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Ich hatte sie alle

Ich hatte sie alle

Titel: Ich hatte sie alle
Autoren: Katinka Buddenkotte
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Dinge. Und denken sie an die Anekdoten des Meisters, wie etwa die von den Mückenstichen. Sie kennen doch diese Anekdote des Meisters Lass-Ma?
    »Der Meister lag auf seiner Schlafstätte, als er plötzlich innerlich zuckte. Er warf seine Decke zurück und sah, dass er über und über von Mückenstichen benetzt war. Dabei war es Mitte Oktober. Der Meister brütete ein paar Monate über den Ursprung dieses Geheimnisses. Die Mücken müssten doch eigentlich mal hier herumfliegen, dachte er sich. Ein Jahr später kam ihm die Erkenntnis, als er unter seine Achselhöhle blickte: Dort wohnte eine circa 40-köpfige Moskitofamilie, deren Weibchen ab und an seinen Arm herunterkrochen, ein bisschen Blut abzapften und dann schnell wieder zu ihrer Brut unter die Achselhaare verschwanden. Da lächelte der Meister zufrieden, denn er hatte sogar die quirligen kleinen Moskitos von seiner Lehre überzeugen können.«
     
    Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis dieser Trend die Welt beherrschen wird. In Hollywood ist er schon angekommen. Erst kürzlich sagte Brad Pitt in einem Interview: »Wahre Liebe ist für mich, wenn man auch mal unter der Bettdecke einen ziehen lassen kann.« Der Mann ist auf einem guten Weg.

Wenn ich Arzt wäre oder Professor, hätte ich mich wahrscheinlich neulich wie doll gefreut. Denn ich habe eine neue Krankheit entdeckt, direkt in mir selbst. So richtig freuen konnte ich mich also nicht darüber, aber wenigstens hatte ich so die Gelegenheit, ohne viel Behördenstress und Medizinstudium an mir herumzuforschen.
    Die ersten Testreihen sind nun abgeschlossen, und ich kann eines mit Sicherheit sagen: Es ist was Genetisches, und ich habe damit angefangen. Bisher hat auch noch kein anderer bei meiner Krankheit mitgemacht, was einerseits sehr schön für die Nicht-Betroffenen ist, andererseits die Arbeit in der von mir gegründeten Selbsthilfegruppe nicht unbedingt erleichtert. Immer bin ich diejenige, die zu meinen wöchentlichen Treffen Getränke und Kekse bringen muss; nun, ich wohne ja auch am günstigsten. Wirklich schade ist, dass es nie jemanden in der Gruppe gibt, der mir mal die Schulter tätschelt und sagt: »Du, in Amerika ist dein Leiden kein Tabuthema mehr. Da gibt es jetzt ganz viele, die sich ganz offen dazu bekennen.«
    Allerdings bleibt bei einem solchen Exklusivleiden der E-Mail-Verteiler relativ übersichtlich, und wenn ich was Dringendes auf dem Herzen habe, darf ich immer als Erste mit mir sprechen, auch ganz offen.
    Das läuft dann so: »Hallo, ich bin Katinka, und ich leide unter Bassisten .«
    »Schön, dass du da bist, Katinka, und gut, dass du dein Problem direkt angesprochen hast. Magst du vielleicht mal ganz kurz erklären, was das genau ist: Bassisten?«
    »Ja, klar. Also, ich hab mich da ja auch mit der Zeit so ein bisschen kundig gemacht und auch ein paar Notizen mitgebracht … also eigentlich schon so ein ausformuliertes Hand-out … und ein paar Folien … und Dias.«
    »Toll, du, find’ ich ganz toll …«
    »Ja, danke. Also, ich erkläre vielleicht mal ganz kurz für die medizinischen und musikalischen Laien, was das ist, ein Bassist. Bassisten sind streng genommen die Dinger, die immer mit Rockbands rumhängen und so viersaitige Gitarren umgeschnallt haben. Wenn sie kein Instrument mit sich führen, erkennt man sie relativ leicht daran, dass sie bei Konzerten erst kurz vor dem letzten Song einsteigen, wenn sie den Auftritt nicht im Bandbus verschlafen.
    Bassisten sind auf der Bühne relativ unschädlich und können in Musikformationen sogar eine gewisse nützliche Funktion ausüben. Manche unterstützen im Wachzustand den Schlagzeuger und bilden dann mit jenem die so genannte Rhythmusgruppe, die gut für den Sound ist.
    Auch für normale Frauen sind Bassisten eigentlichungefährlich, weil diese sich im Regelfall höchstens einmal im Leben mit einem Bassisten verbinden und danach sofort die lebenswichtigen Antikörper gegen sie bilden. Und genau das kann mein Organismus nicht, ich habe da ein so genanntes Search&Destroy-Yourself- Syndrom…«
    »Darf ich dich mal kurz unterbrechen, Katinka? Würdest du also sagen, dass Nancy Spungen, die Freundin von Sid Vicious, auch unter Bassisten litt?«
    »Äh, das ist wissenschaftlich noch nicht exakt von mir geklärt worden. Der Fall ist ein bisschen kompliziert, weil sie ja streng genommen nur einen Bassisten hatte, der allerdings wohl ziemlich reingehauen hat.«
    »Vielleicht ein hyperallergischer Schock, den Sid da ausgelöst
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