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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle
Autoren: PeP eBooks
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meine noch schlagende Lebenskraft zappelt vor mir auf dem dreckigen Teppich und es ist schon auf dem Weg zur Tür. Das ist echt scheiße und es tut verdammt weh! Ich würde am liebsten heulen. Ich könnte meine Pizza rauskotzen. Niemals werde ich ihr Höschen sehen oder das, was ihr ihre Girl Power gibt. Diese Erkenntnis trifft mich am härtesten, dann aber dreht sich EJ vom X-Men-Automaten weg und boxt mich ganz fest in die Seite.
    » Höchste Punktzahl, du Warmduscher! Mach mir das mal nach«, brüllt er.
    Es gibt nichts Besseres, als ein Warmduscher genannt zu werden, wenn man gerade mit den Tränen kämpft.

Schlappi, der Pool - Boy
    EJ und ich schließen unsere Fahrräder vor dem Merrian-Freibad ab und gehen durch den Seiteneingang rein, als gehörte die Bude uns. Und sie ist gerammelt voll. Nur noch zwölf Tage bis zum großen Tag und alle wollen die letzten Strahlen der Freiheit genießen. Ich hasse die Schlangen am Sprungbrett, aber dafür steh ich auf die heißen Bräute in den Liegestühlen.
    Das Merrian-Freibad ist mein absoluter Lieblingsplatz auf der ganzen Welt. Hier gehöre ich zu den ganz Großen, weil ich bei den Stadt-Schwimmmeisterschaften Zweiter geworden bin, und nächstes Jahr werde ich Junior-Rettungsschwimmer sein. Ich verbring so viel Zeit hier, dass man meinen könnte, ich arbeite schon längst hier, nur ohne etwas dafür bezahlt zu kriegen und ohne dass irgendjemand auf mich hört.
    Wir schälen uns aus unseren verschwitzten T-Shirts und nicken unseren Jungs Nutt, Hormone, Doc, Levi und Bag zu, die schon mit ein paar älteren Typen am Sprungbrett stehen. Amber Lee residiert in einem der Liegestühle mit Bitchy Nicky, der fetten Abby und dem Rest der Merrian-Junior-High-Girls.
    Als ich gerade meine grasbefleckten Nikes abstreife, höre ich eine vertraute quietschige Stimme von der anderen Seite des Zauns. Ich drehe mich um und erkenne EJs Mom. » Emilio… EMILIO!!! Setz deinen Sonnenhut auf!«, ruft sie durch den Maschendrahtzaun. Mir klappt die Kinnlade runter bei dem Gedanken an die drohende Blamage, er aber dreht ihr nur ganz cool den Rücken zu und macht sich auf den Weg zum Sprungturm. Seit dem Kindergarten hat niemand mehr Emilio zu EJ gesagt, deshalb weiß auch niemand, wen die durchgeknallte Alte da anschreit. Nur ich bemerke seine hochroten Ohren, Zeichen seiner Pein. Für mich ist sie so was wie eine Ersatzmutter– sie hat mir zu essen gegeben, hat mir bei den Hausaufgaben geholfen, hat meine Kotze aufgewischt, hat mich mit in den Urlaub genommen– ich möchte fast sagen, ich liebe diese Frau. Aber trotzdem mache ich es wie EJ und ignoriere ihre Anwesenheit. Völlig umsonst wettert sie weiter: » Du bekommst heute keine Limonade, junger Mann!«, doch das geht ins Leere, und schließlich tritt sie geschlagen den Rückzug an.
    Ich habe diesen Sommer schon ein paar Mal das Auto von meiner Mutter auf dem Parkplatz gesehen, aber sie steigt nie aus, um mich zu blamieren. Seine Eltern zu erziehen, scheint eine hart erlernte Fähigkeit zu sein, die einem Kind ständige Aufmerksamkeit abverlangt. Die Coolness meiner Eltern habe ich meiner Schwester Lynn zu verdanken. Sie ist eine solche Psychopathin, dass meine Eltern wegen ihr die meiste Zeit Todesängste ausstehen und mich deshalb in Ruhe lassen. Als sie in der siebten Klasse war, hat ein Lehrer sie mal zum Spaß bei einer Versammlung zur » Modepolizei« ernannt. Mit dem Spaß war Schluss, als sie dreiundzwanzig Mädchen verhaftete und einem Verhör unterzog und dann den Schulpsychiater der Merrian hinzuzog. Im Vergleich zu ihr halten meine Eltern mich für ein wahres Musterkind. Ich kann mir zwar zu Hause nicht einfach ein Bier aufmachen oder einen Porno reinziehen oder so was, aber schon seit ich neun bin, fahre ich die anderthalb Meilen ins Schwimmbad ganz allein.
    Ich versetze EJ einen unauffälligen Fausthieb, als wir Nick Brock, einen eins achtundneunzig großen und zweihundertfünfzig Pfund schweren All-American-Senior-Linebacker dabei beobachten, wie er vom höchsten Turm springt. Er springt so kraftvoll ab, dass jeder die Luft anhält in der Erwartung, dass das Brett gleich in der Mitte durchbricht. Tut es natürlich nicht. Stattdessen schießt es seine massige Gestalt hinauf in den Orbit. Er bleibt in der Luft stehen– als wäre in diesen Höhen das Gesetz der Gravitation außer Kraft gesetzt–, dann zieht er seine muskelbepackten Beine an seinen Sixpack heran, nähert sich wieder der Erde und legt die größte Arschbombe
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