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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma
Autoren: Elizabeth Flock
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etwas direkt ins Gesicht zu sagen.
    “Komm schon”, bettle ich.
    “Na gut.” Sie rutscht etwas zur Seite, um mir auch noch Platz zu machen. “Aber ohne Schuhe, sonst zieht dir meine Mama das Fell über die Ohren.”
    Ich glaube allerdings, dass Mrs. Phillips noch nie jemandem das Fell über die Ohren gezogen hat.
    Es ist ein heißer Tag, vielleicht ist Forsyth deshalb genauso gelangweilt wie wir beide. Diese Hitze saugt einem das ganze Leben aus dem Körper, und trotzdem soll man weiteratmen. Forsyth hat an der Decke ihren eigenen Ventilator, der die brennende Luft aus dem Fenster schiebt und eine angenehme Brise über unsere Haut fahren lässt. Anscheinend gibt es in jedem Zimmer des Hauses einen Ventilator.
    “Haste schon deine Hausaufgaben gemacht?” frage ich sie in der Hoffnung, sie von den Karten abzulenken, damit sie endlich bemerkt, dass sie hungrig ist.
    “Mhm. Mama sorgt dafür, dass ich sie sofort mache, wenn ich aus der Schule komme”, sagt sie. “Und du? Hast du sie denn schon gemacht?”
    “Mhm”, lüge ich. Ich mache meine Hausaufgaben erst, wenn es dunkel wird und dann so schnell, als ob sie schlecht schmecken würden. Emma ist noch zu jung, um Hausaufgaben machen zu müssen.
    “Lass uns die Pfannkuchen von deiner Mama essen”, sagt Emma. Und weil das so unhöflich ist, werfe ich ihr einen mahnenden Blick zu. Mama würde
ihr
das Fell über die Ohren ziehen, wenn sie das gehört hätte.
    Mama und Mrs. Phillips haben schon miteinander telefoniert, aber ich glaube, sie mögen sich nicht besonders. Mama gefällt es nicht, dass wir hier immer so viel zu essen bekommen und gar keinen Hunger mehr haben, wenn wir uns schließlich nach Hause schleppen.
    Forsyth ist außer Emma meine beste Freundin. Wir gehen in eine Klasse seit wir ganz klein sind. Wir sitzen in der Mittagszeit zusammen, und wir verbringen zusammen die Zeit auf dem Hof, wenn ich beim Dodgeball-Spielen rausgeflogen bin. Normalerweise ist sie viel besser gelaunt als heute.
    “Was ist los? Du bist heute so eigenartig?” frage ich sie und versuche, Emma zu ignorieren.
    Sie zuckt mit den Schultern, genauso wie Emma immer.
    “Sag’s mir.”
    Sie schüttelt den Kopf. Sie hat rote Locken und dazu passende Sommersprossen.
    “Dein Daddy?”
    Wieder ein Kopfschütteln.
    “Dann muss es die Schule sein”, sagt Emma.
    “Es geht um Sonny, oder?” frage ich.
    Sonny ist der Schultyrann. Wenn jemand die Treppe hinunterfällt, steht er meistens oben und lacht. Wenn jemand verschwunden ist, dann meist irgendwo in Sonnys Hinterhof. Und wenn irgendwo auf dem Pausenhof ein Feuer ausbricht, hält Sonny meistens das Feuerzeug in der Hand.
    Zum ersten Mal, seit wir ihr Zimmer betreten haben, schaut Forsyth von ihrem Kartenspiel auf. Sie nickt, und die vielen Locken auf ihrem Kopf erzittern wie Mamas Wackelpudding zu Weihnachten.
    “Was hat er getan?”
    Tränen fließen über ihre von Sommersprossen übersäten Wangen. “Er ist einfach total fies”, heult sie, es hört sich an, als würde sie ersticken.
    “Erzähl mir was Neues. Er ist schließlich mein Großcousin, schon vergessen?” Sonny ist derjenige, der mich dazu gebracht hat, meine Zunge auf einen Eiswürfel zu legen, woraufhin er mich lachend durchs ganze Haus gezogen hat. Sonny ist wirklich hundsgemein.
    “Als Gott das Hirn verteilt hat, war Sonny gerade nicht da”, sagt Emma und versucht, die Karten zu mischen.
    “Was hat er denn
diesmal
gemacht?” frage ich Forsyth.
    “Er hat mir auf der Schulbühne die Hose runtergezogen”, weint sie. “Und
alle
haben es gesehen".
    Das war ja schlimmer, als ich befürchtete.
    “
Wie bitte?”
frage ich, aber ich funkle dabei Emma an, die sich ziemlich anstrengen muss, um nicht loszuprusten. Ich glaube, Emma mag Sonny insgeheim, aber ich habe keine Ahnung wieso.
    Nachdem Forsyth nickt, habe ich mich also nicht verhört. “Ich stand auf, um zu spielen.” Forsyth spielt Blockflöte. “Und da hat er einfach so aus der hinteren Reihe meine Hose runtergezogen, und dann haben alle über mich gelacht.” Sie weint jetzt heftiger. “Und ich hatte nicht mal meine gute Unterwäsche an.” Also, das ist ein weiterer Unterschied zwischen Forsyth und uns. In unserer Familie gibt es so etwas wie “gute Unterwäsche” gar nicht.
    “Willst du, dass ich mit ihm spreche?” frage ich sie. Bitte, Forsyth, sag nein.
    “
Nein"
, schreit sie mich praktisch an. “Carrie, schwör’s. Schwöre, dass du mit ihm nicht darüber sprichst. Schwöre!” Sie
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