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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis
Autoren: Aufbau
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hat.«
    Enzino Pelori biss die Zähne zusammen. Das Lügengebäude, das er mit Mastronardi aufgebaut hatte, drohte in sich zusammenzustürzen.
     »Gottverdammte Hure«, zischte er und ballte die Fäuste.
    Sein Anwalt warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Diese Fotos passten so gar nicht zu seiner Verteidigungsstrategie.
    Dante Bonadeo, der das Verhör live über Bildschirm verfolgt hatte, war zufrieden. Er hatte dem Staatsanwalt die Fotos übergeben,
     die ihm Smeralda am Tag nach der Schlägerei anvertraut hatte. Sie hatte ihm alles erzählt, angefangen von ihren Tagen als
     Prostituierte, erst in Catania, dann in Palermo. Auch von ihrer Vergewaltigung mit dreizehn hatte sie gesprochen und davon,
     dass sie als Geächtete das Heimatdorf verlassen musste. In Catania war sie unter dem Namen
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Minnona auf den Strich gegangen, hatte sich dann in Caty umbenannt und endete schließlich als Luxuscallgirl Scila in Palermo.
     Dort hatte sie auch ihre erste große Liebe kennengelernt. Lupo Sannazzaro d’Altino war ein hochverschuldeter Spieler, aber
     er liebte sie und wollte sie heiraten. Gemeinsam wollten sie ein neues Leben anfangen, doch ihr Traum wurde jäh zerstört.
     Lupo wurde ermordet, die Wucherer, denen er Geld schuldete, kannten kein Pardon. Sie hatte auch von den Zwillingen erzählt,
     von der Entführung und davon, dass die Mafia die Kinder als Faustpfand ihr gegenüber benutzte. Smeralda wurde von ihren Erpressern
     als Prämie vergeben, erst an Pelori und dann an De Gubertis, der ihr geholfen hatte, Schauspielerin zu werden. Der Abgeordnete
     Pelori war ein grausamer Sadist und hatte sie mit Gewalt genommen. Vom |451| Tag der Vergewaltigung stammten die Fotos, die sich nun in den Händen der Staatsanwaltschaft befanden. Die Aufnahmen stammten
     von Salvo Falcetti, dem Paparazzo, der später überfahren worden war. Smeralda hatte die Fotos der Chefin der Agentur Rasycom
     abgekauft, die sie wiederum kurz vor Falcettis Tod per Mail erhalten hatte.
    An diesem Punkt fügten sich die Hinweise und Indizien langsam zu einem erkennbaren Bild zusammen. Bonadeo hatte Smeraldas
     Aussage mit der des Augenzeugen verknüpft, der einen Mann gesehen hatte, der Falcetti erst überfahren und ihm dann den Computer
     und die Kamera gestohlen hatte. Doch einige Puzzleteile fehlten noch. Den entscheidenden Punkt hatte Smeralda verschwiegen:
     die Namen ihrer Entführer und Erpresser.
     
    Rino Greco, der Laufbursche der Familie, betrat mit einer Plastiktüte in der Hand die Küche.
    »Don Vito, der ist für Euch. Von meinem Großvater«, sagte er und holte ein Stück Käse aus der Tüte. »Der ist so lecker, den
     sollten Sie ganz alleine essen.«
    Santanna brummelte etwas und warf Rino einen finsteren Blick zu, um ihm deutlich zu machen, dass er jetzt nicht in Stimmung
     war. Als er am Morgen die Zeitung aufgeschlagen hatte, war ihm als Erstes die Nachricht von Peloris Verhaftung ins Auge gesprungen.
     Kein guter Start in den Tag. Der Journalist hatte seine Geschichte mit pikanten Einzelheiten gewürzt und provozierend gefragt,
     ob es hier wirklich um etwas aus dem Ruder gelaufene Sadomasospielchen ging oder doch um Vergewaltigung?
    » Testa di minchia,
so ein Arschloch!« Santanna hatte die Zeitung zerknüllt und auf den Boden geworfen. Am liebsten hätte er Pelori und die Mangano
     in der Luft zerrissen.
    |452| Rino Greco rührte sich nicht von der Stelle, die Mütze in der Hand, die Augen fest auf den Käse gerichtet.
    »Was willst du denn noch?«, fragte Santanna und folgte seinem Blick. Er nahm den Käse in die Hand und sah ihn sich etwas genauer
     an. An der langen Kante bemerkte er ein kleines Loch. Er nahm sein Messer und schnitt ein großes Stück heraus. Dahinter kam
     ein zusammengerolltes Zettelchen zum Vorschein.
    » A racina è avvelenata «
, die Traube ist vergiftet, stand in krakeliger Handschrift darauf. Santanna sah Rino Greco fragend an, der aber weiterhin
     keine Miene verzog.
    Santanna kochte vor Wut. Jemand musste seinen Plan verraten haben, Vivy Sannazzaro zu erpressen. Aber wer? Das konnte nur
     einer gewesen sein: der Hurensohn von Spargi. Dessen Nachricht fiel ihm wieder ein:
Deine Freunde werden mit den erzielten Fortschritten sehr zufrieden sein …
    »Verflucht!« Santanna sprang auf und rief nach Peppino
la lepre
– dem »Hasen«. Den Spitznamen verdankte Santannas rechte Hand seiner Hasenscharte. »Wir fahren nach Palermo zurück, sofort.«
     
    An der Piazza Beati Paoli stiegen Santanna,
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