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Ich kenne dein Geheimnis

Titel: Ich kenne dein Geheimnis
Autoren: Aufbau
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war schuld am Tod ihrer Freundin, da gab es keinen Zweifel.
    »Miguel, noch einen, bitte.«
    Als Miguel den dritten Gin brachte, vermied es Amanda, ihm in die Augen zu schauen. Sie dankte ihm nicht einmal. Miguel begriff,
     dass er besser nichts sagte, und ging.
    Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, brach sie in Tränen aus. Dann riss sie sich zusammen und wischte sich das |458| Gesicht trocken. Gerade jetzt musste sie stark sein. Ihr ganzes Leben hatte sie um Anerkennung gekämpft, hatte allen zeigen
     wollen, dass sie eine erfolgreiche Unternehmerin war, nicht schlechter als ihre männlichen Konkurrenten. Sie hatte sich eine
     Existenz aufgebaut, hatte sich gegen viele Widerstände durchgesetzt und war auch vor gefährlichen Kompromissen nicht zurückgeschreckt.
     Doch jetzt galt es zu handeln. Besser, selbst die Initiative ergreifen, als bei ihrem eigenen Untergang zuzusehen. Sie ließ
     das Glas stehen und bat Miguel, den Fahrer zu rufen.
     
    Zu Hause angekommen, ging sie sofort ins Schlafzimmer, schloss sich ein und öffnete den kleinen Tresor im Schrank. Sie nahm
     die Beretta U22 Neos heraus. Die Waffe hatte sie als Mitglied des Schützenvereins erworben. Sie war geladen. Es würde alles
     ganz schnell gehen. Sie musste sich Mut machen, musste noch etwas trinken.
    Sie ging ins Wohnzimmer und versteckte die Pistole unter einem Sofakissen.
    »Signora, Brando hatte wieder einen Anfall.« Nana stand in der Tür. Sie hielt den wimmernden Jungen an der Hand, der sich
     zu verstecken suchte.
    »Was ist passiert?« Amanda ging auf Brando zu und nahm ihn in den Arm. »Was hast du schon wieder angestellt?«
    Brando schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf.
    »Er hat einem Klassenkameraden mit einem Kugelschreiber fast das Auge ausgestochen. Die Lehrerin meinte, er hätte den Stift
     gehalten wie ein Messer.«
    Brando nahm die Hände vom Gesicht und sah Amanda verängstigt an. Diesem Blick konnte sie nicht widerstehen. Sie hätte schimpfen,
     ihn bestrafen müssen, aber sie konnte es einfach |459| nicht. »Armes Kind, du bist genau so unglücklich wie ich«, dachte sie und streichelte ihn. »Hab keine Angst, geh mit Nana
     in dein Zimmer spielen, ich komme bald, und dann schauen wir uns ›Chihiros Reise ins Zauberland‹ an.« Die Kinderfrau starrte
     sie entgeistert an. Das war mit Sicherheit nicht die Reaktion, die sie erwartet hatte. Sie nahm den Jungen an der Hand und
     verließ das Zimmer. Amanda goss sich einen Drink ein und setzte sich aufs Sofa neben das Kissen, unter dem sie die Waffe versteckt
     hatte.
     
    Als Franco Spargi das Wohnzimmer betrat, war das Glas leer. Amanda lag auf dem Sofa und schlief.
    »Schon betrunken?« Franco roch angeekelt an ihrem Glas.
    Amanda schreckte hoch. Sie blickte ihm erst ängstlich, dann voller Hass ins Gesicht. »Verschwinde!«, schrie sie ihn an.
    Spargi zuckte mit den Schultern und grinste unverschämt zurück. »Gut, dass du besoffen bist. Dann regst du dich nicht so auf.
     Ich habe dir etwas zu sagen.« Wütend knallte er das Glas auf den Tisch.
    »Ich bringe das Kind weg. Jetzt.«
    »Was?«
    »Ich bringe es wieder dorthin, wo es hergekommen is. Es ist nicht dein Kind.«
    »Was soll das heißen?«
    »Schluss damit, Amanda.« Spargi ging auf sie zu, packte sie an den Schultern und starrte sie voller Verachtung an. »Er war
     nie dein Sohn, das weißt du ganz genau.« Er schüttelte sie, dann lachte er: »Na, willst du wissen, wessen Kind er wirklich
     ist?«
    »Lass mich los, du Schwein. Hau ab!« Amanda schob ihn mit beiden Händen von sich weg und versuchte aufzustehen, |460| aber in ihrem Kopf drehte sich alles und sie fiel wieder aufs Sofa zurück.
    »Brando ist der Sohn dieser kleinen Hure, die immer in die Boutique kommt: Smeralda Mangano, die kennst du doch, oder?«
    Amanda wurde schwarz vor Augen. »Was hast du gesagt?«
    »Genau das, was du gehört hast.«
    »Warum tust du das? Warum erzählst du mir diesen ganzen Schwachsinn?«
    »Weil es kein Schwachsinn ist. Brando ist Smeralda Manganos Sohn. Er hatte sogar eine Zwillingsschwester.«
    »Was?« Anna verschwamm alles vor den Augen. Sie saß ganz still und wartete, bis sie wieder klar sehen konnte.
    »Ein hübsches Mädchen, dunkle Haare, blaue Augen.«
    Amanda hielt sich die Ohren zu.
    »Du hast es einfach nicht kapiert.
Ich kenne dein Geheimnis
, sagt dir das nichts?« Spargi machte eine Handbewegung, als schreibe er einen Brief.
    Amanda starrte ihn an, als sähe sie ihn das erste
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