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Ich will es hart

Ich will es hart

Titel: Ich will es hart
Autoren: Sira Rabe
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Morgen ziemlich schusselig auf mich. Du bist doch sonst immer pünktlich, und ehrlich gesagt, so schräg angezogen habe ich dich noch nie gesehen! Oder ist das jetzt modern?« Er gab sein typisches keckerndes Lachen von sich.
    Aurelia sah an sich hinunter. Er hatte recht. Sie trug eine rosa Bluse zu einem grasgrünen Kostüm und dazu ihre orangefarbenen Lackstilettos. War sie plötzlich farbenblind? Das war ihr noch nie passiert.
    »Scheiße! So wie ich aussehe, kann ich da nicht reingehen, Tim! Kannst du das nicht alleine machen?«
    Tim prustete. »Spinnst du? Nun stell dich nicht so an. Sieht doch recht frisch aus, was du da anhast. Du bist eben modern.« Resolut drückte er ihr seine Hand in den Rücken und schob sie vorwärts.
    Aurelia sah die beiden Männer beim Betreten des Raumes zunächst nur von hinten, doch das genügte. Es war ein Déjà-vu. Beim Anblick der schwarzen Haare, die sich von einem schwarzen Samtband gehalten im Nacken eines der beiden über den Kragen lockten, wurde ihr Mund trocken.
    »Tut mir leid, dass wir Sie haben warten lassen. Ein dringendes Telefonat hat meine Kollegin aufgehalten …«
    In Aurelias Ohren setzte ein dröhnendes Summen ein. Sie bekam kaum mit, wie Tim ihr die beiden Herren vorstellte, sie ihnen die Hand schüttelte und sich anschließend gegenüber setzte. Sie fragte sich Minute um Minute, wie sie sich verhalten sollte, und sah ihr Gegenüber verstohlen an. Aber die Vollkommenheit männlicher Attraktivität tat so, als wäre alles ganz normal.
    Fang bloß nicht an zu spinnen! , ermahnte Aurelia sich. Du darfst auf keinen Fall hysterisch durchdrehen. Vergiss alles. Deine Klamotten, den gestrigen Abend. Sei einfach du selbst und verhalte dich wie ein Profi.
    Während Tim das Wort übernahm, versuchte sie sich weiter zu sammeln und zu konzentrieren. Nur weil er diese Locken hatte, hieß das noch lange nicht, dass Konstantin Boemi, der Inhaber jenes exklusiven Unternehmens, ihr unbekannter Fremder war. Sie erinnerte sich kaum, ihn einmal gesehen zu haben, etwa vier Wochen zuvor, bei einem ersten Vorgespräch. Damals waren sie eine größere Runde gewesen, und Aurelia hatte seitlich gesessen, so dass sie ihn nicht hatte betrachten können. Anders als heute. Sie brauchte nur den Blick zu heben, und dann sah sie in dieses herb-männliche Gesicht mit den blauesten Augen, die sie jemals bei einem Mann gesehen hatte. Eine seltene Kombination, schoss es ihr durch den Kopf. Blaue Augen und rabenschwarze Haare. Die Koteletten in einem dünnen Strich tief in die Wangen gezogen. Eigentlich albern. Aber irgendwie, sie konnte es sich nicht erklären, passte es zu seinen markanten Gesichtszügen und verlieh ihnen das gewisse Extra.
    Aurelia streckte die Hand nach einer der auf dem Tisch bereitstehenden Flaschen aus. Aber Boemi kam ihr zuvor.
    »Darf ich?«
    Sie nickte. Er sah so verdammt gut aus, in diesem dunklen Anzug, darunter ein schneeweißes Hemd und anstelle einer gewöhnlichen Krawatte ein locker übereinandergeschlagenes Schaltuch in Schwarz-violett-gold gemustert. Im linken Ohrläppchen ein schlichter silberner Ring.
    Sie bekam weniger mit, was Boemi mit Tim besprach, als vielmehr, wie er es sagte. Ruhig, mit Betonung, in klare Worte gefasst. Ein Mann, der wusste, was er wollte, dem das hohe Niveau seiner Erzeugnisse wichtig war. Seine Stimme räumte jeden Zweifel aus. In Aurelias Schoß setzte ein heißes und verlangendes Kribbeln ein, als sie daran dachte, was er nur wenige Stunden zuvor mit ihr gemacht hatte.
    Die meiste Zeit hielt er den Blickkontakt mit Tim, doch ab und an schaute er kurz zur ihr, und sie meinte ein kurzes amüsiertes Zucken um seine Mundwinkel zu sehen. Machte er sich etwa lustig über sie? Sie konnte unmöglich mit Konstantin Boemi zusammenarbeiten. Das würde in einer völligen Katastrophe enden! Sie würde mit Tim darüber reden, nur – was sollte sie ihm als Begründung sagen?
    Aurelias Routine setzte in dem Moment ein, als Tim sie aufforderte, ein paar Vorschläge zur Werbestrategie zu machen. Ihre Handflächen schwitzten. Sie durfte sich jetzt keine Blöße geben. Sie war ein Profi! Zwar hatte sie keine Ahnung, was die Herren eben im Detail besprochen hatten, aber die Werbestrategie, die sie vor kurzem für ein Modelabel entwickelt hatte, müsste doch weitgehend auch hier passen. Exklusiv, edel, teuer.
    Souverän spulte sie ihre Vorschläge herunter und kam sich gleichzeitig wie eine Idiotin vor. Wenn das, was sie ihnen gerade erzählte, völlig
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