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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis
Autoren: Aufbau
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Aussagen seiner Frau entsprachen den Tatsachen. Selbst eine unmittelbare Beteiligung des Professors
     am Tod seiner Frau war nicht mehr ausgeschlossen. Eines war klar: Selbstmord schied als Todesursache aus. Die Ermittlungen
     hatten ergeben, dass Principini möglicherweise zu einem international operierenden Organhandelring gehörte, der von der Mafia
     kontrolliert wurde. In einer Privatklinik in Bukarest entnahm man entführten Minderjährigen Organe, die dann Kindern reicher
     Eltern eingepflanzt wurden.
    Silvia saß hinter ihrem Schreibtisch und wartete auf den Haftbefehl. Aufgewühlt betrachtete sie das Foto des dunkelhaarigen
     Mädchens. Zwar tappte sie nicht mehr völlig im Dunkeln, aber dafür schienen sich ihre schlimmsten Befürchtungen zu bewahrheiten.
     Je näher sie der Aufklärung des Falles kam, desto grauenvollere Tatsachen kamen ans Licht. Noch wusste sie nichts über die
     Hintermänner. Unklar war auch noch, ob ein direkter Zusammenhang zwischen der toten Frau im Eurostar und dem ermordeten Pädophilen
     aus Venedig bestand. Doch Silvia spürte, dass sie kurz vor dem endgültigen Durchbruch stand und damit auch das Rätsel ihrer
     stummen kleinen Freundin mit den großen blauen Augen lösen würde.
     
    |456| Amanda Soleri rief nach einem der Barkeeper und bestellte einen doppelten Gin ohne Eis. Es war schon der zweite, seit sie
     sich in ihrem Büro eingeschlossen hatte. Sie hatte die aktuellen Bilanzen auf dem Schreibtisch ausgebreitet. Die Geschäfte
     gingen nicht mehr so gut wie am Anfang, obwohl Amanda Luxury in letzter Zeit große Anstrengungen unternommen hatte, der Krise
     zu trotzen. Von Avantgarde-Boutiquen in New York inspirierte Einrichtungsideen, über Ausstellungen junger, aufstrebender Künstler,
     bis hin zu einem Angebot an Fingerfood in der Bar: Amanda hatte alles versucht. Sie beschäftigte attraktive junge Männer als
     Kellner, ausgesprochen hübsche junge Verkäuferinnen und nicht zuletzt die besten Änderungsschneiderinnen der Stadt. Besonders
     im Rampenlicht stand ihr gutaussehender Geschäftsführer. Trotz seiner Launenhaftigkeit war Franco Spargi eine Augenweide für
     Frauen aller Altersstufen. Aber alle Aktivitäten liefen ins Leere: Der Umsatz stagnierte oder ging sogar zurück. »Von wegen,
     die Reichen trifft die Krise nicht«, dachte Amanda und schloss das Rechnungsbuch, um es wieder in den Safe zu legen. Gerade
     Donna Diabla lief nicht so gut wie erwartet. Auch das Kaufverhalten ihrer Kundinnen hatte sich gewandelt. Viele kamen nur
     noch zum Zeitvertreib in den Laden, zum Schwätzen oder um mit den gutaussehenden Kellnern zu flirten. Ihre Kreditlast war
     erdrückend, die Schulden stiegen von Tag zu Tag. Und jetzt konnte sie zu allem Übel auch nicht mehr auf die Hilfe Enzino Peloris
     rechnen. Amandas Blick fiel auf die Zeitung, deren Titelblatt ein Bild des wegen Vergewaltigung angeklagten Abgeordneten zierte.
     Widerlich.
    »Ihr Gin, Signora«, sagte der junge argentinische Barkeeper in perfektem Italienisch.
    »Danke, Miguel. Schließe doch bitte die Tür hinter dir.«
    |457| Der viele Alkohol tat ihr nicht gut. Würde sie genauso enden wie Anna? Wollte sie damit den Tod ihrer Freundin verdrängen?
     Oder ihr schlechtes Gewissen ertränken? »Die Arme soff, wurde betrogen und belogen und dann auch noch umgebracht«, murmelte
     sie wütend und schüttete den Gin in sich hinein. Als sie Franco von Annas Verdacht gegen ihren Ehemann erzählt hatte, hatte
     sie deren Todesurteil unterschrieben. Giampiero Principini war für sie immer der Inbegriff an Gewissenlosigkeit gewesen. Er
     hätte dem Teufel seine Seele verkauft, wenn der nur genug gezahlt hätte. Aber jetzt fühlte sie sich nicht viel besser als
     er und betäubte sich mit Alkohol und Psychopharmaka.
    Sie nahm das Valiumfläschchen aus ihrer Tasche, ließ einige Tropfen in das Ginglas fallen, goss etwas Wasser dazu, trank und
     wartete auf die Wirkung. Doch die düsteren Gedanken ließen sich nicht verdrängen. Jetzt war ihr alles klar. Franco Spargi
     hatte Annas Tod geplant. Er hatte die Geschenkaktion für die VIP-Kundinnen initiiert, um in den Besitz von Annas Hausschlüssel
     zu kommen. Der Bote war ein Komplize gewesen. Während Anna mit ihr telefonierte, hatte er einen Abdruck des Schlüssels gemacht.
     Und sie selbst war blöd genug gewesen, Franco auch noch zu erzählen, dass Annas Angestellte an diesem Tag nicht im Haus waren.
     Eine Einladung für die von Franco beauftragten Mörder!
    Sie
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