«, fauchte sie.
    »Aber kratzbürstig, wie mir scheint«, lachte einer der Jungs hinter ihr. »Was hast du denn da in deinem Beutel?«
    Lara atmete tief ein. »Einen Stein, um ihn Idioten wie euch über den Schädel zu ziehen.« Obwohl es aussichtslos war, holte sie mit der Tasche aus. Der Junge vor ihr fasste Lara blitzartig in den Arm und entriss ihr den Stoffbeutel. Dann kippte er dessen Inhalt aus. Leere Bierbüchsen fielen hohl scheppernd auf die Straße, alte Zeitungen flatterten vom Wind getragen weg, Zahnbürste und Kamm dagegen gaben kaum einen Laut beim Aufprall auf das Straßenpflaster.
    Lara wünschte sich in diesem Moment, bei der Kostümkomplettierung etwas weniger Detailverliebtheit an den Tag gelegt zu haben. Holger meinte noch, als er sie abholte, etwas zur Selbstverteidigung wäre angebrachter. Ein Sandsack oder so. Gut, um Messerstiche abzufangen, und gleichzeitig als Kissen verwendbar. Sie hatte ihn ausgelacht. Er meinte es ja auch nicht ernst!
    »Willst du uns Angst machen?« Hämisches Gelächter umgab Lara. Die Jungs hatten sie eingekreist. Sie spürte, wie Panik in ihr hochstieg.

2.
     
    Emilys Locken wippten im Takt ihrer Bewegungen. Ihr Oberkörper schwang mit der Musik aus dem Autoradio hin und her, während sie die Kupplung trat und an der roten Ampel abbremste. Zappelnd saß sie hinterm Steuer, sang zusammen mit Roy Orbison "Pretty Woman".
    Ihr Blick schweifte dabei über die Straße, registrierte die wartenden Autos auf der Gegenfahrbahn, den anrollenden Verkehr aus der Querrichtung und die tief in ihre Mäntel eingehüllten Passanten. Eine Gruppe Jugendlicher auf dem Fußgängerweg der Gegenfahrbahn zog Emilys Aufmerksamkeit auf sich. Die drei jungen Männer pöbelten scheinbar eine Pennerin an. Jetzt riss einer der drei der Frau die Tasche aus der Hand, kippte sie aus, machte sich mit seinen Kumpels über das wehrlose Opfer lustig.
    Emily hörte auf zu singen. »Halbstarke Idioten«, murmelte sie vor sich hin.
    Jetzt wurde einer der Jugendlichen sogar handgreiflich. Emily hielt den Atem an. Warum griff keiner der Passanten ein? Statt der Frau zu helfen, wichen die Fußgänger der Szenerie aus.
    Ein Hupen hinter ihr ließ Emily aufschrecken. Die Ampel hatte längst auf Grün geschaltet, ihr Hintermann wurde ungeduldig. Sie fuhr an. Der Straßenverkehr forderte wieder ihre Aufmerksamkeit. Dennoch folgte Emily der Szene weiter. Erst durch schnelle Blicke aus dem Seitenfenster, dann in den Seitenspiegel. Der Gegenverkehr versperrte ihr teilweise die Sicht, aber dass die Halbstarken die Frau immer grober schubsten und dabei offensichtlich großen Spaß hatten, war unverkennbar. Dann fiel die Frau hin.
    »Verdammt.« Emily gab Gas. Ihr Lieferwagen legte die zweihundert Meter bis zur nächsten Kreuzung mit laut brummendem Motor zurück. Dort angekommen drückte sie die Bremse durch, setzte zur Kehrtwende an. Der Hinterreifen rollte über den Bordstein der Mittelbegrenzung, der Wagen machte einen kleinen Satz. Wieder gab Emily Gas, wieder brummte der Motor. So schnell es der Verkehr zuließ, wechselte Emily auf der zweispurigen Straße von links nach rechts. Endlich erreichte sie ihr Ziel. Bremsen, Tür auf, aussteigen - alles war eins.
    »Hallo? Was ist denn hier los?«, rief sie laut. »Habt ihr nichts Besseres zu tun?«
    Die jungen Männer ließen von der Frau ab und sahen sie an. »Was mischst´e dich ein?«, maulte der Größte von ihnen. Er kam näher und baute sich bedrohlich vor Emily auf. »Fahr weiter.«
    Emily spürte ihr Herz klopfen. Mist, dachte sie in leichter Panik. Was, wenn die jetzt auf mich losgehen? 
    »Ich denk nicht dran«, erwiderte sie tapfer, wenn auch mit leicht zittriger Stimme. »Seht ihr lieber zu, dass ihr weiterkommt, sonst rufe ich die Polizei«, drohte sie.
    Zu ihrer Überraschung zog sich ihr Gegenüber zurück, ging zu seinen Kumpels. Die drei steckten die Köpfe zusammen, diskutierten kurz. Als sie sich ihr wieder zuwandten, stellte Emily erleichtert fest, dass die Körperhaltung der Jungen weit weniger bedrohlich wirkte als eben noch. »War ja nicht so gemeint. Wir wollten der Frau nichts tun.«
    Tatsächlich zogen die drei ab. Erleichtert sah Emily, wie sich der Abstand
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