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Ich glaub, ich lieb euch alle

Titel: Ich glaub, ich lieb euch alle
Autoren: PeP eBooks
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du kannst doch jetzt nicht aufgeben!«, meint das Skelett. » Ich habe doch gesehen, dass du jeden Sprung wie aus dem Lehrbuch beherrschst. Nur der Auerbach fehlt dir noch, oder?«
    Er hat mich durchschaut. Das Skelett kennt mein Potenzial, und er will, dass ich meine wahre Größe zeige. » Du musst vom hohen Sprungbrett springen, Mann!«, sagt er.
    » Was? Du bist wohl total durchgeknallt!«, erwidere ich. Hab ich das Skelett gerade echt durchgeknallt genannt? Ohne Stottern und so, es kam einfach aus mir raus.
    » Klar, du drehst dich nur zu langsam«, erklärt er. » Vom hohen Sprungbrett hättest du den Sprung gerade eben mit Links gemacht. Du würdest von da oben sogar noch eine richtig krasse Arschbombe draufsetzen!«
    Das Skelett überhört meinen » durchgeknallt«-Kommentar, aber er meint es echt ernst. Und irgendwie ist ja was dran. » M-m-m-meinst du wirklich?«, frage ich ihn. Vielleicht hat er ja recht. Wenn man von weiter oben springt, braucht man sich nicht unbedingt schneller zu drehen. Ich würde zur Legende werden, wenn ich den Auerbachsalto schon bei meinem ersten Versuch vom hohen Sprungbrett schaffen würde. Niemand würde sich dann mehr an EJs läppischen Rückwärtssalto erinnern.
    » Klar.« Das Skelett nickt. » Los, mach schon!«
    Sein » mach schon« klingt nicht ganz so überzeugend wie das ermutigende » mach schon« von meinem Dad. Es klingt eher nach » wenn du jetzt nicht sofort machst, dann bring ich dich um«. Langsam klettere ich die Leiter hoch, während ich verzweifelt versuche, das Zittern meines Körpers unter Kontrolle zu bringen. Meine Hände und Füße sind mit Klettern beschäftigt, aber mein Brustkorb benimmt sich wie eine Mörtelmischmaschine aus dem Baumarkt. Als ich oben angekommen bin, sage ich zur Sicherheit » Ganz schön kalt hier«, nur falls zufällig irgendjemand mein Bibbern bemerkt. Es hat ungefähr 33 Grad, aber mir ist kalt.
    Ich höre, wie das Skelett EJ nach meinem Namen fragt, und dann höre ich die anfeuernden Rufe, so wie ich mir das immer gewünscht habe: » Car-ter, CAR-TER, CAR-TER!« Die Mädchen setzen sich in ihren Liegestühlen auf. Pam brüllt zusammen mit den anderen meinen Namen. » CAR-TER, CAR-TER, CAR-TER!«
    Mein Kopf ist völlig leer, als ich den ersten Schritt in Richtung Heldentum mache. Ich bewege mich vorwärts, als drohe mir hinter meinem Rücken jemand mit der Panzerfaust. Ich springe vom Brett hoch wie eine Rakete, die in Richtung Weltall geschossen wird. Schwerfällig werfe ich den Kopf in den Nacken. Mit all der Kraft, die mein Körper hergibt, ziehe ich die Beine an meine Brust. Ich drehe mich und öffne die Augen. Ja, da ist es! Das Wasser. Ich werde nicht sterben. Ich höre, wie die Leute vor Bewunderung die Luft anhalten, weil ich so cool bin. Und dann passiert es… ein kleiner Funke des Zweifels keimt auf und wächst.
    Der Funke ruft: Carter, was zum Teufel machst du da? Einen Auerbach vom höchsten Sprungbrett? Du bist gerade mal vierzehn, was bildest du dir eigentlich ein?
    Und schon haue ich in der Luft die Bremse rein. Ich drücke so fest ich kann auf den Angsthasen-Knopf. Doch leider kennt die Schwerkraft meinen Namen und ruft gerade in diesem Moment nach mir! Ich verkrampfe jeden Muskel in meinem Körper, um das Ganze abzubrechen. Pams vergnügtes Quietschen verwandelt sich in einen panischen Schrei.
    Ich höre, wie eine vertraute Stimme kreischt: » Oh mein Gott!«
    Bei dieser Stimme handelt es sich um meine eigene und die Sache sieht ganz und gar nicht gut aus. Immer wieder hört man Rufe von Zuschauern, doch dann werden plötzlich alle Geräusche von einem lauten PLAAATTTSCHSCHSCH! übertönt.
    Mein Gesicht trifft im selben Moment wie meine Brust, mein Bauch, meine Oberschenkel und meine Füße auf dem Wasser auf. Absolut horizontal. Die Arme und die Beine ausgestreckt, wie ein etwas verunglückter, umgekehrter Schneeengel mitten im Sommer, so lande ich. Ich glaube, ich bin noch nicht einmal nass geworden. Ich pralle einfach vom Wasser ab, als handle es sich um Beton. Der Schmerz in meinem Rücken ist in dem Moment verschwunden, in dem meine komplette Vorderseite vor Schmerzen zu brüllen beginnt. Ich bin überzeugt, dass es mir die Haut von meinem Bauch weggerissen hat.
    Ich werde mich jetzt einfach nur so treiben lassen und mich sammeln. Verdammt, das ist gar nicht gut. Ich bin schwer verletzt! Nicht nur in meinem Stolz, mein Lebenswille ist komplett gebrochen. Ich kann mich nicht mehr bewegen. Wenn ich mich
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