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Ich hatte sie alle

Ich hatte sie alle

Titel: Ich hatte sie alle
Autoren: Katinka Buddenkotte
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wird.
     
Wirt: »Es reicht, Solange. Es reicht!«
     
    Isabelle Huppert bläst sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, lacht irre und gackert.
     
Isabelle: »Es reicht. Jérôme, du hast Recht. Es reicht, es reicht.«
     
    Zoom auf Gérard Depardieus Brusthaar, was eine völlig neue Ebene in den Film bringt.
     
    Szene 4
    Die Straße ist in ein apokalyptisches Blau getaucht. Rémy überfährt eine Taube und weiß endlich, was er noch vom Leben will. Er will ans Meer, Möwen überfahren.
    Minouche taucht auf. Rémy ist ein anderer geworden. Es kommt zur Schlüsselszene.
     
Minouche: »Hast du eine Zigarette?«
Rémy: »Ich will ans Meer.«
Minouche: »Scheiße. Ich hasse euch alle. Scheißkerle.«
Rémy: »Ich habe mich verliebt. Es ist so kalt.«
     
    Minouche erzittert. Rémy gibt ihr eine Kippe. Wortlos rauchen beide. Ein Clochard (eindringlich verkörpert von Hardy Krüger junior) kratzt die zerfetzte Taube (erstaunlich androgyn in dieser Rolle: Romy Schneider) von der Straße, hält sie in den Armen, weint wie ein Kind. Paris ist ein Moloch.
     
    Szene 5
    Das Meer. Es wellt sich. Eine tote Möwe liegt am Strand. Es gibt nichts mehr für Rémy zu tun. Minouche raucht. Aus einem weißen Citroën steigt Alain Delon. Er will Rémy umarmen, dieser wehrt ihn ab. Der alles auflösende Dialog folgt.
     
Alain: »Rémy, mein Sohn. Es gibt nichts mehr, was uns hier noch hält. Komm mit.«
Rémy: »Papa, ich will ein Eis.«
     
    Alain Delon wird von väterlicher Wärme überströmt. Er nimmt Minouche und Rémy an der Hand, die drei gehen zum Büdchen. Die Bobby-Cars der beiden Kinder bleiben verlassen am Strand zurück. Eine Möwe schreit. Sie ist lebendig.

Wieder einmal habe ich einen Trend gestartet, und wieder einmal kann ich ihn nicht zu Geld machen. Aber dieses Mal ist es das ganz große Ding. Die Idee dazu kam mir beim Nichtstun. Und genau das ist auch der Kern der Sache. Allerdings habe ich den Namen markentechnisch etwas aufgewertet. Mein neuer Trend heißt GAF – kurz für Größte Anzunehmende Faulheit; die Verlaufsform dazu wird Gaffing heißen. Bevor mir jetzt wieder aufgeregte Teenager und Berufsjugendliche die Tür einrennen, um mich zu fragen, was genau sie tun müssen, um Weltklasse-Gaffer zu werden, sage ich es lieber gleich: Tut so wenig wie möglich. Eine gewisse Grundlethargie ist ein guter Ansatz, aber keine Voraussetzung.
    Selbstverständlich könnte ich ein Seminar in Power-Gaffing anbieten, aber das widerspricht den vier Grundprinzipien dieses Lifestyles, welche da lauten:
     
Verschwende nicht deine Energie. Kalorien sind kostbar!
Wenn du eine gute Idee hast, behalte sie für dich.
Warum nur sitzen, wenn du liegen kannst?
Schon vergessen.
    Einfache Anfangsübungen, die jeder zu Hause oder im Büro nachvollziehen kann, sind zum Beispiel folgende:
     
    Stufe 1
    Als leichtes Warm-up empfehle ich ständiges Gähnen – bei Besprechungen, bei den Mahlzeiten, beim Sport und während des Liebesspiels. Animieren Sie Ihre Umgebung, indem Sie etwa möglichst desillusioniert sagen: »Das bringt doch eh nix« oder »Haben wir das nicht gestern schon gemacht?« Sie werden sehen: Sobald Ihnen Ihre Stellung oder Ihre Beziehung gekündigt worden ist, ist Ihr Geist frei für die nächste Stufe:
     
    Stufe 2
    Legen Sie sich in einen möglichst engen, stickigen Raum. Falls sich die sanitären Anlagen zu weit von Ihrer Liegestätte befinden sollten, empfehle ich das Revival eines alten Klassikers: dem Nachttopf. Anfangs können sie das Fernsehgerät zu Hilfe nehmen. Ein echter Gaffer allerdings schaut auf solche Poser verächtlich hinab. Immer wieder gibt es ja Menschen, die behaupten, gerade gar nichts zu tun, dabei aber klammheimlich fernsehen oder sogar Hausarbeiten verrichten. In dieser Stufe ist der Fernseher als Hilfsmittel jedoch gestattet.
     
    Stufe 3
    Nach ein paar Wochen sollten Sie ganz ohne visuelle oder auditive Stimulanz beim Nichtstun auskommen. Ihre einzige Unterhaltungselektronik ist nun der Kühlschrank, den Sie der Einfachheit halber in Ihr Schlafzimmer gestellt haben. Weiche, breiige Produkte sind nun Ihre Hauptnahrung, denn strenggenommen gehört Kauen schon zu den verbotenen, sportlichen Aktivitäten. Intensives Popeln ist jedoch gestattet und ausdrücklich erwünscht.
     
    Stufe 4
    Sie haben es geschafft. Sämtliche Kontakte zur Außenwelt sind abgebrochen. Die Darmtätigkeit ist eingeschränkt. Wenn Sie es mal nicht zum Töpfchen schaffen, wenden Sie einfach Ihre Matratze. Harren Sie der
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