Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich hatte sie alle

Ich hatte sie alle

Titel: Ich hatte sie alle
Autoren: Katinka Buddenkotte
Vom Netzwerk:
Manchmal denke ich beim Sex: »Machen wir das eigentlich so oft, weil es so preiswert ist?« Aber Armut macht auch kreativ. Nie werde ich vergessen, wie unser Herd uns für immer verließ und wir nur noch Tiefkühlpizza im Haus hatten. Ich legte sie auf ein Stövchen, und mein Freund fönte sie eine halbe Stunde auf Stufe drei. Schmeckte mittelmäßig, aber die Salami lag hinterher wirklich gut, schön geplustert und in leichten Wellen.
    Erschwerend zu meiner Armut kommt hinzu, dass ich seit Jahren ganz kurz vor dem Weltruhm stehe. In dieser verzwickten Situation kommt es vor allem darauf an, die Öffentlichkeit denken zu lassen, dass man es längst geschafft hat und Geld keine Rolle spielt. Leider bin ich letztes Jahr doch etwas unsachlich geworden, als mich eine bekannte Boulevardzeitung anrief und nachfragte, ob ich eben mal gratis ein Kurzinterview geben wolle.
    »Sie wissen schon, Frau Buddenkotte, die Standardfragen, zum Beispiel: Wen oder was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?« Da habe ich die Maske fallen lassen.
    »Liebe bekannte Boulevardzeitung«, antwortete ich, »momentan bin ich leider zu abgebrannt, um auch nur mit dem Wochenend-Ticket nach Texel zu eiern, also ergibt sich das mit der einsamen Insel. Und warum fragen Sie nicht mal etwas Originelles, zum Beispiel, wen oder was ich auf eine einsame Insel schicken würde, hm?«
    Die bekannte Boulevardzeitung legte auf, und drei Monate später konnte man sich auf RTL die erste Staffel vom Dschungelcamp ansehen. Womit wieder bewiesen wäre, dass man einer nackten Frau sehr wohl in die Tasche oder wenigstens in den Hirnlappen greifen kann.
    Aber zum Glück habe ich schon wieder – je ärmer, desto einfallsreicher – ein neues Showkonzept ersonnen, eine Art Crossover-Projekt, dass ich nun bei den Privatsendern anbieten will. Der Arbeitstitel lautet: Lost im Pott – In drei Monaten von der Silikonstute zum Superproll .
    Zunächst werden Verona Feldbusch, Tatjana Gsell, ein paar VIVA-Blödchen und Victoria Beckham in eine Bruchbude am Stadtrand von Wanne-Eickel gesperrt. Ihre Wochenration besteht aus zehn Kisten Karlskrone, die sie zu Leergut machen müssen, sonst wird ihnen eine neue Nase gebastelt. Das übernimmt Prinz Ernst August von Hannover persönlich.
    Die Tagesaufgaben sind in verschiedene Härtegrade unterteilt, am Anfang müssen die Insassen dem Schimmelbefall im Bad mit Zahnbürsten beikommen, sich gegenseitig Knasttränen auftätowieren, zum Ende hin bei Aldi an der Kasse arbeiten. Bis Schichtende. Am Samstag. Eine Jury aus rachsüchtigen australischen Kakerlaken und Leguanen bestimmt, wer das Haus vorzeitig verlassen darf. Da die armen Tierchen aber nicht sprechen können, bleiben sie alle, alle für immer da.
    Ich glaube, das wird der Renner. Und ich werde reich. Endlich.

Frauen sollten gar nicht in Kneipen gehen. Sie machen alles verkehrt:
    Eine Frau, die alleine in eine Kneipe geht, um dort Alkohol zu trinken, fällt je nach Konsum in eine der folgenden Kategorien:
    Trinkt sie ein Glas Prosecco, ist sie eine Tussi, die keine echten Probleme kennt.
    Trinkt sie ein Glas Wodka, hat sie Probleme, die keiner hören will.
    Trinkt sie ein Glas Bier, ist sie wahrscheinlich eine Emanze.
    Trinkt sie eine Flasche Prosecco, wird sie bald Probleme bekommen.
    Trinkt sie eine Flasche Wodka, ist sie das Problem.
    Trinkt sie mehr als vier große Bier, ist sie ein Kerl.
    Frauen, die alleine in Kneipen gehen und keinen Alkohol trinken, sind Spaßbremsen.
     
    Was gar nicht geht, sind gemischt-geschlechtliche Paare in Kneipen. Wir unterscheiden hier Angeber undAufgeber. Aufgeber-Paare kommen nach dem Fernsehgucken am Samstagabend, um sich den anderen vor dem Geschlechtsverkehr noch mal schönzutrinken. Obwohl beide gleich schlecht aussehen, trinkt er mehr. Dann nörgelt sie. Dann wird er erst richtig hässlich. Daraufhin will sie, dass sie miteinander reden. Beide gehen nach Hause, wo er weder zu sich noch mit ihr kommt. Unschön, auch für die anderen Gäste.
     
    Angeber-Paare hingegen machen genau das, was der irische Volksmund als »sein Geld vor den armen Leuten zählen« bezeichnet: Sie knutschen. Vor den gescheiterten Existenzen an der Theke. Sie trinken zu wenig. Sie lachen dabei und knutschen noch mehr. Das macht die gescheiterten Existenzen schon vor dem amtlichen Siedepunkt (zehn Bier, vier Kurze) aggressiv, sodass diese vor der Zeit vor die Tür gesetzt werden müssen, also bevor sie ihren täglichen Beitrag zur Kneipenerhaltung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher