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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis
Autoren: Aufbau
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ihre Alpträume von Luisa, wusste sie, dass diese schlechten Erinnerungen
     irgendwann aus ihrem Leben verschwinden würden.

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    |469| EPILOG
    Die Sonne schien, und die Landschaft erstrahlte in sattem Grün. Die junge Frau und das Kind liefen über die Wiese in Richtung
     Villa, dabei atmeten sie tief den süßen Duft der blühenden Rosenstöcke ein, die den Weg säumten.
    Die beiden waren sich wie aus dem Gesicht geschnitten, die gleichen dunklen Locken und die gleichen großen Augen, die Augen
     des Kindes allerdings waren veilchenblau. Der Junge hielt die Hand seiner Mutter fest umklammert. Hin und wieder blieb er
     stehen, um einen Stein aufzuheben oder eine Blume zu pflücken. Wenn er in der Villa war, kam er sich vor wie in
Chihiros Reise ins Zauberland
, seinem Lieblingsfilm. In diesem Film waren der Himmel immer blau, die Bäume immer hoch und mächtig, und die Landschaft leuchtete
     in einem unvergänglichen Grün.
    Im Sommer drückte der Kleine während der Fahrt seine Nase an der Scheibe platt und bewunderte die dichtbewachsenen Lehmhügel.
     Zwischen den Hügeln erstreckten sich weite Ebenen mit Zypressen, Weizen- und Sonnenblumenfeldern, Weinreben und Olivenbäumen.
    »Komm, mein Schatz, die Nonna wartet schon.« Smeralda blieb stehen, bis ihr Sohn die weißen Steinchen aufgesammelt hatte,
     und griff dann wieder nach seiner Hand.
    »Die sind für dich, Mama.« Voller Bewunderung blickte er zu ihr auf. Auch ohne Prinzessinnengewand, sondern in Jeans und weißer
     Bluse war sie für ihn so schön wie eine Fee. |470| Smeralda strahlte ihn an und gemeinsam rannten sie die Stufen zur Terrasse hinauf.
    »Nonna!«, rief der Junge, ließ die Hand seiner Mutter los und lief auf eine weißhaarige Frau zu.
    »Lupo, mein Schatz!« Vivy nahm ihren Enkel in die Arme und drückte ihn fest an sich. »Jedes Mal, wenn ich dich sehe, bist
     du schon wieder ein Stückchen gewachsen.« Sie drückte ihm einen Kuss auf die dunklen Locken. Der Kleine nickte glücklich.
     Inzwischen hatte er sich an seinen neuen Namen gewöhnt. Am Anfang hatte er nicht reagiert und verwirrt um sich geblickt, überzeugt,
     immer noch Brando zu heißen. Jetzt gefiel ihm der neue Name, denn damit war er seiner Mutter noch näher.
    »Weißt du, ich habe im Laufe meines Lebens auch mehr als einen Namen gehabt: Maria Catena und Eustochia Smeralda.«
    Danach hatte Lupo alle Namen seiner Mutter auswendig gelernt. Er wusste, dass er auch einmal Salvatore geheißen hatte, aber
     an diese Zeit konnte er sich nicht mehr genau erinnern. Er wusste nur noch, dass er mit vielen anderen Kindern, die auch keine
     Eltern hatten, in einem Zimmer geschlafen hatte. Er erinnerte sich auch an seine Schwester. Oft wachte er nachts auf und rief
     nach ihr. Dann nahm Smeralda ihn mit in ihr Bett, und er schlief ruhig wieder ein, ohne weitere Alpträume zu haben. »So viele
     Namen, so viele Leben, mein Schatz«, sagte sie und zog ihn an ihre Brust, »und jetzt bist du mein Lupo, das süßeste und beste
     Kind der Welt, genau wie dein Papa.«
    Seitdem er bei seiner Mutter lebte, war er wie verwandelt, Anfälle hatte er kaum noch, die Traumata aus seinem früheren Leben
     waren nur noch Erinnerungen aus einer fernen Vergangenheit.
    Smeralda hatte ihn gefragt, was er davon hielte, ab jetzt |471| Lupo – Wolf – zu heißen. Der Name gefiel ihm, er fand ihn witzig. »Cool, ein Tiername!« Er lächelte stolz. Zum ersten Mal
     hatte man ihn nach seiner Meinung gefragt.
    Smeralda hatte ihm erklärt, dass Lupo der Name seines Vaters war, der jetzt im Himmel wohnte. »Zuerst bist du mit deiner kleinen
     Schwester verloren gegangen, aber dann ist ein Engel gekommen, hat dich gefunden und zu mir zurückgebracht. Ich bin deine
     Mama, aber wenn du willst, kannst du auch Smeralda zu mir sagen.« Lupo hatte schweigend die Arme um sie gelegt. Er musste
     sich erst einmal an die neue Situation gewöhnen. Dabei half ihm eine nette Ärztin, die einmal in der Woche mit ihm spielte
     und malte. Lupo zeichnete seine Träume auf und den Menschenfresser, der ihm seine Schwester gestohlen hatte. Damit er sich
     nicht so allein fühlte, erzählte ihm Smeralda, dass auch sie manchmal mit der Ärztin sprach: »Man muss über das sprechen,
     was man fühlt, Schweigen ist nicht gut.« Auch die alte Dame mit den weißen Haaren machte Lupo glücklich. Er durfte sie Nonna
     Vivy nennen, und zu seinem Geburtstag hatte sie ihm sogar ein Pony geschenkt!
    Es war bereits Mittagszeit. Der Tisch im
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