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Ich wuensch mir dich

Ich wuensch mir dich

Titel: Ich wuensch mir dich
Autoren: Julia Arden
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sie.
    Ihre Beifahrerin zuckte zusammen. »Was?«
    »Wir sind da«, wiederholte Emily und öffnete die Autotür. Sie fühlte sich etwas flau im Magen. Wie sollte sie Nadine ihren ungewöhnlichen Gast erklären? Vielleicht, mit etwas Glück, schlief Nadine ja schon. Dann konnte sie die Frau einfach ins Gästezimmer schmuggeln.
    »Den Beutel können Sie ruhig im Auto lassen«, flüsterte Emily eilig. Das blecherne Klappern, welches die Frau verursachte, als sie ihre Tasche an sich nahm, hörte sich in der Stille überlaut an. Nur keine unnötigen Geräuschquellen!
    »Warum flüstern Sie?« Der Beutel wanderte zurück in den Fußraum. Nicht ohne ein weiteres Klappern.
    »Pst.« Emily legte ihren Finger auf den Mund. »Vielleicht schläft meine Freundin schon.«
    »Ist aber gerade Licht im Haus angegangen.«
    Emily seufzte. Ja, leider. Sie stieg aus, ging zur Haustür und schloss auf. 
    Nadine stand nur zwei Meter hinter der Tür. »Du bist spät dran«, begrüßte sie Emily. »Wir wollten doch noch …« Nadine brach ab, ihre Augen weiteten sich entsetzt. »Wer um Himmels willen ist das?!« Im Gesicht ein Ausdruck angeekelten Widerwillens, deutete ihr rechter Zeigefinger vorbei an Emily.
    »Hallo Schatz.« Emily gab sich so unbefangen wie möglich. »Das ist …« Verdammt, sie kannte nicht mal den Namen der Frau.
    »Lara«, sprang die geistesgegenwärtig ein.
    »Lara«, wiederholte Emily. »Lara wurde von ein paar Halbstarken auf der Straße bedrängt. Ich kam dazu und … na ja, ich dachte, sie könnte eine Nacht bei uns schlafen, nach so einem Erlebnis. Außerdem pfeift der Wind ganz schön eisig um die Ecken.«
    Nadine wich keinen Meter zurück. »Also echt, Emily.« Vorwurf schwang in Nadines Stimme mit. »Erst Katzen, dann ein Hund und nun sammelst du auch noch Penner auf der Straße auf. Dein Helfersyndrom geht wirklich zu weit.«
    »Aber wir haben doch das kleine Gästezimmer.«
    Nadine trat einen Schritt vor in Laras Richtung. Sofort wich sie wieder zurück. »Boah, die stinkt ja total nach Fusel. Vergiss es, die kommt mir nicht ins Haus. Die kotzt uns ja alles voll.«
    »Nadine, bitte.« Die Frau, Lara, war schließlich nicht taub.
    »Ich bin stubenrein«, warf Lara auch prompt ein. Ihre Stirn zeigte eine Unmutsfalte.
    Nadines Mundwinkel zuckte verächtlich.
    »Es ist doch nur für eine Nacht«, versuchte Emily, ihre Freundin umzustimmen. 
    »Ein Überfall sagst du?«, hakte Nadine nach.
    »Ja.« Emily nickte hoffnungsvoll.
    »Warum hast du nicht die Polizei gerufen? Die hätten sie in eine Ausnüchterungszelle gesperrt.«
    Emily seufzte. »Das … daran habe ich nicht gedacht.« Jedenfalls nicht mehr, als die Jungen sich getrollt hatten. »Nun komm schon Nadine«, flehte sie. Manchmal half das.
    Aber heute nicht. Nadine blieb hart. »Nicht ins Haus! Meinetwegen in die Gärtnerei. In deine Werkstatt am besten.«
    »Aber da ist es kalt.«
    »Na und? Das ist die doch gewohnt. In der Werkstatt ist es geschützt. Mehr kann sie nicht verlangen.«
    »Ich verlange gar nichts«, sagte Lara mit klarer Stimme. 
    »Die Gärtnerei«, wiederholte Nadine, »oder gar nicht.«
    Emily seufzte. Da war nichts zu machen. Sie schaute Lara entschuldigend an. »In der Gärtnerei steht eine Ölheizung. Ich hole noch ein paar Decken. Ist das okay?«
    »Klingt nach einem guten Schlafplatz. Mehr als ich erwarten konnte.«
    »Tut mir leid.«
    »Wieso?« Lara zuckte mit den Schultern.
    Zehn Minuten später schloss Emily die Tür zur Werkstatt auf. »Der Lichtschalter ist hier neben der Tür«, zeigte sie Lara.
    Lara nickte, blickte sich um. Emily nahm derweil eine Plane aus dem Regal, legte sie auf den Boden, darüber zwei Decken. Dann zog sie die Ölheizung heran und schaltete sie an. »So, das hält hoffentlich die Kälte etwas weg.« Emily reichte Lara die dritte Decke. »Es tut mir wirklich leid, dass Nadine so einen Aufstand gemacht hat.«
    »Ist sie immer so?«
    »Nein. Sie … ist eigentlich ganz anders. Gutherzig und hilfsbereit.«
    »Na dann hat sie heute wohl einen schlechten Tag. Kann ja mal vorkommen.«
    »Kommen Sie zurecht?«, erkundigte Emily sich.
    »Ich denke schon. Wo kann ich denn mal, ich meine, wenn ich muss.«
    »Oh, warten Sie, ich gebe Ihnen den Schlüssel für die Gärtnerei. Wenn Sie rausgehen rechts. Ungefähr zwanzig Meter, die Glastür ist es. Das stille Örtchen befindet sich gleich neben dem Eingang.« Emily griff in ihre Hosentasche, zog ein Schlüsselbund hervor und nahm einen der Schlüssel vom Ring.
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